Garwhal (Indien).

Eine mehrteilige Trekkingtour in Garwhal.

Hallo auf meiner Seite für Garwhal.
Dies ist die Beschreibung einer Trekking-Reise vom 27.09. bis 22.10.2008 in den Norden von Indien, genauer gesagt, nach Garhwal. Auch einige Bilder sind hier zu finden.
Die Schreibweise der Orte kann sehr differieren, selbst an ein und demselben Haus kann der Ortsname unterschiedlich geschrieben sein.

Beim Anklicken der kleinen Bildchen werden diese in einem besseren, grösseren Format heruntergeladen. Um zu diesem Text zurückzukehren, muss der Zurück oder Back Button des Browsers angeklickt werden.
Am Ende der Beschreibung eines jeden Trekkingtages gibt es noch zwei Links zum Download von GPS-Daten des jeweiligen Tages. Einerseits steht das universelle GPX-Format zur Verfügung. Damit können die Track-Daten in viele Karten- und GPS-Programme übernommen werden. Auch für Google Earth ist das GPX-Format geeignet. Andererseits steht das TRK-Format zur Verfügung. Dieses ist für die Anwendung der Kartensoftware Fugawi geeignet. Fugawi kann erst ab Version 4 ebenfalls das GPX-Format lesen. Zum herunterladen und speichern der Track-Dateien den entsprechenden Link mit der rechten Maustaste anklicken und "Ziel speichern unter..." auswählen.

Eigentlich sollte dieser Urlaub einen anderen Verlauf nehmen. Wir wollten von Gangotri aus nach Mana laufen und dabei den Paß Kalindi Khal (5.947 m) überqueren. Doch eine Woche vor unserer Abreise erreichte uns eine beunruhigende Mail: Auf Grund eines Schneesturmes gab es (im Internet zu findende Angaben widersprachen sich) sieben Tote auf diesem Trek. Durch die ITBP konnten einige Trekker gerettet werden. Daraufhin wurde jedoch das komplette Gebiet für den Tourismus gesperrt. Selbst Pilger durften vorerst nicht von Gangotri nach Gaumukh hinauf. Siehe dazu Einträge in einem Forum und den Bericht eines Trägers. Für die Überquerung hatten wir bereits alle erforderlichen Permits durch unsere indische Partneragentur organisiert, auch das vorgeschriebene Satellitentelefon hatten wir preiswert bei M. Cramer gemietet. Doch durch die dramatischen Ereignisse mussten wir in kurzer Zeit unsere Tour komplett umplanen.

Allgemeines: Für Deutsche ist die Einreise relativ problemlos. Es wird ein Visum benötigt, welches über die Indische Botschaft in Berlin bzw. das zuständige Konsulat innerhalb weniger Tage bezogen werden kann. Aktuelle Informationen und Visumanträge im PDF-Format sind unter www.indischebotschaft.de zu finden.
Der Wechselkurs der Indischen Rupie zum Euro lag im Oktober 2008 bei etwa 65:1. Aktuelle Wechselkurse aller Währungen gibt es unter www.oanda.com. Kreditkarten besitzen eine ordentliche Akzeptanz. Auf dem Lande ist manchmal das Wechselgeld etwas knapp, man sollte also immer auch kleine Scheine haben. Allgegenwärtig ist bei Händlern auch die Ausrede, nicht genug Kleingeld zu haben, um das Wechselgeld selbst zu sparen. Wer am Ende der Reise Geld rücktauschen möchte, muß eine Bankquittung über mindestens diesen Betrag vorlegen können. Ein- und Ausfuhr von Indischen Rupien sind offiziell verboten.
Auch wenn dieser Artikel Garwhal in Indien beschreibt, so sollte doch jeder Reisende im Sinne der Erhaltung dieser schönen Umwelt die Vorschläge des ACAP (Annapurna Conservation Area Project) beherzigen. Bei Reisen in große Höhen ist unbedingt auf eine ausreichende Akklimatisirungsphase zu achten. Zeitverschiebung: Gegenüber der Mitteleuropäischen Zeit MEZ besteht eine Verschiebung von +4h und 30min. Während der deutschen Sommerzeit verringert sich die Differenz auf +3h und 30min.

Kurze Geographie: Die Region Garhwal liegt im Norden Indiens im Bundesstaat Uttarakhand, dessen (vorläufige) Hauptstadt Dehradun ist. Uttarakhand hieß bis zum 31.12.2006 Uttaranchal und wurde im November 2000 von Uttar Pradesh abgetrennt. Die Größenangaben schwanken von 53.000 bis 63.000 qkm. Es ist damit etwas größer als die Schweiz (41.285qkm). Die Bevölkerungszahl liegt bei ca. 9.000.000 (2008). Wegen der Nähe zu Tibet und dem nicht immer guten Verhältnis zu China sind in Garhwal Soldaten und größere Kasernen allgegenwärtig. Der höchste vollständig auf indischem Territorium gelegene Berg Indiens (Nanda Devi, ca. 7.820m) befindet sich im Nordosten dieses Bundesstaates. Die Quellen des heiligen Flusses Ganges sind ebenfalls hier zu finden. Weitere Informationen sind z. B. auf der Seite von suedasien.info zu finden.

Geschichte: Besonders im Hochgebirge ist wegen der früheren Ausrichtung zu Tibet hin der Buddhismus weit verbreitet. In den niederen Regionen dagegen ist der Hinduismus die vorherrschende Religion. Aber auch die aus dem Punjab stammende Sikh-Religion ist vertreten. Weitere Informationen sind z. B. auf der Seite von suedasien.info zu finden.

Flora und Fauna: Über 120 Sorten Farn wachsen in Garhwal. Das Spektrum der Bäume reicht von Eichen über wilde Äpfel und Kirschen bis zu Zypressen und Pinien. Allein im Valley of Flowers gibt es ca. 300 verschiedene Arten von Blumen. An Getier sind z. B. Schneeleoparden, Schwarzbären, Rhesusaffen, Fledermäuse, Mountain Goats und Schmetterlinge anzutreffen.

Blümchen im Valley Of Flowers. Mountain Goat am Fuße des Shivling.
Blümchen im Valley Of Flowers. Mountain Goat am Fuße des Shivling.

Hinflug: Sa, 27.09.2008 Mitten in der Nacht um 3.30 Uhr klingelt der Wecker. Was nimmt man nicht so alles auf sich, wenn man in den Urlaub will. Da unsere S-Bahn um diese Zeit noch nicht fährt haben wir uns ein Taxi bestellt. Auf der Autobahn in Richtung Flughafen herrscht bereits reger Verkehr. Am Check-In Schalter steht schon eine lange Schlange. Mit etwas Verspätung startet unsere Boeing 737-300 der KLM und bringt uns in anderthalb Stunden nach Amsterdam. Hier beginnen wir auch gleich die erste Wanderung unseres Urlaubs, denn der Flughafen ist einfach riesig. Vor der Passkontrolle stehen wieder lange Schlangen, aber die Abfertigung geht ziemlich schnell. Am Gate unseres Fluges nach Delhi treffen wir zwei Mitreisende, die wir 2006 bei unserer Tour durch Nepal und Tibet kennengelernt hatten. Gemeinsam wollen wir die diesjährige Tour bestreiten. Nun bringt uns eine MD11 der KLM bis nach Delhi. Die Bestuhlung ist für die Verhältnisse in der Economy-Class recht gut; der Sitzabstand ist in Ordnung, es gibt gute Stützen mit beweglichen Seitenlehnen für den Kopf und an jedem Platz ein komfortables Entertainment-System. Nach acht Stunden Flug erreichen wir Delhi.
Auch hier sind die Passformalitäten erstaunlich schnell erledigt. Wir tauschen gleich etwas Geld und begeben uns zum Ausgang des Flughafens. Hier erwartet uns bereits unser Abholer und ab geht die Fahrt ins nächtliche Getümmel des Riesenmolochs Delhi. Einige Veränderungen gegenüber unserem letzten Besuch fünf Jahre vorher fallen uns sofort auf: Auf den Straßen fahren wesentlich weniger Motorräder und dafür viel mehr Autos. Und es wird eine Metrolinie gebaut. Ergänzend zum bereits bestehenden Netz wird eine Linie bis zum Flughafen hinaus gebaut. Eines aber hat sich nicht geändert: Der Fahrstil und dass die Hupe das wichtigste Bauteil am Auto ist. Allerdings wird in der Nacht jetzt meist statt der akustischen Hupe die Lichthupe benutzt. Ein interessanter Artikel zum Verkehr in Indien ist im Onlineangebot des Nachrichtenmagazins Spiegel zu finden.
Der SUV bringt uns zum Hotel "Regent Continental" im Stadtteil Karol Bagh. Gegen 0.30 Uhr erreichen wir das Hotel. Nach dem Einchecken gibt es nur noch eine kurze Dusche und danach erwartet uns das Bett.

Reise: So, 28.09.2008 Als wir kurz vor acht auf die Uhr sehen, schrecken wir auf. Den Wecker um 7.30 Uhr haben wir glatt überhört. Heute haben wir den ersten langen Fahrtag, auch wenn es nur 220km zu fahren sind, so ist dies auf indischen Highways eine sehr lange Etappe. Um halb zehn starten wir mit unserem bepackten SUV die Fahrt durch den chaotischen Verkehr von Delhi. Wir fahren am 1938 von einer Industriellen-Familie gestiften und Vishnu geweihten Tempel Shri Lakshmi Narain vorbei und weiter auf der N58 gen Norden. Teils ist diese Straße vierspurig ausgebaut, teils ist diese noch im Bau. Aber auch auf den autobahnartig ausgebauten Strecken ist ein schnelles Vorankommen unmöglich. Die Straße teilen sich Fussgänger, Fahrradrikschas, Ochsenkarren, Motorräder, Busse, LKWs von uralt bis neu und natürlich PKWs. Verkehrsregeln werden als nicht existent angesehen - wer am lautesten hupt hat Vorfahrt.
Etwa nach 100 km machen wir bei Khatauli von 13.00 bis 13.45 Uhr an einer netten Raststätte Mittagsrast. Es wird indisches Fast Food angeboten und ein kleiner Park ringsum lädt zum Verweilen ein. In Haridwar nehmen wir das erste Mal den Ganges wahr. An vielen Tempeln nehmen Hindus ihr rituelles Bad im heiligen Wasser. Und gegen 18 Uhr erreichen wir dann endlich nach langer Fahrt unser Hotel "The Great Ganga" in Rishikesh (Hindi: ऋषिकेश). Rishikesh ist eine Pilgerstadt am Fuße des Himalaya auf 360m Höhe und hat ca. 60.000 Einwohner, wobei es eine rasch wachsende Stadt ist. Es gibt viele Tempel und Ashrams welche jedes Jahr von vielen Tausend Pilgern und Touristen besucht werden. Die auch als Yoga-Hauptstadt der Welt bezeichnete Stadt zog bereits 1968 Stars wie Mia Farrow, Donovan und keine geringeren als The Beatles an. Ãœber den Besuch der Beatles gibt es auch ein Buch: "Die Beatles in Indien".
Abends gehen wir noch auf einer schwankenden Hängebrücke über den Ganges und besuchen eine Zeremonie in einem Tempel am Gangesufer. Alles erinnert irgendwie an die Hare Krishna Bewegung aus der Hippiezeit.

Doppelstockbus bei Rishikesh. Puja in Rishikesh.
Doppelstockbus bei Rishikesh. Puja in Rishikesh.

Mo, 29.09.2008 Heute haben wir einen Fahrzeug- und Fahrerwechsel. Wir besteigen um 7.45 Uhr einen etwas älteren Jeep und starten den zweiten langen Fahrtag. Kurz nach zwölf stoppen wir zu einer 45-minütigen Mittagspause an einem "landestypischen" Rasthaus in Narsagu auf 760 m Höhe. Hier ist die Gegend schon ein klein wenig bergig, aber so richtig Himalaya ist das noch nicht.
Aber nach dem Mittag geht es so langsam in die richtigen Berge. Die Fahrt nimmt ein spektakuläres Maß an, immer wieder kommen schneebedeckte Riesen in unser Blickfeld. Aber auch der Zustand der Straßen wird langsam spektakulär. Die Abgründe direkt neben der Straße und teilweise arg eng neben den Rädern sind atemberaubend. Außerdem haben viele Erdrutsche der Straße stark zugesetzt und an manchen Stellen ist sie äußerst schmal geworden. Allerdings wird auch an vielen Stellen gebaut - meist mit ganz einfachen Mitteln wie Hammer und Schaufel. Da sitzen sogar Frauen und Kinder am Straßenrand und klopfen mit einem Hammer größere Steine zu Schotter und Splitt, mit Schaufeln werden riesige Erdmassen bewegt. Nur einige Kilometer weiter werden dagegen aber auch Radlader und Steinmühlen eingesetzt. Indien ist eben ein Land der Kontraste.
Als wir gegen 18.00 Uhr unser heutiges Ziel Joshimath erreichen, so bietet es sich uns anders dar als erwartet. Eigentlich dachten wir, einen Touristenort wie z. B. Lukla vorzufinden. Aber Joshimath ist eine richtige Stadt mit ca. 13.000 Einwohnern. Es gibt riesige Kasernengelände der Armee und der Indo Tibetan Border Police". Das Zentrum liegt auf 1.560 m Höhe; der Ort erstreckt sich aber über mehrere hundert Höhenmeter. Hier beginnt auch eine 3,9 km lange Seilbahn, die Joshimath ab 1.917 m mit dem Wintersportort Auli in 3.027 m Höhe verbindet. In der Nähe der Bergstation gibt es noch einen 500 m langen, aus Frankreich importierten Schlepplift und einen 800 m langen Sessellift. Die Skisaison dauert von Dezember bis März. Jedes Jahr werden hier Ende Februar oder Anfang März die National Winter Sports Championships ausgetragen. Zum präparieren der Pisten werden aus Deutschland importierte Pistenwalzen verwendet.

Di, 30.09.2008 Am Vormittag fahren wir auf einer abenteuerlichen Straße nach Auli hinauf. Hier beginnen wir gegen elf Uhr eine erste mehrtägige Wanderung. Wir könnten unseren Aufstieg durch Benutzung der Seilbahn oder des Sesselliftes abkürzen, aber wir sind ja zum Trekking hier. Mit schwerer Technik werden die Skipisten grundhaft instand gesetzt und für die nächste Saison vorbereitet. Baumaterial dagegen wird per Hand in die Packsäcke von Mulis geschaufelt und diese transportieren das Zeug die Skipiste hinauf. Auch unser Gepäck wird auf Mulis verladen. Außerdem haben wir einen einheimischen Guide und natürlich auch einen Koch dabei.
Wir steigen durch die lange Baustelle die Skipiste hinauf bis zur Bergstation der Seilbahn. Neben dieser gibt es ein Fallschirmrestaurant. Diese Art von Restaurant haben wir schon 2003 in Ladakh kennengelernt. In der Mitte steht eine Stütze und von dieser ausgehend ist nach außen hin ein alter Fallschirm gespannt. Darunter befindet sich eine Miniküche und es stehen ein paar Stühle und manchmal auch Tische bereit. So ist man etwas vor Sonne oder Schauern geschützt.
Nach der Mittagsrast durchqueren wir bei ständigem leichten bergauf ein kleines Waldstück. An einem kleinen Hindutempel begegnet uns eine Hauser-Reisegruppe aus Deutschland. Diese ist schon einige Zeit in den Bergen unterwegs und von den Nachrichten der Welt abgeschnitten. Sie wollen von uns den Ausgang der Landtagswahlen in Bayern wissen. Wir sind zwar einen Tag vor den Wahlen abgereist, aber per Telefon haben wir vom Debakel der CSU erfahren. Irgendwie kam bei den Mitgliedern der Reisegruppe eine gewisse Schadenfreude auf, als sie diese Nachricht von uns erhielten. Nach dem Waldstück führt uns der Weg über sanft geschwungene Almwiesen auf denen viele Schafe und Ziege und auch einige Pferde weideten. Aber auch ein paar Hunde liefen herum und diesen ist hier immer mit einiger Vorsicht zu begegnen. Und von diesen Almwiesen erblickten wir nun auch endlich die Eisriesen dieser Gegend. Kurz nach halb vier erreichen wir unseren Lagerplatz Tali inmitten dieser Hügel auf einer Höhe von ca. 3.400 m. Wir schlagen unsere Zelte auf und genießen etwas später den Sonnenuntergang und die damit verbundene Einfärbung der Berge ringsum. Sobald die Sonne weg ist wird es empfindlich kalt und wir freuen uns über unsere schönen, warmen Daunenschlafsäcke.
GPS-Track des Tages: universelles GPX-Format oder Fugawi 3 - Track.

Bergstation der Seilbahn bei Auli. Zeltplatz oberhalb von Auli.
Bergstation der Seilbahn bei Auli,
im Hintergrund die Nanda Devi (7.816 m).
Zeltplatz oberhalb von Auli.

Mi, 1.10.2008 Das Verstauen des Gepäcks und Einpacken der Zelte braucht noch seine Zeit. Dies wird sich aber ganz sicher im Verlauf dieser Tour noch ändern. So ist es bereits neun Uhr, als wir so langsam aufbrechen. Unter leichtem bergauf und bergab laufen wir durch diese hügelige Landschaft. Immer wieder haben wir die Nanda Devi vor unseren Augen. Dies ist mit 7.816 m der höchste, komplett auf indischem Territorium befindliche Gipfel. (Den Gipfel des Kangchendzönga mit 8.586 m Höhe teilen sich Nepal und Indien.) Sie wurde im Jahre 1936 zum ersten Male bestiegen und war bis zur Besteigung der Annapurna in 1950 der höchste bestiegene Gipfel. Die Besteigung ist seit 1982 nicht mehr gestattet und der Nanda Devi Nationalpark ist seit 1988 UNESCO-Weltnaturerbe.
Der Kamet ist mit seinen 7.756 m der zweithöchste Berg und befindet sich an der Grenze zu Tibet. Aber auch die „kleineren“ Berge sind recht imposant anzuschauen: Nilgiri Parbat (6.474 m) und Dunagiri (7.066 m). Manchmal sind auch die drei Gipfel des Trishul (6.007, 6.690 und 7.120 m) zu sehen. Er war im Jahre 1907 der erste Siebentausender der jemals bestiegen wurde.
Der Weg ist dann an ein paar Stellen etwas ausgesetzt; man bekommt doch das Gefühl, im Hochgebirge unterwegs zu sein. An einer Tali genannten Wiese (3.500 m, Wegpunkt 001) gehen wir vorbei. Manche Gruppen sollen hier ihr Lager aufschlagen, aber es gibt kein sauberes Wasser. Nur zwei Tümpel in denen die Kühe baden. In einem folgenden Waldstück gibt es ebenfalls einen Tali genannten Flecken (3.350 m, Wegpunkt 002); hier gibt es auch sauberes Wasser und prompt sehen wir auch ein paar Leute. Anscheinend gibt es hier keine Übergangszone von Wald zu Gras. Bei uns gibt es für gewöhnlich nach dem Wald noch einige Höhenmeter Krüppelkiefern und Sträucher. Hier aber wechselt die Vegetation von Baum übergangslos zu Gras. Allenfalls sind mal ein paar Rhododendron-Sträucher zu sehen. Aber auch diese haben hier eher die Höhe von Bäumen als von Sträuchern.
Auf einem Kamm zwischen 3.600 und 3.700 m Höhe führt uns der Weg weiter. Zu unserem Zeltplatz Khulara müssen wir dann allerdings wieder bis auf 3.400 m absteigen. Als wir gegen halb vier am Zeltplatz ankommen, haben unsere Muli-Treiber bereits die Zelte aufgebaut. Offensichtlich sind sie nicht ausgelastet, denn die Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit vertreiben sie sich mit Cricket spielen.
GPS-Track des Tages: universelles GPX-Format oder Fugawi 3 - Track.

Do, 2.10.2008 Wir stehen kurz nach sechs auf, draußen sind +5°C und die Sonne scheint bereits. Heute bleiben die Zelte stehen denn wir haben nur einen Tagesausflug vor. 7.45 Uhr starten wir unseren Aufstieg auf einem gut ausgebauten Weg. Das erste Stück dieses Weges kennen wir bereits, denn hier sind wir gestern auch abgestiegen. Nach einer Stunde Aufstieg waren wir an unserer gestrigen Gabelung angelangt. Ein paar Minuten später standen wir am Zeltplatz der anderen Gruppen, die hier unterwegs waren. Darunter befand sich auch eine Gruppe von Schülern aus Sidney, welche sich auf Schulausflug befanden. Der Weg geht weiter auf einer neu gebauten, steinernen Brücke über einen Bach und weiter bergan zu einem kleinen Pass (ca. 3.840m), den wir kurz nach halb zehn erreichen. Die Aussicht von hier oben ist einfach gigantisch, Natürlich klickt auch der Verschluss der Kamera ziemlich häufig. Hier legen wir eine halbstündige Rast ein. Von hier gehen wir noch 20 Minuten weiter zum eigentlichen Pass, der jedoch schon ein kleines Stück unterhalb liegt. Wir schauen auf die andere Seite des Kuari Passes (ca. 3.715 m); die Landschaft dort hat dem Aussehen nach eher den Charakter eines Mittelgebirges, obwohl die Berge da auch noch bis zu 3.000 m hoch sind. Der Weg auf der anderen Seite geht in vielen Serpentinen sehr steil hinab und man könnte z.B. in mehreren Tagen weiter zum See Roop Kund wandern.
Wir aber gehen wieder zum Vorpass zurück und machen eine kleine Mittagspause. Dann steigen wir meist weglos über die Wiese in Richtung Süden zu einem Berg auf. Auch hier gibt es immer noch Zeichen von menschlichen Anwesen; Steinmännchen oder kleine Mäuerchen, die den Hirten Schutz vor dem stetigen Wind geben sollen. Als wir nach einer halben Stunde eine steile Abbruchkante erreichen, sehen wir die von der anderen Seite heraufgedrückten Wolken. Diese schieben sich auch schon bald über die Kante des Berges und die bis dahin sehr gute Sicht verschlechtert sich zusehends. Auf einer Höhe von etwa 4.160 m entscheiden wir uns daher, nicht wie geplant weiter zu einem Vorgipfel (ca. 4.500 m) des Pangarchula (ca. 5.200 m) aufzusteigen sondern durch die Flanke dieses Berges in Richtung unseres Camps abzusteigen. Immer wieder reißt die Wolkendecke mal auf und wir können Blicke auf das tief unter uns gelegene Tal das Dhauli Ganga (ca. 1.800 m) werfen. Auf einem Sporn über dem Fluß ist bei Tapovan eine Kaserne zu sehen. Die planierte Fläche und die Straße zwischen den Gebäuden sieht von der Ferne wie ein Flugplatz aus, ist aber in Wirklichkeit keiner. Gegen 15.45 Uhr erreichen wir wieder unser Camp.
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Unsere Helfer spielen Cricket. Sonnenuntergang im Himalaya.
Unsere Helfer spielen Cricket. Sonnenuntergang im Himalaya.

Fr, 3.10.2008 Die Sonne scheint bereits, als wir uns aus den Zelten quälen. Das Frühstück können wir schon in der wärmenden Sonne einnehmen. Eines unserer Mulis stellt sich ziemlich bockig und kann nur durch viel Geschick und Trickserei mit Leckereien eingefangen und zur Aufnahme unserer Lasten bewegt werden. Gegen 9.15 Uhr starten wir unseren Abstieg auf einem gut ausgebauten Weg. Dieser ist mit Steinplatten regelrecht gepflastert. Senkrecht aufgestellte Steine weisen den Weg, auch wenn dieser wirklich nicht zu verfehlen ist. Immer wieder kann man durch die Bäume auf die schneebedeckten Berge schauen. Auf ca. 2.200 m Höhe erreichen wir die ersten der vielen - sicher mit viel Mühe entstandenen - Terrassenfelder. Sobald wir in die Nähe der ersten Häuser kommen, sind natürlich auch gleich die bettelnden Kinder da.
Als wir gegen 13.00 Uhr den Ort Tapovan auf ca. 1.90 0m Höhe erreichen, gleicht dieser einer einzigen, riesigen Baustelle. Neben einer neuen Hängebrücke wird auch ein Geothermalkraftwerk gebaut. Während wir unser Lunchpaket auf dem Dorfplatz verzehren und auf die Mulis warten, chartert unser Guide einen Jeep für die Rückfahrt nach Joshimat. Doch einer stellt sich für uns und unser Gepäck als zuwenig heraus und es muß noch ein zweites Fahrzeug angemietet werden. Daran mangelt se nicht, denn eine ganze Flotte von Fahrzeugen wartet auf Kundschaft. Wir verabschieden uns von unseren Mulis und deren Treibern und fahren auf einer halsbrecherischen Straße zurück nach Joshimath in unser Hotel. Auch dieser Straßenabschnitt ist immer wieder von Erdrutschen in Mitleidenschaft gezogen worden und es wird auch vielerorts an dieser Straße gebaut.
GPS-Track des Tages: universelles GPX-Format oder Fugawi 3 - Track.

Sa, 4.10.2008 Nach etwa einstündiger Fahrt erreichen wir Govindh Gath (ca. 1.800 m). Unterwegs mussten wir kurz warten, da ein kleiner Erdrutsch die Straße blockierte. Aber durch den Einsatz einer Planierraupe war das Hindernis schnell beseitigt und wenigstens eine Spur wieder befahrber. Der Verkehr konnte weiterfließen und der Stau löste sich auf. Ein Schild an der Straße warnte: "Shooting Stones!". Der Ort Govindh Gath ist der Ausgangspunkt für unzählige Anhänger der Sikh-Religion, die zum heiligen See Hem Kund pilgern wollen. Dies kann auf unterschiedlichste Art und Weise erfolgen. Der größte Teil steigt zu Fuß hinauf. Man kann sich aber auch ein Pferd mieten oder in einer Art Sänfte hinauftragen lassen. Und wer einen prall gefüllten Geldbeutel (oder eine Kreditkarte) dabei hat, der kann sich auch mit dem Hubschrauber hinauffliegen lassen.
Wir nahmen für uns persönlich keine Hilfsmittel in Anspruch, nur unser Gepäck wurde auf zwei Pferde verladen. Der Weg ist fast komplett sehr gut ausgebaut, teils betoniert und mit Geländern versehen. Immer wieder gibt es kleine Gasthöfe, auch mit einfachen Unterkünften, und anfangs sogar öffentliche Telefone. Für die 13 km und den Höhenunterschied von ca. 1.300 m bis nach Ghangaria (ca. 3.100 m) benötigten wir eine reine Gehzeit von etwas mehr als fünf Stunden. Die pilgernden Sikhs sind fast durchweg sehr freundlich und immer wieder wird man in Gespräche verwickelt. Diese Freundlichkeit und auch Wißbegierigkeit uns gegenüber ist scheinbar auch nicht aufgesetzt sondern ehrlich gemeint. Die Nicht-Sikhs und Europäer sind hier auch deutlich in der Minderheit. Der Aufstieg und die Höhe zehren an den Kräften und von entgegenkommenden Leuten werden uns auch immer wieder Bonbons und Traubenzucker angeboten.
In Ghangaria beziehen wir im Hotel "Kuber" Quartier. Gleich gegenüber befindet sich ein Tempel und in dessen Anlage eine große Unterkunft für die Pilger. Während unseres Abendessens werden wir durch einen lauten Knall aufgeschreckt. Dieser war der Beginn eines lang anhaltenden Feuerwerkes, welches aus Anlaß des bevorstehenden Endes der Pilgersaison veranstaltet wurde. In der Umgebung tuckern einige Generatoren vor sich hin und sorgen morgens und abends für ein paar Stunden für elektrischen Strom. Da diese nicht sehr stabil laufen, sollte man auch immer eine Stirnlampe dabei haben.
GPS-Track des Tages: universelles GPX-Format oder Fugawi 3 - Track.

Terrassenfelder bei Tapovan. Pilgernde Sikhs.
Terrassenfelder bei Tapovan. Pilgernde Sikhs.

So, 5.10.2008 Wir starten um 7.45 Uhr unseren Aufstieg zum heiligen See der Sikhs, wir wollen zum Hem Kund. Der Name entstammt dem Sanskrit; Hem bedeutet Himalaya und Kund heißt See. Der See wurde 1930 vom in diesem Gebiet wandernden Havildar Sohan Singh, einem Soldaten und Sikh, entdeckt. Er verband den Gletschersee und die ihn umgebenden sieben Gipfel mit den Schriften des Sikh Guru Gobind Singh (22.12.1666 - 7.10.1708). Dieser beschrieb eben einen Gletschersee, welcher von sieben Gipfeln umgeben war. Fortan war dieser Platz eine Pilgerstätte der Sikhs.
Der Weg ist bzw. wird neu gebaut. Er ist teilweise mit Steinplatten belegt und mit Geländern gesichert. Im oberen Teil gibt es eine neu gebaute, lange Treppe als Abkürzung; doch wir benutzen weiterhin den Weg, denn dieser ist angenehmer zu laufen. Auch hier gibt es am Wegesrand so manche Stätte zum Einkehren. Diese sind hier keine festen Bauten mehr, denn die würden wahrscheinlich dem Winter nicht standhalten. Ein Mäuerchen als Windschutz, ein paar Holzstangen und Planen und fertig ist das Restaurant. Viele dieser "Kneipen" werden bereits abgebaut und wir erfahren, daß am heutigen Tag der Tempel am See mittags geschlossen und alles bereits auf die Winterpause vorbereitet wird. Gegen 11.40 Uhr erreichen wir den Tempel und den unmittelbar dahinter liegenden See (ca. 4.200 m). Auch hier gibt es immer wieder ein paar Raketen die in den Himel steigen oder Knallfrösche, die durch die Gegend plautzen.
Der See liegt idyllisch in einem Talkessel, Schneezungen reichen bis zum Wasser hinab. In diesen Kessel ziehen langsam Wolken hinein und fangen an, die wärmende Sonne zu verhüllen. Trotzdem gibt es einige Pilger, die sich - an Ketten zur Sicherung festhaltend - in das kalte Wasser hineinwagen und sich dieses kalte Wasser auch noch mittels eines alten Blechkanisters über den ganzen Körper schütten. Da friert man schon vom bloßen zuschauen. Andere Pilger stehen ganz andächtig am Seeufer und beten. Währenddessen zieht eine Prozession aus dem Tempel aus und unter Gebeten werden die Tore des Tempels geschlossen. Wir sind also per Zufall live beim Anfang der Winterpause dabei. Auch während des Abstieges unterhalten wir uns mit verschiedenen Leuten. Ein älterer Mann so um die geschätzte 70 erzählt uns, daß er diese Jahr bereits das sechste Mal den anstrengenden Aufstieg nach Hem Kund unternommen hat. Als wir gegen 15 Uhr wieder das Dorf erreichen, beginnt es das erste Mal in diesem Urlaub leicht zu regnen.
GPS-Track des Tages: universelles GPX-Format oder Fugawi 3 - Track (Aufstieg) und Fugawi 3 - Track (Abstieg).

Mo, 6.10.2008 In der Nacht hat es geregnet und die umliegenden Berge schimmern in frischem Weiß. Am Tempel gegenüber werden die Verzierungen, welche unserem weihnachtlichen Lametta ähnlich sehen, entfernt. Mit dem Schließen des Tempels in Hem Kund ist auch in diesem Dorf Schluß. Auch unser Hotel wird in einigen Tagen schließen und in die Winerpause gehen. Wir wollen heute noch einen Ausflug ins nahe Valley Of Flowers machen. Unsere Tour startet heute 9.15 Uhr. Als wir am Ende des Dorfes den Bach überqueren wollen, ist bereits eine Brücke abgebaut worden und wir nutzen eine Ausweichmöglichkeit über eine kleine Holzbrücke. Die Wolken werden immer schwerer und bald beginnt es wieder zu regnen. Im Tal der Blumen sind jetzt natürlich nur noch die verblühten Reste der Blumen zu sehen. Nur hier und da lugt noch ein kleines, blühendes Pflänzchen zwischen den Steinen hervor. Die hauptsächliche Blütezeit ist hier im Juni und Juli. Von den umliegenden Gipfeln sieht man nur ab und an mal ein bißchen was, meist sind diese in dichte Wolken gehüllt. Auf dem Rückweg müssen wir den Bach steinehüpfend überqueren, da bereits auch die morgens noch vorhandene Ausweichbrücke abgebaut wurde. Dem Winter würde dies offensichtlich alles nicht standhalten.
Als wir kurz vor 15.00 Uhr wieder Ghangaria erreichen, gleicht dieses schon einer Geisterstadt. Das quirlige Leben ist vorbei. Die Geschäfte sind größtenteils mit Holzplatten vernagelt und es sind nur noch wenige Leute zu sehen. Dieses Dorf wird in wenigen Tagen in einen tiefen und langen Winterschlaf fallen.
GPS-Track des Tages: universelles GPX-Format oder Fugawi 3 - Track.

Der steile Weg von Hem Kund hinab nach Ghangaria. Das verregnete Valley Of Flowers.
Der steile Weg von Hem Kund
hinab nach Ghangaria.
Das verregnete
Valley Of Flowers.

Di, 7.10.2008 Auch heute morgen sieht es wie in einer Geisterstadt aus - keine Leute die nach Hem Kund hinauf wollen; nur noch wenige, die hinab nach Govindh Gath wollen; verrammelte Läden; keine herumstreunende und auf Kunden wartende Pferde. Wir starten kurz vor acht. Am Dorfausgang liegt ein riesiger Haufen mit Müllsäcken. Vielleicht wird dieser hier gleich verbrannt, wenn die meisten Leute aus dem Dorf verschwunden sind. Auf dem Weg nach unten begegnen wir immer wieder Pferden, die Holz nach oben tragen. Vielleicht wird es noch in den Häusern in Ghangaria für das nächste Jahr eingelagert, denn für das sofortige verbrennen sieht es noch zu feucht aus.
Unten in Govindh Gath, welches wir gegen zwölf erreichen, steht schon unser Jeep bereit, der uns zu unserem nächsten Etappenziel Badrinath bringen soll. Normalerweise gibt es auf dieser Strecke eine Einbahnstraßenregelung; zu bestimmten Zeiten geht es nur bergan und zu bestimmten Zeiten geht es nur bergab. Eine für diese Straße sehr verständliche Regelung. Aber so richtig hält man sich nicht an diese Regelung. So kommt es auf der schmalen Straße immer wieder zu waghalsigen Ausweichmanövern. In Badrinath (ca. 3.100 m) beziehen wir Zimmer im völlig neuen Hotel "New Snow Crest". Die Zimmer sind sehr geräumig und haben Heizung und Dusche mit warmen Wasser. Beides ist uns natürlich sehr willkommen.
Wir steigen wieder in unseren Jeep und fahren noch ein paar Minuten bis nach Mana (ca. 3.150 m). Hier endet der von Delhi kommende Highway NH58, den wir nun in seiner kompletten Länge befahren haben. Und hier wären wir auch nach gelungener Kalindi Khal-Überquerung angekommen. In diesem kleinen Dorf ist ziemlich viel Betrieb. Wir besuchen ein Hindu-Heiligtum in einer Höhle, deren Geschichte 5.116 Jahre zurück reichen soll.
Es geht zurück nach Badrinath. Dieses wurde bereits im 9. Jh. gegründet und wird von über einer halben Million Pilgern jährlich besucht. Diese Anzahl ist sicher rasant ansteigend, den es werden einige Hotels neu gebaut. Wir wollen noch einen Tempel besuchen.
Der Badrinath Temple (auch Badrinarayan Temple) liegt über dem Ufer des Alaknanda Flusses und ist einer der heiligsten Tempel der Hindus. Er gehört zum Char Dham, einem Pilgerkreis im indischen Himalaya, bestehend aus den Orten Yamunotri, Gangotri, Kedarnath und Badrinath. Der Tempel ist Vishnu geweiht und von Ende April bis Anfang November geöffnet. Es gab immer wieder Renovierungen und Neubauten wegen Beschädigungen durch Lawinen oder durch das große Erdbeben im Jahre 1803. Unmittelbar unterhalb des Tempels gibt es heiße Quellen, die das ganze Jahr mit einer konstanten Temperatur von ca. 45°C sprudeln. Für Männer gibt es offene Badebecken, für Frauen gibt es ein Badehaus. Viele Hindus nehmen in diesen Quellen ein rituelles Bad, bevor sie in den Tempel gehen. Rings um den Tempel gibt es natürlich eine ganze Reihe von Läden, in denen man Opfergaben oder rituelle Gegenstände (oder was dafür ausgegeben wird) kaufen kann.
Etwas abseits des Tempels laufen wir durch eine Straße, die schon etwas in Vergessenheit geraten zu sein scheint. Die sicher ehemals schönen Häuser sind halb verfallen und unbewohnt. Etwas weiter werden wir von einer Schar Kinder umringt, die unbedingt fotografiert werden wollen.
GPS-Track des Tages: universelles GPX-Format oder Fugawi 3 - Track.

Mi, 8.10.2008 Ein langer Fahrtag steht uns bevor, darum starten wir bereits um 6.50 Uhr. Wir machen in Joshimath kurz Station, um unseren indischen Guide abzusetzen. Kurz hinter Joshimath gibt es schon wieder einen Aufenthalt, weil Steine die Straße versperren. Aber dieser Aufenthalt ist glücklicherweise nicht von langer Dauer. Unsere Mittagsrast machen wir wieder im schon von der Hinfahrt bekannten Narsagu. Kurz hinter Srinagar (gegen 15.00 Uhr) biegen wir von der Hauptstraße ab und fahren Richtung Tehri. Hier entstand mit dem Tehri-Staudamm ein sehr ehrgeiziges Projekt Indiens. Es werden der Bhagirathi und der Bhilangana aufgestaut. Der Damm ist ein 261m hoher Schüttdamm und gehört damit zu den zehn höchsten Dämmen der Welt. Die Fläche des Stausees liegt bei reichlich 40 qkm. Seine beiden Siemens-Turbinen sollen 2.000 MW Strom liefern. Die Kosten wurden ursprünglich mit 4 Millionen US-Dollar angesetzt, schlußendlich wurde mehr als eine Milliarde verschlungen. Die Planungen begannen für diesen Damm begannen 1972, die Bauarbeiten 1978 und 2006 ging der erste Generator ans Netz. Der Bau war heftig umstritten und wurde durch langwierige Prozesse verzögert. Etwa 100.000 Menschen mußten umgesiedelt werden. 1991 gab es in der Region ein Erdbeben der Stärke 6,8 nach Richter-Skala, dessen Epizentrum nur 50 km vom Damm entfernt lag. Der Damm soll für eine Stärke bis 7,2 ausgelegt sein. Auch wenn die Vorhersage von Erdbeben auch heute noch schier unmöglich ist, so befürchten Seismologen für diese Region Beben bis zu einer Stärke von 8,2.
Nach der Überquerung des Stausees an einer schmalen Stelle auf einer einspurigen, 400 m langen Hängebrücke fahren wir auf schmalen und halsbrecherischen Sträßchen durch den Himalaya. Der Fahrer hat nicht die Hauptstraße, sondern eine Abkürzung gewählt. Und für Abkürzungen braucht man besonders in unbekanntem Gelände bekanntlich Zeit. Die Sonne verschwindet langsam hinter den Bergen und wir fahren immer noch auf schlechter Piste kurvenreich durchs Gebirge. Glücklicherweise weiß unser Fahrer, daß ein Auto auch Scheinwerfer hat und versteht diese nutzen, keine Selbstverständlichkeit in Indien. Er erweist sich wenigstens als sicherer Fahrer und bringt uns dennoch sicher nach Uttarkashi (ca. 1.200 m), wo wir gegen 19.40 Uhr in die 17.000-Einwohner-Stadt einfahren. Hier empfängt uns ein Verkehrschaos. Wagen mit mehreren lärmenden Lautsprechern stehen auf der Straße oder werden langsam dahin geschoben. So dauert es bis 20.45 Uhr, bis wir endlich unsere kleine, aber feine Unterkunft erreichen. Da es hier kein Essen gibt, fahren wir anschließend noch in die Stadt und fallen etwas später nach einem Tag mit Nichtstun total müde in die Betten. Das einzig erwähnenswerte an dieser Stadt ist wohl das Nehru Institute of Mountaineering.

Frisch verschneite Berge oberhalb von Ghangaria. Einstreifige Hängebrücke über den Stausee Lake Tehri.
Frisch verschneite Berge
oberhalb von Ghangaria.
Einstreifige Hängebrücke
über den Stausee Lake Tehri.

Do, 9.10.2008 Auch heute steht wieder ein langer Fahrtag auf dem Programm. Wir starten 8.45 Uhr an unserem Hotel und fahren wieder in die Stadt. Hier treffen wir unseren Guide für die nächsten Wandertage und unsere Kochmannschaft. Diese verladen die nötigen Utensilien auf einen zweiten Jeep und machen sich dannn auch auf den Weg. Anfangs kommen wir auf der ganz gut gebauten NH108 gut vorwärts. Aber auch diese Straße verfügt später über längere Strecken über keine befestigte Decke und so werden wir wieder ausgebremst. Ganz zum Erliegen kommt der Verkehr gegen 10.15 Uhr, als wir an ein Stauende heranfahren. Schnell erfahren wir, daß die Straße durch einen Erdrutsch blockiert ist und es wohl längere Zeit dauern wird, bis die Straße wieder passierbar ist.
Wir machen uns auf einen Spaziergang und schauen uns die Bescherung an. Ein riesiger, tonnenschwerer Felsblock versperrt die Straße. Ein paar fleißige Leute sind schon dabei, mit Preßluftbohrern den Fels zu bearbeiten. Der Block soll gesprengt werden. Danebenstehende Leute betrachten argwöhnisch den Hang oberhalb. Es muß offensichtlich mit weiteren Abgängen gerechnet werden. Oben im Hang ist ein Haus zu sehen, von dem nur noch ein Teil steht; der andere Teil ist schon mit dem Hang abgerutscht. Während der Sprengung kann man natürlich nicht direkt daneben stehen, diese hören wir gegen 12.30 Uhr aus sicherer Entfernung. Der Rumms dröhnt durchs ganze Tal. Nun ist zwar der große Block gesprengt, aber die Straße muß jetzt noch zumindest halbwegs befahrbar gemacht werden. So können wir dann gegen 14.00 Uhr endlich unsere Fahrt langsam fortsetzen. Zum Glück wird unsere Fahrtrichtung zuerst freigegeben und wir quälen uns hinter der Absturzstelle am Stau der Gegenrichtung auf diesem schmalen Hochgebirgssträßlein vorbei. Gangotri (ca. 3.100 m) erreichen wir viertel vor vier.
Hier endet auch die Straße. Am Parkplatz warten schon Träger, die sich einen Job von den Neuankömmlingen erhoffen. Wir gehen durch die Hauptgeschäftsstraße (es gibt nur die eine) zu unserem Hotel "Mandakini Guest House". Der Titel Hotel ist natürlich etwas hoch gegriffen, aber wir erwarten hier schließlich auch keine goldenen Türklinken. Abends tritt unsere Kochmannschaft das erste mal in Aktion und serviert uns ein leckeres Menü.

Fr, 10.10.2008 Auch wenn wir auf den beiden vorangegangenen Fahrtagen nichts weiter auszustehen hatten, waren diese anstrengend. So gönnen wir und heute einen Ruhetag in Gangotri. Der Ort wurde Anfang des 18. Jahrhunderts gegründet und bildete sich rings um den der Göttin Ganga geweihten Tempel.
Wir lassen uns auf der Terrasse die Sonne auf den Pelz brennen, schlendern über den langen Basar und kaufen Postkarten. Die Qualität ist ziemlich schlecht und man muß schon sehr genau suchen, bis man ein paar akzeptable in den Händen hält. Auf der linken Flußseite soll es eine kleine Poststation geben, die wir nach kurzer Suche auch finden. Es ist allerdings keiner da. Ein Angestellter einer benachbarten Unterkunft sagte uns, daß ab abends sechs Uhr geöffnet sei. Doch auch abends nach sechs lag die kleine Poststation noch genauso verwaist da wie mittags; weit und breit kein Mensch zu sehen.
Nachmittags besuchten wir noch einen imposanten Wasserfall des Bhagirathi (Hindi: भागीरथी), den man über einen Weg hinab vom Parkplatz erreicht. In Gangotri wird vor allem am und im Fluß viel gebaut. Die Pilger sollen gefahrlos ein Bad im Bhagirathi, dem wichtigsten Zufluß des Ganges, nehmen können.

Ein Felssturz versperrt die Straße nach Gangotri. Wasserfall in Gangotri.
Ein Felssturz versperrt
die Straße nach Gangotri.
Wasserfall in Gangotri.

Sa, 11.10.2008 Endlich geht es wieder auf Tour. Wir lassen einige Sachen, die wir auf dem kommenden Treck nicht benötigen, im Hotel zurück. Vom Hotel starten wir gegen 9.00 Uhr und steigen ein paar Meter den Hang hinauf. Immer einige Meter über dem Fluß gehen wir das Tal des Bhagirathi hinauf. Am Ende von Gangotri wurde eine massive Rinne gebaut, die offensichtlich herabstürzende Fluten oder gar Lawinen kanalisieren und am Ort vorbeileiten soll. Der meist gut ausgebaute Weg wird vom Frühjahr bis Herbst täglich von vielen Hindu-Pilgern genutzt, die bis nach Gaumukh wandern wollen. Einige Seitenbäche überqueren wir auf abenteuerlichen Brücken. Deren Holzbalken sind mit Stricken an großen Felsblöcken befestigt, damit sie von einer Flut nicht vom Wasser mitgerissen werden. Die Brücke ist nach einer solchen Flut zwar zerstört, aber das Baumaterial ist wenigstens noch am Ort und so kann die Brücke binnen weniger Stunden neu errichtet werden.
An einem schattigen Platz in einem Wäldchen bei Chirbasa (ca. 3.600m) machen wir eine einstündige Mittagsrast. Die Hitze in der Sonne ist schier unerträglich. Selbst im Schatten zeigt mein Thermometer noch 20°C. Nachmittags kommt dann etwas Wind auf und wir nutzen unsere Tücher als Mundschutz gegen den Staub. Hinter einer Moräne erblicken wir dann gegen 15.45 Uhr plötzlich die Häuser von Bhojbasa (ca. 3.800 m) in einer Mulde vor uns. Es gibt ausreichend Platz für Zelte und auch einige Übernachtungsmöglichkeiten in Hütten. Am Talende leuchten die drei Bhagirati-Gipfel (6.450 bis 6.860 m) in der goldenen Abendsonne; und auch der Gangotri-Gletscher ist schon zu sehen. Unsere Träger sind noch nicht da und so müssen wir uns noch etwas gedulden, bis wir unsere Zelte aufbauen können.
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So, 12.10.2008 Gegen 7.00 Uhr in der Frühe erreichen die ersten wärmenden Sonnenstrahlen unseren Zeltplatz. Nach dem Frühstück brechen wir um halb zehn auf zu unseren nächsten Etappe. Weiterhin ist der Weg gut ausgebaut und es sind viele Pilger unterwegs. Immer wieder führt der Weg an der rechten Talseite aber auch an stark erdrutschgefährdeten Stellen vorbei. Hin und wieder rieseln auch ein paar kleinere Steinchen herab; also mußte man bei solchen Gelegenheiten seinen Blick von der wunderschönen Landchaft losreißen und sicherheitshalber einen Blick nach oben werfen.
Etwas oberhalb von Bhojbasa führt der Weg durch eine Gegend, wo zur Zeit ein Projekt zur Wiederaufforstung läuft. Es ist zu hoffen, daß die hier neugepflanzten Bäumchen die stark rutschigen Hänge etwas befestigen können. Zur Bewässerung wurden ein paar Tümpel angelegt, die durch ihre blaue Folie wie Swimmingpools im Hang liegen.
Wir laufen (in Fließrichtung gesehen) weiter auf der rechten Hangseite entlang und erreichen Gaumukh (Hindi: गौमुख). Ãœbersetzt heißt dies etwa soviel wie Kuhmaul. Dies bezieht sich wohl auf die Höhle am Ende der Zunge des Gangotri-Gletschers, aus der der Bhagirathi (Hindi: भागीरथी) entspringt. Er ist einer der vier Quellflüsse des heiligen Ganges und so mancher gläubige Hindu nimmt an diesem Quell ein Bad in den wahrlich eisigen Fluten. Dabei stört es einige offensichtlich nicht, daß die wärmende Sonne das Eis des Gletschers zum Schmelzen bringt und sich immer wieder Steine und Eisbrocken aus dem Gletscherrand lösen und in unmittelbarer Nähe der Badenden herabstürzen. Jedes Jahr sollen sich deshalb hier auch zahlreiche Unfälle ereignen.
Da wir auf dem Rückweg wieder hier entlangkommen, halten wir uns nicht weiter am Gaumukh auf. Wir steigen an der Flanke den Gletscher hinauf. Dieser ist über und über mit Gesteinsschutt bedeckt und sieht deswgen gar nicht so wie ein "richtiger", schöner Gletscher aus. Steinmännchen weisen einen Weg an die linke Talseite. Diesen Malen sollte man aber auch nicht blindlings folgen, denn auch auf diesem Weg lauern Gefahren durch Gletscherspalten. Wir steigen den sehr, sehr steilen Hang hinauf; dieser ist rutschig und nicht gerade einfach zu begehen. Da auch hier noch eine ganze Menge Leute unterwegs sind muß man aufpassen, daß man nicht einen Stein von oben abbekommt. Als der Hang erklommen ist, überrascht eine Ebene mit grünen Wiesen. Von hier ist es nur noch ein 15-minütiger Spaziergang bis zu einem Platz namens Tapovan. Auf der Anhöhe einer Moräne stehen ein paar Hütten, die im Sommer auch bewohnt sind. Z. B. von einer älteren Dame, die den Sommer hier verbringt und jeden Morgen mehrere Stunden auf einem Felsblock sitzt und ihre Gebete singt. Wir versuchen, mit ihr ins Gespräch zu kommen und sie überrascht uns mit einem absolut perfekten Englisch.
Als die Sonne gegen 16.15 Uhr hinter den Bergen versinkt wird es sofort kalt. Doch noch wird der gigantische Block der Bhagirathi-Gipfel von der Sonne angestrahlt und auch der Gipfel des majestätischen Shivling (6.543 m), zu dessen Füßen wir hier zelten, glänzt noch golden in der Abendsonne.
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Blick das Bhagirathi-Tal hinauf. Eine Wiese namens Tapovan. Im Hintergrund die Bhagirathi-Gruppe.
Blick das Bhagirathi-Tal hinauf.
Im Hintergrund die Bhagirathi-Gruppe.
Eine Wiese namens Tapovan.
Im Hintergrund die Bhagirathi-Gruppe.

Mo, 13.10.2008 Ruhetag in Tapovan. Ausschlafen. Aber als gegen 7.00 Uhr die errsten Sonnenstrahlen unser Zelt treffen, stehe ich auf. Nicht nur die Wiese draußen, sondern auch die Innenwand des Zeltes ist mit einer Reifschicht überzogen. Wer rastet der rostet. Und so steigen wir nach dem Frühstück auf wiederum sehr steilen Pfad aus Schutt und Geröll auf die Seitenmoräne des Meru-Gletschers hinauf.
Unterwegs treffen wir auf die Mitglieder einer isländischen Expedition, die den Shivling besteigen wollen (Website der Expedition). Nach dem Urlaub, am 10.November 2008, bekam ich auf meine Anfrage, wie die Expedition denn ausgegangen sei folgende Antwort:
Part of the group is now back in Iceland, and the other part will be trekking in Nepal until 24. November.
We didn't reach the top of Mt. Shivling, but made it up to the icewall in 6100 meters. The main reason why we didn't go any further was the risk of avalanches, for we got a lot of new snow after we startet our ascent.

Vom Grat der Moräne kann man dann auf den Gletscher hinab- und in den Kessel zwischen Mt. Meru und Shivling hineinschauen. Auch der Meru-Gletscher ist kein "schöner" Gletscher, sondern über und über mit Geröll bedeckt. Erst im oberen Teil sieht er etwas weiß aus.
Wir genießen eine Weile die Aussicht und treten dann auf gleichem Weg den Rückzug in unser Camp an. Auf der Wiese treffen wir auf eine größere Herde Mountain Goats. Sie scheinen bisher keine schlechten Erfahrungen mit Menschen gemacht zu haben, denn sie sind relativ zahm und man kann sich ihnen bis auf wenige Meter nähern. Auch dann treten sie nicht die Flucht an sondern ziehen sich nur ein paar Meter zurück. Nach reichlich drei Stunden waren wir wieder im Camp zurück. Wir verbringen den Nachmittag noch ein bißchen mit der Erkundung der näheren Umgebung.
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Der Shivling (6.543 m) am frühen Morgen. Abends schieben sich Wolken das Tal hinauf.
Der Shivling (6.543 m) am frühen Morgen. Abends schieben sich Wolken das Tal hinauf.

Di, 14.10.2008 Gegen 9.30 Uhr starten wir unseren heutigen Trekkingtag. Wir gehen noch ein kleines Stück das Tal des Gangotri-Gletschers hinauf und treffen dann auf einen schmalen Pfad, der uns steil und rutschig auf den Gletcher hinab führt. Ein kleines Stück weiter sind ein paar Mountain Goats im Hang unterwegs und lassen Steine herabpurzeln. Also muss man wieder nicht nur auf den Weg sondern auch nach oben schauen. In ständigem Auf und Ab bahnen wir uns den Weg über den Gletscher. Immer wieder ging einer unserer Köche oder Träger voraus und suchte den Weg durch das Spaltenlabyrinth. Auf der anderen Seite des Gletschers geht es wieder den Hang hinauf, aber diesmal nicht so steil. Hier gibt es wieder eine von Wiese bewachsene Ebene, die Nandanban genannt wird. Laut verschiedener Karten liegt diese Wiese etwa 100 m niedriger als Tapovan, dies ist aber falsch. Nandanban ist mindestens 100 m höher gelegen. Eigentlich wollten wir hier campen, aber der Wasserlauf war trocken und ohne Wasser kann man schließlich schlecht kochen. Einsam und verlassen steht eine kleine Wetterstation am Fuße der Bhagirathis. Wir gehen das Seitental noch ein Stück weiter hinauf bis wir gegen 15.00 Uhr eine kleine Mulde erreichen. Hier gibt es zwar auch noch kein Wasser, aber dafür liegt etwas Schnee und den kann man ja bekanntlich zu Wasser schmelzen. Während wir das Tal hinaufgelaufen sind, haben die heraufziehenden Wolken den Himmel verdunkelt und auch der Shivling ist in den Wolken schon fast verschwunden. Das Wetter verschlechtert sich zusehends und es setzt leichter Graupel- und Schneefall ein. Hoffentlich wird der Schneefall in der Nacht nicht zu stark. Wie es wohl der isländischen Expedition ergangen ist?
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Mi, 15.10.2008 Das Wetter hat sich über Nacht erwartungsgemäß nicht gebessert, wenigstens hat es aber auch nicht nennenswert geschneit und man mußte nachts nicht aufstehen, um das Zelt von der Schneelast zu befreien. Wir entscheiden uns deswegen, nicht wie ursprünglich geplant zum See Vasuki Tal aufzusteigen und eine weitere Nacht hier zu verbringen, sondern nach Gaumukh abzusteigen. Wir packen also unsere Sachen zusammen und machen uns um 10.00 Uhr wieder auf den Weg.
Bis auf den Gangotri-Gletscher ist es der gleiche Weg wie beim Aufstieg am Vortag. Der Weg über den Gletscher ist teils mit Steinmännchen und teils mit Fähnchen markiert; trotzdem ist er nicht immer leicht zu finden. Wir müssen einen weiten Bogen auf den Gangotri-Gletscher hinaus laufen, um die Brüche an der Einmündung des von rechts kommenden Chaturang-Gletschers zu umgehen. Nachdem wir uns wieder an den rechten Talrand herangearbeitet hatten, liefen wir teils auf der Seitenmoräne, teils zwischen Moräne und Bergwand hinab bis Gaumukh. Ein paar hundert Meter unterhalb Gaumukh schlagen wir gegen 14.45 Uhr auf einem großen, staubigen Platz unsere Zelte auf. Abends setzt wieder leichter Schneefall ein.
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Überquerung des Gangotri-Gletschers. Blick über den Gangotri-Gletscher nach Tapovan.
Ãœberquerung des Gangotri-Gletschers.
Im Hintergrund der Shivling.
Blick über den Gangotri-Gletscher
nach Tapovan.

Do, 16.10.2008 Wir legen einen Ruhetag ein. Zeitig kommen bereits die ersten Pilger auf dem Weg zum Kuhmaul vorbei. Viele von ihnen übernachten in Bhojbasa, laufen früh morgens nach Gaumukh und dann am gleichen Tage noch hinab bis nach Gangotri. Dort nehmen sie dann am nächsten Morgen einen Bus für die Heimreise. Einige von den Pilgern sehen auch nicht besonders gut aus, denn die meisten von ihnen sind eine solche Wanderung nicht gewöhnt und erst recht nicht in dieser Höhe. Kaum einer nimmt sich Zeit, um sich ausreichend zu akklimatisieren.
Am späten Vormittag laufen wir am Bach entlang bis hinauf zum Kuhmaul. Hier stehen wir nun an der Wiege der heiligen Ganga (Sanskrit, गङ्गा), einem Fluß, der für fast eine Milliarde Menschen einen höchst spirituellen Wert hat. Für Hindus ist es die größte Erlösung, an den Ufern des Ganges zu sterben und die Asche des Körpers dem Fluß übergeben zu lassen. Die Pilger nehmen hier ein rituelles Bad in den eiskalten Wassern; sie füllen sich auch noch Wasser in Flaschen und Kanister ab, um es mit heim zu nehmen und auch noch nach Jahren durch eine Waschung mit diesem Wasser von der Pilgerfahrt profitieren zu können. So ganz gefahrlos ist der Aufenthalt an diesem Gletschertor aber auch nicht, denn es lösen sich Steine oder Eisbrocken aus der Gletscherzunge und prasseln hernieder. Dadurch kommt es auch immer wieder zu Verletzungen von Pilgern. Das Wasser und der Frost bilden an den Steinen ganz bizarre Formen aus Eis.

Fr, 17.10.2008 Der Morgen überrascht uns mit blauem Himmel. Heute steht unser letzter Wandertag dieses Urlaubs an. Wir verabschieden uns von Gaumukh und beginnen unseren Rückweg um 9.30 Uhr. Die Sonne läßt die weißen Eisriesen vor dem blauen Himmel noch einmal so richtig zur Geltung kommen. An einigen Steinen sind Markierungen mit Jahreszahlen angebracht, wie weit der Gangotri-Gletscher einmal ins Tal reichte. Vorbei an Bhojbasa erreichen wir kurz nach zwölf Chirbasa. Wie auf dem Hinweg machen wir hier in diesem kleinen Wäldchen wieder unsere Mittagsrast. Als wir nach einer dreiviertel Stunde wieder aufbrechen, ist von blauem Himmel plötzlich nicht mehr viel zu sehen. Die Berge hinter uns sind schon vollkommen in dichte Schneewolken eingehüllt und auch wir müssen bangen, daß uns vielleicht auch bald Schnee oder Regen einholt. Aber wir sind noch ausreichend fix unterwegs und so erreichen wir kurz nach drei nachmittags trocken Gangotri, wo wir uns wieder im "Mandakini Guest House" einquartieren.
Da uns unsere Träger- und Kochmannschaft hier verlassen wird, überreichen wir ein paar Trinkgelder. Mit einigen Ausrüstungsgegenständen, die wir nicht mehr benötigen aber welche hier für die Träger von großem Nutzen sein können, veranstalten wir eine kleine Tombola. So entscheidet das Los, wer welchen Gegenstand bekommt und es wird sich hoffentlich keiner stark benachteiligt fühlen.
GPS-Track des Tages: universelles GPX-Format oder Fugawi 3 - Track. Hier fehlen im Track leider die letzten paar hundert Meter; ich hatte es verpaßt, rechtzeitig die Batterien meines GPS-Empfängers zu wechseln.

Am Kuhmaul (Gaumukh) sprudelt der Bhagirathi aus dem Gletschertor. Bizarre Eisformen am Kuhmaul.
Am Kuhmaul (Gaumukh) sprudelt der
Bhagirathi aus dem Gletschertor.
Bizarre Eisformen am Kuhmaul.

Sa, 18.10.2008 Und wieder steht uns ein langer Fahrtag bevor. Wir starten um 7.30 Uhr in Gangotri, machen Mittagsrast in Uttarkashi, wo wir auch unseren Guide und die Kochmannschaft verabschieden, und erreichen Rishikesh kurz vor 18.00 Uhr.

So, 19.10.2008 Heute legen wir in Rishikesh einen Tag Pause ein, um uns von den "Strapazen" des Trekkings auszuruhen. Wir treiben uns ein bißchen in der Stadt herum. In den letzten Tagen hatten wir herrliche Ruhe um uns herum und so nerven uns die vielen stinkenden und lärmenden Autos recht bald. Briefmarken für unsere Postkarten bekommen wir keine, denn das Postamt hat Sonntags natürlich geschlossen. Im Hotel gönnen wir uns eine erholsame Massage.

Slums in Rishikesh. An einer Tankstelle in Rishikesh.
Slums in Rishikesh. An einer Tankstelle in Rishikesh.

Mo, 20.10.2008 Und wieder steht uns ein langer Fahrtag bevor. Wir starten um 8.30 Uhr in Rishikesh und erreichen Delhi gegen 16.00 Uhr. Wie auf der Hinfahrt machten wir in einem Rasthaus bei Khatauli Mittagsrast. Danach verließen wir den Highway NH58 nach Delhi und fuhren auf einer schmalen, aber meist relativ gut asphaltierten Straße entlang dem Upper Ganga Canal. Bei Muradnagar, schon im "Speckgürtel" von Delhi, trafen wir dann wieder auf die NH58. Unser Fahrer chauffierte uns in das wuselige Delhi hinein, fand aber unser Hotel nicht. Immer wieder hielt er Passanten den Zettel mit dem Namen unseres Hotels hin und bekam dann Tips von ihnen. So bemerkten wir, daß er gar keine lateinischen Buchstaben lesen konnte. Wir hielten mal wieder an einer Ecke um nach dem Weg zu fragen und durch Zufall sahen wir das Hotel vor unserer Nase.
Abends treffen wir uns zum Essen in unserem Hotel mit einer Bekannten aus Deutschland, welche z. Zt. hier in Delhi für eine deutsche Firma arbeitet. Sie kennt die Gegebenheiten des indischen Postwesens natürlich besser als wir. So erreichten unsere Karten dann nach nur einer Woche die Adressaten in Deutschland.

Di, 21.10.2008 Am letzten Tag begaben wir uns auf Erkundungstour in Delhi. Mit einem Tuk Tuk ließen wir uns zum Connaught Place fahren. Hier gibt es jede Menge Geschäfte, Restaurants und nicht so viel Verkehr. Die Gebäude sind mit Arkadengängen versehen und man kann prächtig flanieren. Den Durchschnittsinder wird man hier allerdings nie treffen. Der Platz ist kreisrund angelegt und hat mehrere Ringstraßen. Vom inneren Ring mit einem Durchmesser von etwa 250m gehen viele Straßen strahlenförmig ab. In der Mitte befindet sich eine riesige Grünfläche. Durch den vielen Smog ist die gegenüberliegende Seite des Platzes jedoch schon kaum zu sehen. Von hier fuhren wir mit der Metro zum Roten Fort (Lal Qila). Dieses riesige Bauwerk wurde nach dem Vorbild des Forts in Agra von 1639 bis 1648 erbaut. Prächtige Hallen aus Marmor und Sandstein werden durch grüne Züge eines schönen Gartens miteinander verbunden. Wenn man in diesem Gelände wandelt glaubt man kaum, daß man sich in diesem 18-Millionen-Molloch Delhi befindet. Mit der Metro ging es zurück nach Karol Bagh und mit einer Fahrradrikscha weiter zum Hotel. Wir speisten noch zu Abend, bevor wir dann zum Flughafen gebracht wurden. Beim Einchecken war noch etwas umpacken angesagt, da der Bedienstete am Schalter das Limit von 20kg sehr genau nahm.

Das Rote Fort in Delhi. Deutsche Autos in Delhi.
Das Rote Fort in Delhi. Noch gibt es nicht viele:
Deutsche Autos in Delhi.

Mi, 22.10.2008, Rückflug: Unser Rückflug ist für 0.50 Uhr angesetzt. Mit KL872 fliegen wir durch die Nacht zurück nach Amsterdam, wo wir früh morgens kurz vor sechs eintreffen. Da wir nun wieder den Schengen-Raum betreten, müssen wir durch die Grenzabfertigung hindurch. Für unseren Weiterflug nach München haben wir keinen langen Aufenthalt zu erdulden und können bereits 7.30 Uhr mit KL1791 wieder starten und sind knapp anderthalb Stunden später in München. Hier ist nun die S-Bahn unser letztes Verkehrsmittel und dann ist auch dieser Urlaub Geschichte.

Reiseveranstalter von Deutschland aus organisiert
  Adventure Trekking Garhwal Himalaya
  Joshimath (Uttarakhand, India)
  Tel.: +91 (0)1389 222609
  e-mail: garhwalhimalaya@gmail.com
www.adventuretrekking.org Internet: www.adventuretrekking.org

Weitere Infos über Indien gibt es unter anderem hier:
Südasien Info. Südasien Info
Indien allgemein
Südasien Info. Südasien Info
Uttarakhand (Uttaranchal)
Indische Botschaft Berlin. www.indischebotschaft.de

Literatur- und Filmtipps:

  • Indischer Himalaya, U. und E. Neumann, Bruckmann, München 1998, ISBN 3-7654-3310-1
  • Trekking in the Indian Himalaya, Garry Weare, Lonely Planet, Footscray 2002, ISBN 1-74059-085-6

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