Erdbeben in Nepal.

http://www.alpinclub.com Wie schon zu Naturkatastrophen in Pakistan hat der Alpinclub Sachsen e.V. auch zum Erdbeben vom 25.04.2015 in Nepal eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Die eingehenden Spenden auf dem Spendenkonto werden durch vielerlei persönliche Kontakte zu 100% für die direkte und unbürokratische Hilfe für Erdbebenopfer verwendet (keinerlei Verwaltungskosten oder Gebühren, wie bei vielen großen Hilfsorganisationen). Bitte unterstützen Sie die Aktion mit einer Spende.

Nepal.

Trekkingtour rund um die Annapurna-Gruppe.

Dies ist die Beschreibung einer Trekking-Reise vom 29.09. bis 25.10.2004 nach Nepal, genauer gesagt, an die Annapurna-Gruppe. Diese über 8.000m hohe Berggruppe wird auf einer nicht wenig begangenen Route umrundet. Auch einige Bilder sind hier zu finden. Die Höhen- und Positionsangaben wurden mit Hilfe des GPS-Empfängers Garmin etrex ermittelt. Die Schreibweise der Orte kann sehr differieren, selbst an ein und demselben Haus kann der Ortsname unterschiedlich geschrieben sein.

Beim Anklicken der kleinen Bildchen werden diese in einem besseren, grösseren Format heruntergeladen. Um zu diesem Text zurückzukehren, muss der Zurück oder Back Button des Browsers angeklickt werden.

Allgemeines: Für Deutsche ist die Einreise relativ problemlos. Es wird ein Visum benötigt, welches über die Nepalesische Botschaft in Berlin (www.nepalembassy-germany.com) innerhalb weniger Tage bezogen werden kann. Alternativ kann man das Visum auch direkt bei der Einreise auf dem Flughafen in Kathmandu bekommen. Dieses Visum hat eine Gültigkeitsdauer von sechs Monaten ab Tag der Ausstellung und berechtigt zur einmaligen Einreise und einem 60tägigem Aufenthalt in Nepal. Der Wechselkurs der Nepalesischen Rupie zum Euro lag im Oktober 2004 bei etwa 90:1. Kreditkarten besitzen keine hohe Akzeptanz; Geldautomaten, an denen man per Kreditkarte Bargeld bekommt, gibt es nur in Kathmandu. Auf dem Lande ist manchmal das Wechselgeld etwas knapp, man sollte also immer auch kleine Scheine haben. Die Rupie ist nicht frei konvertierbar, also darauf achten, daß am Ende der Reise nicht viel Geld übrig ist. Auf dem Flughafen in Kathmandu wird bei der Ausreise eine Gebühr von 1.100 Rupien erhoben. Diese kann auch in US-Dollar (ca. 15,00 USD) beglichen werden. Jeder Reisende sollte im Sinne der Erhaltung dieser schönen Umwelt die Vorschläge des ACAP (Annapurna Conservation Area Project) beherzigen. Bei Reisen in große Höhen ist auf eine ausreichende Akklimatisirungsphase zu achten. Hinweise zur Gesundheit auf Reisen sind in meiner Linkliste zu finden.
Gegenüber der Mitteleuropäischen Zeit MEZ besteht eine Verschiebung von +4h und 45min. Während der deutschen Sommerzeit verringert sich die Differenz auf +3h und 45min.

Kurze Geographie: Nepal liegt etwa auf der Höhe von Nordafrika. Die Hauptstadt ist das 1.400m hoch gelegene Kathmandu mit ca. 1Mio Einwohnern. Diese Zahl kann allerdings nur eine grobe Schätzung sein. Die Gesamtfläche Nepals entspricht der von Österreich und der Schweiz zusammen. Die Klimazonen können unterschiedlicher nicht sein. Vom tropischen Terai (ab 60m über NN) im Süden bis zu den hochalpinen Zonen des Himalaya (bis 8.848m) im Norden werden sämtliche Klimazonen auf kleinstem Raum eingeschlossen. Der Himalaya ist ein Faltengebirge, welches durch das Aufeinandertreffen der Indischen auf die Eurasische Platte vor ca. 140Mio Jahren aufgetürmt wurde. Diese Bewegung hält noch immer an; zahlreiche kleinere und größere Beben sind die Folge. Siedlungen sind auch in Höhen von 4.000m noch anzutreffen. Häuser noch weiter oben werden jedoch im allgemeinen nur im Sommer bewohnt. Diese Hütten bestehen meist aus ein paar trocken gesetzten Steinwänden. Das Dach wird erst im Früjahr bzw. Sommer aus Plastikplanen oder grob geflochtenem Korb aufgelegt. Die das Gebirge entwässernden Flüsse münden über kurz oder lang alle im heiligen Ganges. Durch die zunehmende Abholzung und das damit verlorengehende Speicherpotential wird auch die Bodenerosion und das gefährliche Anschwellen der Wassermassen gefördert. Die Energie des Wassers wird jedoch noch nicht ausreichend genutzt.

Geschichte: Gegen Ende des 14. Jh. baut König Jayasthitis einen geordneten Staat auf. Rechte und Pflichten der unterschiedlichen Kasten werden per Codex festgelegt. Mit dem Tod des Königs Yakshya 1482 zerfällt das Reich in vier Teile mit den Hauptstädten Kathmandu, Bhaktapur, Patan (Lalitpur) und Banepa. In den folgenden Jahren gibt es ständige Kämpfe zwischen diesen Reichen, jedoch nicht nur auf dem Schlachtfeld sondern auch auf dem baulichen Sektor (dazu sollten heutige Staatspräsidenten in der ganzen Welt übergehen!). Das führte zu einem Aufblühen des Handwerkes und dem Entstehen einer Vielzahl von Gebäuden. 1768/ 69 fallen die Königsstädte in die Hand von Prithvi Narayan Shah aus Gorkha. Dies gilt als Geburtsstunde des heutigen Nepals. Kathmandu wird zur Hauptstadt des neuen Reiches und die Shah-Dynastie besteht bis heute. Nepal greift die britische Kolonialmacht 1814 in Indien an, verliert jedoch. Die Briten sind von der Kampfkraft der Nepalesen jedoch derart beeindruckt, daß die legendären Gurkha-Regimenter gegründet werden. 1846: Der Offizier Jung Bahadur Kanwar läßt während einer Krisensitzung fast alle seiner politischen Gegner ermorden. Die Macht liegt nun in den Händen der sich Rana nennenden Dynastie dieses Offiziers. 1923 wird Nepal von Großbritannien als unabhängiger Staat anerkannt. Im 2. Weltkrieg kämpfen ca. 250.000 Gurkhas. Aufgrund indischer Vermittlung wird 1951 eine Koalitionsregierung aus Mitgliedern der Rana- und der Shah-Dynastien sowie der Nepali Congress Party gebildet. Der Neuseeländer Edmund Hillary und der Sherpa Tensing Norgay bezwingen 1953 den Mt. Everest. 1981 finden die ersten halbwegs freien Wahlen statt. 1990: die gravierenden Umwälzungen in Osteuropa schwappen selbst nach Nepal über. Nach massiven Protesten und einigen hundert Toten wird ein Mehrparteiensystem zugelassen und zur konstitutionellen Monarchie übergegangen. Die ersten wirklich freien Wahlen finden 1991 statt, welche vom Nepali Congress gewonnen werden. Seitdem gibt es ständige Wechsel an der Regierungsspitze. Auch die Kommunisten sind ab und an dabei. Die Maoisten sind besonders im Westen Nepals aktiv, weiten aber ihre Aktivitäten mittlerweile bis nach Kathmandu aus. Durch ihren Bombenterror sind sie bislang für den Tod von mehr als 1.300 Menschen verantwortlich. Am 1.06.2001 wird ein großer Teil der Königsfamilie durch Kronprinz Dipendra ermordet. Es soll zum Streit gekommen sein, weil Dipendra nicht die Frau heiraten durfte, die er wollte. Eine nicht authorisierte Übersetzung ins Englische des ofiziellen Berichts der Untersuchung ist unter www.nepal-dia.de zu finden. Neuer König wurde Gyanendra, der jüngere Bruder von Dipendra.

Weihnachsstern. Weihnachsstern.

Flora und Fauna: Wegen der extremen Höhenunterschiede gibts es auch extreme Unterschiede bei der Flora. Im tropischen Terai wächst der artenreiche Monsunwald. Hier wird Reis und Zuckerrohr angebaut. In den niedrigen Höhenlagen bis 2.400m wachsen Nadelwälder , Eichen und der im frühen April blühende Rhododendron. Bis 3.200m gedeihen Ahorn, Birken sowie Scheinkastanien. Oberhalb dessen bis zur Baumgrenze bei ca. 3.900m wachsen Tannen, Birken und Rhododendren sowie Primeln und viele Kräuter, welche auch in der Heilmedizin verwandt werden. Die Wälder Nepals sind stark gefährdet, da nach wie vor der größte Teil des Energiebedarfes aus Brennholz abgedeckt wird. Petroleum ist als Energiequelle noch nicht weit verbreitet.
Vor allem im Terai sind zahlreiche Schlangenarten anzutreffen, hauptsächlich Kobras, Pythons und Vipern. Weiterhin gibt es in Flüssen lebende Wasserschlangen, neben einigen Krokodilen. Affen sind bis in Höhen von etwa 3.500m zu finden. Wildschweine, Tiger, Leoparden und Schakale sind mit etwas Glück (?!) bis in Höhen von 3.000m anzutreffen. Bis 4.000m können Schneeleoparden, Wölfe und Bären auftauchen. Einen ganz harmlosen Marienkäfer sah ich auf etwa 4.100m.

Hinflug: Mi, 29.09.2004 Der ICE bringt mich von Leipzig nach Frankfurt. Auf dem Weg vom Hauptbahnhof zum Flughafen treffen bereits einige der Reisegruppe aufeinander. Mit einem Airbus der Gulf Air heben wir schließlich um 11:30 in Frankfurt ab. Nach einem eigentlich kurzen Stopp zum Umsteigen in Bahrain soll der Flug weiter nach Abu Dhabi führen. Soll. Denn beim Check-In in Frankfurt ist wohl etwas passiert, was nicht hätte passieren sollen. Ein paar unserer Truppe können nicht mit dem geplanten Flug, sondern erst einem späteren weiterfliegen. Nach endlosen und nervenaufreibenden Diskussionen mit dem Flughafenpersonal starten wir so erst spät in der Nacht zu dem kurzen Hüpfer nach Abu Dhabi. Wegen der langen Wartezeit bis zum Weiterflug nach Kathmandu am nächsten Mittag werden wir hier allerdings mit einem Kleinbus zu einem Hotel gebracht. Die Frage des Herrn an der Rezeption, ob wir noch ein Abendessen wünschen, wird mehrheitlich verneint und wir fallen unverzüglich und todmüde in die Betten. Allerdings nicht ohne vorher die Klimaanlage auszuschalten, da der Raum bereits die Temperatur eines Gefrierschrankes angenommen hat.

Do, 30.09.2004 Nach einem ausgiebigen Frühstück geht es nun wieder per Kleinbus zum Flughafen zurück. Bei Tageslicht kann man nun einen Blick auf die ultramoderne Skyline von Abu Dhabi werfen. Eine Stadt, die scheinbar am Reißbrett entworfen und innerhalb weniger Jahre aus dem Wüstenboden betoniert worden ist. Eine Retortenstadt. Gegen 11:50 startet unser Flugzeug zur nächsten Etappe mit dem Ziel Kathmandu, wo wir am zeitigen Abend eintreffen. Vor der Landung schweben wir am Rande des Himalaya entlang und können schin von weitem die vielen Eisriesen bestaunen. Jetzt genieße ich also schon zum zweiten Male den Landeanflug auf das von hohen Bergen umsäumte grüne Kathmandutal. Die Einreiseformalitäten sind relativ schnell erledigt. Wir hatten die Visa diesmal nicht vorher bei der Botschaft, sondern erst bei der Einreise am Flughafen in Kathmandu eingeholt. Die Bezahlung des Visums ist auch kein Problem, denn es werden alle bedeutenden Währungen angenommen. Nur Bares ist Wahres. Nun geht es per Bus unter lautem Gehupe durch den quirligen Verkehr zu unserem Hotel "Tradition" im Touristenviertel Thamel. Es ist immer wieder erstaunlich, wie - nach unseren Verhältnissen - chaotisch der Verkehr hier läuft. Kreuz und quer, scheinbar ohne Beachtung irgendwelcher Regeln. Trotzdem ist uns kein Unfall zu Gesicht gekommen. Am Abend besuchen wir noch das "Rum Doodle". Eine Kneipe, die wir nach unserer Trekkingtour nochmals besuchen werden. Und dann werden wir dort einen ganzen Fuß hinterlassen.

Reise: Fr, 1.10.2004 Heute steht eine Stadtbesichtigung von Kathmandu auf dem Programm. Wir beginnen in am östlichen Stadtrand von Kathmandu gelegenen Pashupathinath. Hier ist das wichtigste hinduistische Heiligtum Nepals. Der dem Gott Shiva gewidmete Haupttempel ist Ungläubigen nicht zugänglich, jedoch gibt es ringsherum jede Menge andere sehenswerte Bauten. Außerdem kann man auch durch das meist offene Tor einen Blick auf die heilige goldene Kuh werfen. Überquert man den schmalen Bagmati-Fluß, so gelangt man zu einer Anhöhe. Von dieser kann man die gesamte Tempelanlage sehr gut überblicken. Am Ufer des Bagmati befinden sich zahlreiche Verbrennungsstätten. Hier werden die Toten auf Holzhaufen aufgebahrt, mit angefeuchtetem Stroh abgedeckt und nach einer kurzen Trauerzeremonie angebrannt. Nach dem Verbrennen wird die Asche in den Bagmati geworfen, dieser trägt dann die Asche in den heiligen Fluß Ganges.
Mit dem Bus fuhren wir weiter zum buddhistischen Heiligtum von Bodnath. Die Stupa von Bodnath zählt mit ihren 40m Durchmesser zu den größten buddhistischen Bauwerken der Welt. Wahrscheinlich stammt die Stupa, ebenso wie die in Swajambunath, aus dem 14. Jh. Die 13 Stufen des Turmes symbolisieren die 13 Stufen spiritueller Erkenntnis, der Schirm ganz oben symbolisiert die Erleuchtung. Am Fuße der Stupa befinden sich hunderte von Gebetsmühlen und 108 kleine Statuen. Im Cinya Lama Gompa wohnt der Cinya Lama, nach Dalai Lama und Panchen Lama das dritthöchste spirituelle Oberhaupt der tibetischen Buddhisten.
Auf dem Weg zu einem weiteren Tempel machten wir noch an einer Buddhastatue halt, die mir 2001 noch nicht aufgefallen war. Konnte sie auch nicht, wie sich gleich herausstellte, denn sie ist erst in 2002 gebaut worden. Sie ist rund 20m hoch und wurde von einer Gemeinschaft aus dem Manang-District erbaut.
Am westlichen Stadtrand von Kathmandu steht auf einem Hügel thronend die Anlage von Swajambunath. Hier steht eine Stupa, welche schon zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden ist. Die hier allgegenwärtigen Affen haben ihr auch den Beinamen "Monkey Temple - Affentempel" eingebracht. Über eine 365 Stufen zählende Treppe kann der Berg mit der Tempelanlage erklommen werden. Da wir hier zu einem Trekkingurlaub waren, schonten wir aber unsere Kräfte und fuhren mit dem Bus aine kleine Straße hinauf, fast bis in den Tempel hinein. Immer wieder wird man von Händlern angesprochen. Es ist erstaunlich, wieviele Sprachen einige davon beherrschen (auch wenn es dabei nur um das Ankurbeln eines Verkaufes handelt). Auf der Harmika (einem viereckigen Aufbau auf der Kuppel der Stupa) prangen die alles beobachtenden Augen Buddhas. Um die Stupa herum sind unzählige Gebetsmühlen aufgebaut. Gläubige drehen diese im Uhrzeigersinn (andersherum bringt Unglück) und ersparen sich damit das langwierige Aufsagen der Gebete denn das Gebet steht bereits auf der Gebetsmühle: Om Mani Padme Hum. Zu deutsch etwa: Ehre sei Dir, Du Juwel in der Lotusblüte. Um die Stupa herum stehen noch weitere zahlreiche Schreine und Gebäude. Die meisten stammen vermutlich aus dem 14. Jh., als die Tempelanlage nach der Zerstörung durch Moslems wieder aufgebaut wurde. Zahlreiche Damen sitzen auf dem boden und flechten Kränze aus Blumen, die von Gläubigen gekauft und den Göttern geopfert werden.
Anschließend fahren wir wieder zurück in die Stadt zum Durbar Square (Königshof), von einheimischen auch Hanuman Dhoka genannt. Hier steht ein Sammelsurium von Tempel- und Palastanlagen auf engstem Raum. Im Auftrage der UNESCO wurden einige Gebäude 1972 ... 75 restauriert. Und wir haben Glück, denn heute ist einer der wenigen Tage, an dem sich die Kumari von Kathmandu - eine lebende Kindgöttin, Reinkarnation der Göttin Taleju und Beschützerin der Königsfamilie - außerhalb ihrer Gemächer befindet. Während eines Umzuges durch die Stadt im Rahmen des Indra Jatra Festes sitzt sie auf einem von drei riesigen hölzernen Wagen, die von Menschen an Stricken durch die engen Gassen gezogen werden. Bei dem Tempo, welches die Wagen teilweise vorlegen und bei diesem unglaublich dichten Gedränge ist es erstaunlich, dass niemand von diesen Wagen zermalmt wird.
Abends machen wir dann noch eine kleine Shoppingtour durch die zahlreichen Outdoorläden, um uns mit den letzten Utensilien für unsere Trekkingtour auszustatten. In einem gemütlichen Restaurant, wo wir nach nepalesischem Stil auf dem Boden sitzend unser Essen einnehmen, beschließen wir den aufregenden Tag in Nepals Hauptstadt.

Sadhus in Pashupatinath. An der Stupa in Bodnath.
Sadhus in Pashupatinath. An der Stupa in Bodnath.

Sa, 2.10.2004 Am Morgen laden wir unser Gepäck auf das Dach des Busses und endlich geht es hinaus aus diesem hektischen Kathmandu. Vorbei an herrlicher Vegetation, durch tief eingeschnittene Täler und häufig ein paar Eisriesen in Sichtweite führt die Busfahrt. Nach einer siebenstündigen Busfahrt , unzähligen Polizeikontrollen und mit kräftig durchgeschüttelten Knochen erreichen wir unseren Startort für das Trekking um die Annapurna-Gruppe - das ungefähr 800m hoch gelegene Besi Sahar. Da wir auf dieser Fahrt auch an ausgebrannten Lkw- und Buswracks vorbeikamen, wurden wir immer wieder daran erinnert, dass die Auseinandersetzungen mit den Maoisten gar nicht so fern sind. Hier werden wir für einige Tage von dem Abschied nehmen, was wir Zivilisation nennen. Nachdem das Gepäck nunmehr auf unsere Trägerschar verteilt worden ist, geht das langersehnte Trekking endlich los. Durch die tropische Vegetation laufend erreichen wir bei leichtem Regen und bereits bei Dunkelheit Bhulbhule (ca. 840m). In einer relativ komfortablen Lodge bezogen wir unsere Zimmer und wurden vom Rauschen des Marsyandi Rivers und des immer stärker werdenden Regens in den Schlaf geleitet.

So, 3.10.2004 Durch die üppige grüne Vegetation mit den typischen terrassierten Reisfeldern bahnen wir unseren Weg durch das Tal des Marsyandi Flusses und überqueren ihn auf schwankenden, unendlich langen Hängebrücken. In Bahundanda steht das Swiss Alpen Hotel. Hier ist wohl ein Schweizer wegen einer Nepalesin hängen geblieben und hat ein kleines Hotel eröffnet. Auf dem Platz vor dem Hotel spielten unbeschwert Kinder. Nachdem wir ein paar Stifte verteilt hatten, waren diese noch glücklicher als zuvor. Immer wieder werden wir vom Regen gepeinigt. Doch dieser speist mit seinem Wasser unzählige Wasserfälle, die teils über mehrere hundert Meter in die Tiefe stürzen. So erhalten wir mit diesen Naturschauspielen eine kleine Entschädigung. Eigentlich ist es egal, ob man die Regenkleidung trägt oder nicht. Hat man sie nicht an, so wird man naß vom Regen. Hat man sie an, so wird man naß vom schwitzen beim Laufen in diesem feuchtwarmen Klima. Unser Nächtigungsort liegt hoch über dem Flußtal bei Syange (ca. 1.150m)

Mo, 4.10.2004 Frühmorgens taucht die Sonne den gegenüberliegenden Hang mehr und mehr in ihr Licht. So, wie sich der Schatten am Hang hinabbewegt, könnte man glatt eine gigantische Sonnenuhr daraus bauen, mit einem gewaltigen, über 400m hohen Wasserfall in ihrer Mitte. Steil geht es bergab ins Tal, um auf einer schwankenden Hängebrücke den Marsyandi zu überqueren. Auf der gegenüberliegenden Seite steht am Talgrund ein kleines Häuschen. In dieses führt eine Wasserleitung vom oberhalb liegenden Wasserfall hinein und eine Stromleitung hinaus. So wird hier offensichtlich regional Strom erzeugt. Liegt ja auch ganz nahe. Schließlich wollen sich die Lodgebetreiber ja auch die neuesten Schmachtschinken aus den indischen Bollywood-Studios hineinziehen... Immer wieder begegnen uns in diesem unglaublich eng und tief eingeschnittenen Tal Eselkarawanen. Diesen sollte man auf den engen Brücken auch immer den Vortritt lassen. Ein Bergsturz hat den Fluß unter sich begraben, doch das Wasser sucht sich seinen Weg unter den Steinen hindurch. Der Weg ist teilweise in den Fels hineingehauen und wird arg steil. Fast scheint es, als würde es aus diesem nur wenige Meter breiten Tal nur noch einen Ausstieg senkrecht nach oben geben. Doch dies scheint nur so. Denn urplötzlich steht man vor einem Chörten und schaut auf eine weite Ebene. Ein Sprung in eine andere, gemütlichere Welt. Der Marsyandi mäandert ruhig dahinplätschernd durch das urplötzlich weite Tal. Und nun sehen wir auch schon unser heutiges Etappenziel: Tal (ca. 1.700m). Übersetzt heißt das "See" und angesichts dieser weiten Ebene kann man gut glauben, daß man sich auf dem Grund eines früheren Sees befindet. Ein See muß mit Wasser gefüllt werden und so gibt es am Abend das vertraute Geräusch des Regens.

Di, 5.10.2004 Wir durchqueren die weite Ebene und schauen immer wieder nach oben. Aber leider nicht zu den Bergspitzen, sondern zu den sie verhüllenden Wolken. Wenigstens regnet es nicht. An den wieder enger werdenden Talwänden kann man die Reste mehrerer kleiner Erdrutsche sehen. Die Berge sind hier in Bewegung. Nach dem vielen Reis, der Gerste, dem Weizen und den Kartoffeln der letzten Tage sehen wir nun auch am Wegesrand eine Pflanze, die uns vom Aussehen her wohlbekannt ist: Cannabis. Diese Pflanzen wachsen hier wie Unkraut. Manche Menschen hier tragen auch Körbe mit geernteten Pflanzen auf dem Rücken und manche sitzen vor ihrer Hütte. Und was sie dort rauchen, ist garantiert keine normale Marlboro. Wir übernachten in einer ganz neuen Lodge in Koto Qupar, einer kleinen Ansammlung von Häusern in nunmehr schon 2.600m Höhe. Abends hole ich das erste Mal einen leichten Fleecepullover aus dem Gepäck.

Mi, 6.10.2004 Frühmorgens erwartet uns ein Blick der Superlative. Südwestlich von uns recken sich die schneebedeckten Gipfel von Lamjung Himal (6.932m) und Annapurna II (7.939m) in den kalren, blauen Himmel. Und östlich von uns lugt der Gipfel des Manaslu (8.163m) über den "kleineren" Bergen hervor. Wir können uns gar nicht satt daran sehen, wie die morgendliche Sonne in goldenen Farbtönen von den Eisriesen reflektiert wird. Schon wegen einer solchen Vorstellung lohnt die weite Reise. Nur kurz nach unserem Abmarsch gelangen wir nach Chame (2.670m). Hinter dem am Ortseingang üblichen Chörten wartet ein Polizeiposten auf uns und kontrolliert das Trekkingpermit. Umständlich muß man auch noch seine Personalien doppelt in zwei Büchern eintragen. Das dauert zwar seine Zeit, aber schließlich sind wir ja im Urlaub. Chame ist ein verhältnismäßig großer Ort und verfügt auch über eine Schule. Wir verteilen ein paar Tröten an fröhliche Kinder und schauen uns ein kleines Kloster an. Ein Stück hinter Chame öffnet sich das Tal etwas und wir wandern durch ausgedehnte Apfelplantagen. Die Äpfel in Bhratang schmeckten vorzüglich. Ein in atemberaubender Art und Weise aus dem Fels herausgeschlagener Weg führt uns durch die folgende enge Schlucht. Nachdem wir diese Passage hinter uns gelassen haben überqueren wir ein weiteres Mal auf einer schwankenden Hängebrücke den Fluß. Dabei sehen wir rechts von uns eine 1.200m hohe Felswand. Diese Wand liegt da wie eine geneigte Ebene und der Stein scheint aus einem einzigen Guß zu sein. Schließlich erreichen wir Pisang. Dieses Dorf ist zweigeteilt. Lower Pisang, in dem wir absteigen, liegt auf 3.200m Höhe auf der rechten Seite des Marsyandi; Upper Pisang klebt 100 m höher auf der linken Flußseite an den Hängen des Pisang Peak (6.092m).

Do, 7.10.2004 Und wieder grüßen uns die Gipfel der umliegenden hohen Berge. Der gleißend helle Schnee steht in herrlichem Kontrast zum dunkelblau des Himmels. Auf einem breiten Waldweg kämpfen wir uns bis auf den Bergkamm Ngoro Danda (ca. 3.400m) hinauf. Aber was heißt hier Bergkamm bei nur 3.370m Höhe, wo rings um uns Berge mit Gipfeln bis zu über 8.000m stehen! Trotzdem hat man von hier einen schönen Blick auf das weite Tal bei Humde, auch Ongre oder Hongde genannt. Nach einer kleinen Verschnaufpause stiefeln wir hinab in das Tal und gelangen schließlich auch nach Humde. Es gibt einen kleinen unbefestigten Flugplatz mit Verbindung nach Pokhara. In der Ortsmitte steht eine lange Reihe von Gebetsmühlen. Bei Mungji (3.330m) fällt uns an einer Hütte die Beschriftung "Seabuckthorn-Juice" auf. Und tatsächlich bekommen wir dort auch richtig frisch gepreßten Sanddornsaft. Ein köstlicher Trunk und mit dem Saft aus der Flasche bei uns nicht zu vergleichen. Schon von weitem ist an den ausgeaperten Ufern des Marsyandi die Stadt Manang (3.540m) zu sehen. Am späten Nachmittag unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang durch den Ort. Es gibt mehrere kleine Läden, ein Postamt, und sogar ein Kino. In einer Sanitätstation versehen zwei kanadische Ärzte ihren Dienst und halten täglich einen Vortrag über Höhenkrankheit. Am Gletschersee des Gangapurna-Gletschers treffen wir einen Deutschkanadier, der in Tübingen Medizin studiert und zur Zeit unseres Urlaubs ein Praktikum im Kinderkrankenhaus von Kathmandu, dem Einzigen des ganzen Landes, absolviert.

In einem Kloster in Chame. Annapurna III (7.555m) und Gangapurna (7.454m).
In einem Kloster in Chame. Annapurna III (7.555m) und
Gangapurna (7.454m).

Fr, 8.10.2004 Der heutige Tag steht als Ruhetag im Programm. Wir verwenden diesen aber sinnvollerweise zur besseren Akklimatisierung. So trotten wir also früh durch die engen und verwinkelten Gassen von Manang. Hätten wir keinen Führer dabei gehabt, so wären wir sicher an so manchem Abzweig vorbeigegangen. Schließlich ging es über Felder immer stetig bergan. An ein paar Chörten mit Gebetsfahnen vorbei gelangten wir an ein kleines Kloster mit bunt blühenden Blumenbeeten davor. In diesem Kloster ist der sogenannte "100-Rupien-Mönch" zugange. Auch zwei aus unserer Gruppe ließen sich von ihm den Segen geben. Auf teilweise abenteuerlichen Pfaden ging es dann mitunter sehr steil bergan. Langsam konnte man sogar die Handschuhe gebrauchen. Doch irgendwann hatten wir auf diesem Hügel einen Punkt erreicht, von dem aus nicht weiter höher ging. Wir standen geschafft, aber glücklich, auf einem der zahlreichen namenlosen Hügel der Umgebung. Mein GPS zeigt eine Höhe von 4.744m. Hier ist es nur ein "Nameless Hill", aber dabei ist er nur gerade mal reichlich 60m niedriger als Mitteleruropas höchster Berg, der Mont Blanc (4.807m)! Von hier oben genießen wir den Blick auf die Annapurnas, den Gangapurna (7.454m) mit seinem gewaltigen Gletscher und die vielen Berge, deren Namen für uns nicht herauszufinden waren. Aber der Gipfel ist immer nur der halbe Weg und so brechen wir zum Rückweg auf. Über Wiesen mit Enzian erreichen wir nach einem anstrengenden Ruhetag wieder unsere Lodge in Manang.

Sa, 9.10.2004 Und wieder glühen frühmorgens die Berge. Ein Anblick, von dem ich gar nicht genug bekommen kann. Auf gut ausgetretenen Wegen geht es nördlich an der Grand Barrier entlang. Diese Kette aus 7.000ern ist dafür verantwortlich, daß selbst in der Monsunzeit kaum Niederschläge bis nach Manang hineinkommen. Die Ausblicke auf die Chulu-Gruppe (bis 6.558m), Annapurna II, III und IV, Gangapurna, Glacier Dome (7.202m) und Roc Noir (7.485m) sind einfach überwältigend. Man könnte pausenlos stehenbleiben und Bilder schießen. Doch irgendwann erreichen wir nach einer lustigen Begegnung mit einem Ziegenbock, der auf unsere Gummibärchen stand, unser Etappenziel Thorung Phedi (ca. 4.500m). Den Zusatz Phedi zum Ortsnamen trifft man in Nepal häufig. Dies bedeutet nichts anderes als "am Fuße des Berges".

So, 10.10.2004 Die Nacht war kurz, denn schon vor Tagesanbruch wollen wir unsere heutige lange Etappe beginnen. Nach einem kurzen Frühstück macht sich eine lange Schlange von Lichtlein auf den langen Weg zum Thorung La - dem Paß hinüber nach Mustang. Nach 1,5 Stunden Aufstieg passieren wir eine kleine Ansiedlung von Teahouses, nach einer weiteren Stunde ein einzelnes Teehaus. Entgegen den Aussagen in manchen Büchern gibt es oberhalb von Thorung Phedi also doch noch menschliches Leben, welches Unterkunft anbietet. Ab und zu hören wir das Donnern von Lawinen aus den Wänden der Chulu-Gruppe zu uns herüberhallen. In der beginnenden Dämmerung kämpfen wir uns langsam, aber stetig, nach oben. Bald sehen wir die ersten Ketten mit Gebetsfahnen, die den Paß markieren. Aber so manchem sind diese Gebetsfahnen beim Hinaufgehen wohl zu schwer geworden, denn von den ersten Fahnen bis zum Paß zieht sich der Wg noch ein ganzes Stück hin. Doch irgendwann erreichen auch wir den Thorung La in 5.416m Höhe. Wir beglückwünschen uns gegenseitig zum Erfolg und schießen die obligatorischen Fotos. Nun haben wir schon runde tausend Meter Aufstieg in den Beinen. Und nach Muktinath hinunter sind es sage und schreibe 1.600m Abstieg. Also machen wir uns nach einer kurzen Pause auf den wieder auf den Weg. Anfangs geht es sanft bergab, erst später wird der Weg steiler. Erst eine Stunde vor Muktinath stehen wir vor dem nächsten Teehaus, Muktinath Phedi. Hier nehmen wir zur Stärkung auch unser Mittagsmahl ein. Neben dem Haus steht ein polierter Parabolspiegel und in dessen Brennpunkt ein Kochtopf. Kochen mit Solarenergie. Dieser Herd sollte auch nicht der letzte seiner Art sein, der uns hier in Mustang begegnet. Wir überqueren mit Hilfe einer noch im Bau befindlichen Hängebrücke einen kleinen, aber tiefen Flußlauf und kommen nach Muktinath (ca. 3.800m). Wir laufen an der mit einer häßlichen Mauer versehenen Klosteranlage vorbei und gelangen ins "Zentrum" des Ortes, wo wir uns im Hotel "Bob Marley" einquartieren. Hier wird auch die Tonne geöffnet, die unser Träger Lila tapfer mit sich herumgeschleppt hat. Aus ihr werden Köstlichkeiten aus der Heimat herausgeholt, die uns nach dieser harten Etappe wieder aufbauen. Es geht doch nichts über ein paar schöne Gewürzgurken, Kekse, Schwarzbrot und Nutella.
Zum späten Nachmittag rappeln wir uns nochmal auf und besuchen die Klosteranlage. Dieser Fleck Erde wird bereits seit über 2.000 Jahren verehrt und ist ein wichtiger Wallfahrtsort von Hindus und Buddhisten. Die Wichtigkeit wird durch zwei Landeplätze für Helikopter in unmittelbarer Nähe noch unterstrichen. Rings um den Hindutempel Vishnu Mandir sprudelt aus 108 verschiedenen Tierköpfen das Wasser der heiligen Quellen. Brahma, der Erschaffer, hat an einer heute im buddhistischen Tempel Jwala Mai befindlichen Stelle Feuer auf dem Wasser entzündet. So wurden zwei scheinbar unvereinbare Elemente verbunden. Die wissenschaftliche Erklärung ist ganz einfach, denn neben Wasser tritt hier auch Erdgas aus dem Fels. Die religiöse Bedeutung kommt hier durch das Zusammentreffen der vier Elemente Feuer und Wasser, sowie Erde und Luft.

Unsere Gruppe auf dem Thorung La (5.416m). In der Klosteranlage in Muktinath.
Unsere Gruppe auf dem
Thorung La (5.416m).
In der Klosteranlage in Muktinath.

Mo, 11.10.2004 Heute steht uns ein weiterer gewaltiger Abstieg bevor. Von Muktinath aus geht es 1.000m hinab nach Marpha (ca. 2.650m). Ein breiter Weg führt anfangs seicht bergab. Es ist zu befürchten, daß auf diesem neu trassierten Weg in nicht ferner Zukunft Autoverkehr statfindet. Wir kürzen die Serpentinen ab und trennen uns auch vom Hauptweg, der direkt Richtung Jomosom führt. Wir machen noch einen kleinen Abstecher nach Kagbeni, denn wir möchten die festungsgleiche Klosteranlage Sakyapa besuchen. Hier werden Bücher verwendet, die bereits über 700 Jahre alt sind. Kagbeni liegt bereits im Tal des Kali Gandaki, der aus dem oberen Mustang kommend von nun an unser Begleiter sein wird. Nach dem Mittag haben sich die Wolken verdichtet und es beginnt zu regnen. Dieses Tal hat die Eigenart, daß ab dem späten Vormittag ein starker Wind von Süden nach Norden bläst, der auch leicht Sturmstärke erreichen kann. In Verbindung mit dem Regen natürlich besonders unangenehm. Bei Trockenheit dagegen stört der aufgewirbelte Staub und ein Tuch vor Mund und Nase ist ein sehr hilfreiches Utensil. Dieser Wind ist auch einer der Gründe, weshalb die Flüge von und nach Jomosom nur am Morgen stattfinden und diese oftmals auch noch ausfallen.
Wir laufen also durch den Regen, passieren Jomosom, den dortigen Polizeicheckposten und den Flugplatz und erreichen nach einer sehr anstrengenden Etappe das in einem Apfelanbaugebiet liegende Marpha.
Zwischen Jomosom und Marpha gibt es schon einen kleinen Fahrzeugverkehr. Traktoren mit Anhänger fungieren als Bus und Motorräder schlängeln sich zwischen den Trekkern hindurch. Hier bin ich nun in der Zwickmühle. Wir suchen dort ein bißchen Ruhe vor unserer hektischen Welt und der Luftverschmutzung. Andererseits erhoffen sich die dort lebenden Menschen eine Verbesserung ihrer Lebensumstände durch diese Motorisierung. Doch die relative Abgeschiedenheit (Inwieweit kann man eigentlich von Abgeschiedenheit unmittelbar neben einem Flugplatz reden?) ist einer der Trümpfe dieser fantastischen Gegend. Wenn die Straße von Beni über Jomosom nach Muktinath tatsächlich gebaut wird, so werden eines Tages die Pauschaltouristen in ihren klimatisierten Bussen durch dieses Tal fahren und mit der Geruhsamkeit ist es vorbei.

Di, 12.10.2004 Für heute ist wieder ein Ruhetag angesetzt. So schauen wir uns in dem beschaulichen Städtchen um. Marpha liegt vor dem täglichen Wind geschützt in einer kleinen Einbuchtung in der Bergflanke. In den Gassen fällt auf, daß es eine richtige, unterirdische Kanalisation gibt. Wir besichtigen das Kloster oberhalb des Ortes, welches nach grundlegender Sanierung mit niederländischer Hilfe im Jahre 2001 wiedereröffnet wurde. Leider haben wir nicht das Glück, einem der berühmten Maskentänze beiwohnen zu können. In einer Schule überreichen wir mitgebrachtes Lehrmaterial und werden vom Direktor durch die Räume geführt. Am Nachmittag lassen wir uns noch die regionalen Köstlichkeiten der Gegend munden: herrlichen Schokoladen- und Apfelkuchen.

Mi, 13.10.2004 Wenn wir schon mal hier sind und so viele Berge in der Gegend herumstehen, dann wollen wir auch einen besteigen. Wir haben uns dazu den Dhampus Peak (6.012m) herausgesucht. Wir beginnen unseren Aufstieg bei herrlichem Wetter noch in Marpha und verlassen auf sehr steilem Pfad das Tal des Kali Gandaki in Richtung Dhaulagiri. Tief unter uns fliegen die Flugzeuge von und nach Jomosom. Unterwegs müssen wir sehen, wie ein Rescue-Hubschrauber in der Nähe landet und einen verunglückten Träger einer Expedition abholt. Nach einer kurzen Mittagspause auf 3.700m erreichen wir unser Lager in einer Höhe von 4.195m (28°45'22"N, 83°39'03"E). Hier werden Flächen von Steinen und Schnee bereinigt, auf denen wir dann unsere Zelte aufbauen. Wir sehen den Thorung La; vor ein paar Tagen haben wir ihn überquert, jetzt präsentiert er sich uns tief verschneit. Im rötlichen Licht der Abendsonne genießen wir den Blick auf die Nilgiri-Gruppe (South: 6.839m, Central: 6.940m, North: 7.061m) und den Tilicho Peak (7.134m). Aber leider ziehen auch ein paar verdächtige Wolken das Tal hinauf...

Tilicho Peak (7.134m). Die Nilgiri-Gruppe (South: 6.839m, Central: 6.940m, North: 7.061m).
Der Tilicho Peak (7.134m). Die Nilgiri-Gruppe
(South: 6.839m, Central: 6.940m,
North: 7.061m).

Do, 14.10.2004 Nach einer kalten Nacht in zum Glück warmen Schlafsäcken stiefeln wir langsam und gleichmäßig durch den Schnee. Die Wolken vom Vorabend hatten sich morgens noch versteckt, kommen aber im Laufe des Vormittags geballt zurück. Nicht lange und wir laufen bei Schneefall durch den Nebel. Nur gut, daß ich Handschuhe und Gamaschen dabei habe. Eine kurze Mittagspause im Stehen mit Fladenbroten und hartgekochten Eiern soll uns ein wenig kräftigen. Der Nebel wird dichter, der Schneefall heftiger und der Wind kräftiger. Als wir an unserem beabsichtigten Übernachtungsplatz ankamen, warteten wir auf unsere Träger. Und warteten, und warteten, und warteten...
Doch es kamen keine Träger. Einer unserer Guides war zurückgelaufen und brachte die Nachricht, daß sie umgekehrt waren und Zelte für ein Notlager für uns zurückgelassen haben. Mit ihrer nicht hochgebirgstauglichen Ausrüstung haben sie es aufgegeben, sich durch den Neuschnee zu wühlen. Außerdem werden sie den Abtransport ihres verunglückten Kollegen vom Vortag auch noch vor Augen haben. Also kehrten wir schweren Herzens um. Die Warterei hat uns schon etwas ausgekühlt und so war es auch nicht weiter schlimm, denn die Bewegung brachte Wärme. Unser Bergführer wählte für den Rückweg allerdings einen leicht anderen Weg als hinzu. Wie sich bald erweisen sollte, war dies ein folgenschwerer Fehler. Bei schönem Wetter mag der Führer vielleicht nicht schlecht sein, bei diesem schlechten Wetter allerdings war er eine Niete und eher eine Gefahr als eine Hilfe für die Gruppe. Nach ziellosem auf und ab übernahmen schließlich andere die Führung. Bei Schneesturm ohne Zelt und Schlafsack irgendwo an der fünftausender Marke ein Biwak zu verbringen, das wäre nicht gerade sehr zuträglich für unsere Gesundheit gewesen. Also suchten wir uns in der Dunkelheit einen vielversprechenden Einschnitt im Gelände und versuchten, dem Tal ein Stück näher zu kommen. Wir wühlten uns also durch den tiefen Schnee bergab. Auf den vom Schnee bedeckten losen Steinplatten war die Gefahr des Ausrutschens sehr groß und so ging es manchmal auch auf dem Hintern ein Stück bergab. Zum Glück jedoch nie an kritischen Stellen. Langsam erreichten wir die Vegetationsgrenze und die ersten Büsche gaben uns etwas mehr halt und die Zuversicht, daß sich unsere Lage bald bessert.
Durch Zufall stießen wir kurz vor Mitternacht auf die Hütte eines einsamen Yak-Hirten. Der hatte sich gerade zum Schlafen gelegt und schaute uns an, als ob vor ihm Yetis stehen würden. Besuch erhält er hier oben sicher selten. Er bereitete gleich einen Kessel Tee und so bekamen wir wieder etwas warme Flüssigkeit in uns hinein. Schließlich waren wir auch schon einigermaßen dehydriert.

Fr, 15.10.2004 Einiges nach Mitternacht brachen wir wieder auf, um ins Tal zu gelangen. Der Hirte war so freundlich, uns ein Stück zu begleiten. Und den Weg den wir dann gingen hätten wir ohne ihn nie und nimmer gefunden. Etwa drei Stunden liefen wir gleichbleibend auf einer Höhe von etwa 4.000m den Berg entlang. Oftmals verfing sich beim Blick nach unten an der Felskante direkt neben uns der Strahl der Stirnlampe nur im endlosen Schwarz der Nacht. Bei Tage hätten uns auf diesem Weg wahrscheinlich die Knie gezittert. Doch nach diesen drei Stunden gelangten wir doch an einen Weg, der uns dann endlich ins Tal hinuterbrachte. Teils sehr steil auf einem zugewachsenen Weg, teils auf breit angelegten Stufen trotteten wir dem Tag entgegen. Bei Sonnenaufgang erhob sich majestätisch der Dhaulagiri (8.167m) aus dem Schwarz der Nacht. Am frühen Vormittag erreichen wir nach einer 25stündigen Odyssee erreichen wir Tukuche (2.590m). Wir haben inklusive unserer Irrwanderung am Berg einen Abstieg von etwa 3.500m hinter uns, sind seit 25 Stunden unterwegs, haben ungenügend gegessen und getrunken und sind dementsprechend fertig. Natürlich sind wir froh, daß wir dieses Dilemma ohne größere Verletzungen überstanden haben. Die leichten Erfrierungserscheinungen an den Fingern verschwinden etwa vier Wochen später rückstandsfrei. Es ist erstaunlich, welche Kräfte der Körper freisetzen kann, wenn es sein muß. Für mich weiß ich, daß ich in Zukunft wohl auch bei einer scheinbar einfachen Tagesetappe meine beste Karte in den Tagesrucksack nehmen und mich nicht auf die Fähigkeiten eines sogenannten Führers verlassen werde. Nun freuen wir uns auf ein paar Tassen Tee, ein Frühstück und eine Pritsche zum Schlafen.
Den Vormittag verbringen wir mit schlafen. Zum Mittagessen stehen wir kurz auf, stärken uns und lassen uns dann vor der Unterkunft die Sonne auf den Pelz brennen.
Wir verbringen den Tag sozusagen mit faulenzen. Haben wir uns ja auch verdient.

Sa, 16.10.2004 Auf der heutigen gemütlichen Etappe grüßen uns immer wieder die Eisriesen der Nilgiri-Gruppe, der Tukuche Peak (6.920m) und der Dhaulagiri mit seinem gewaltigen Gletscher. Ab dem späten Vormittag bläst uns auch wieder der starke Wind den Staub ins Gesicht. Hier tauchen auch wieder die uns schon aus dem Marsyandi-Tal bekannten Cannabispflanzen am Wegesrand auf. In einem Dorf verteilen wir noch ein paar kleine Bälle an sympatische Kinder. Im Tal des Kali Gandaki sind doch schon wesentlich mehr Touristen unterwegs als auf der anderen Seite des Passes. Einige Kinder haben diesen Fakt bereits als gute Einnahmequelle erkannt und dementsprechend aggressiv ist deren Bettelei. In Lete (2.480m) angekommen, wissen wir, warum diese Passage auch als tiefstes Tal der Erde bezeichnet wird. Von der einen Seite des Flusses grüßt uns der Dhaulagiri von seinem 8.167m hohen Gipfel. Auf der anderen Seite des Kali Gandaki erhebt sich spektakulär der Berg, der dieser Runde seinen Namen gab: der Annapurna I (8.091m). Beide Gipfel sind gerade mal 38km voneinander entfernt. Und dazwischen stehen wir fünfeinhalbtausend Meter tiefer und bestaunen diese Eisgiganten. Abends hebt sich dann der Vorhang zu einer ganz besonderen Vorstellung; die Kette aus Annapurna I, Baraha Shikhar (7.647m) und Annapurna South (7.219m) werden von der untergehenden Sonne vergoldet. Ein unvergeßlicher Augenblick, der für viele Strapazen dieser Reise entschädigt.

Annapurna I (8.091m), Baraha Shikhar (7.647m) und Annapurna South (7.219m). Der Dhaulagiri (8.167m).
Annapurna I (8.091m),
Baraha Shikhar (7.647m) und
Annapurna South (7.219m).
Der Dhaulagiri (8.167m).

So, 17.10.2004 Heute geht es weiter bergab, 1.300m Abstieg werden es am Ende des Tages sein. Das Massiv des gegenüberliegenden Annapurna I grüßt uns mit langen Schneefahnen - es scheint in der Höhe wieder sehr stürmisch zu sein. Gleich am Beginn der Wanderung müssen wir in Lete noch die Formalitäten am Checkposten der Polizei erledigen. Der starke Wind der Vortage bläst hier nicht mehr. Auf und ab führt der Weg, mal über weite Ebenen, mal durch enge Canyons, in denen der Kali Gandaki tief unter uns hindurchdonnert. Einmal führt der Weg sogar durch einen kurzen in den Fels gehauenen Tunnel hindurch. In Tatopani (1.190m) übernachten wir ein weiteres Mal in unseren Zelten. Vom Zeltplatz haben wir einen schönen Blick auf die Südwand des Nilgiri South (6.839m), der sich gewaltige 5.650m hoch über uns erhebt.

Mo, 18.10.2004 Tatopani bedeutet übersetzt "heißes Wasser". Der Name rührt von den heißen Quellen her, die es hier gibt. Von unserem Zeltplatz sind es nur zwei Minuten am Fluß abwärts und schon stehen wir noch vor dem Frühstück am Bad. Der Eintritt kostet 15 Rupien. Vor dem Betreten der Becken sollte man sich natürlich duschen. Es gibt zwei gemauerte Becken mit unterschiedlichen Temperaturen. Im oberen Becken war kaum jemand zu sehen, da das Wasser extrem heiß ist. Im unteren Becken herrscht eine Temperatur von schätzungsweise 40-42°C - immer noch ziemlich heiß. Für den in den letzten Wochen strapazierten Körper ist das Bad jedoch eine richtige Wohltat und so liegen wir geruhsam im heißen Wasser. An einer kleinen Bretterbude gibt es auch Getränke zu kaufen.
Nach dem Frühstück machen wir noch einen kleinen Bummel durch die zahlreichen Geschäfte bevor wir uns wieder auf den Weg machen. Immer wieder kommen uns Kinder entgegen und wollen uns frisch gepflückte Orangen verkaufen. Am Zusammfluß von Kali Gandaki und Ghar Khola überqueren wir letzteren auf einer nicht so ganz vertrauenserweckenden Hängebrücke. Die Holzbohlen waren mehrfach übernagelt und manchmal lagen über den durchgefaulten Stellen auch nur große Steine. Aber im großen und ganzen muß man sagen, daß solche Brücken auf dieser Tour eher die Ausnahme sind und die meisten Brücken sehr gut in Schuß sind.
Hinter dieser Brücke biegt die Standardroute nach links ab, denn diese führt über Ghorepani nach Pokhara. Wir jedoch bleiben im Tal des Kali Gandaki und laufen weiter in Richtung Beni. Durch Reisfelder und tropisch anmutende Vegetation mit Bananenstauden und prächtig blühenden Weihnachtssternen erreichen wir unseren Übernachtungsort Tiplyang (1.040m). Abends nehmen wir noch an einer kleinen Feier mit Bogenschießen teil.

Di, 19.10.2004 In der Nacht hat es mich erwischt. Bis hierher bin ich ohne Erkrankung durchgekommen, aber nun hat Montezuma zugeschlagen. Ich verzichte auf das Frühstück und ernähre mich vorerst nur von Tee. Irgendwie stehe ich etwas neben mir. Auf unserer letzten Trekkingetappe laufe ich eher wie mechanisch und kann die Schönheiten links und rechts des Weges nicht so ganz registrieren. Während unserer Mittagsrast in Rahughat überquert ein Motorrad die wacklige Hängebrücke über den Rahughat Khola. Diese Hängebrücke ist auch das vorläufige Ende für die von kommende Beni Straße. Die "zivilisierte" Welt mit staubenden und hupenden Autos hat uns wieder. Auf dem weiteren Weg entlang dieser Straße sehen wir, wie der Müll entsorgt wird. Ein Lkw steht an der Böschung des Kali Gandaki und die Ladung wird direkt in den Fluß gekippt. Was nicht gleich im Wasser landet, wird beim nächsten Hochwasser weggeschwemmt. Aber ein bißchen sind auch wir daran schuld, denn nicht immer verwenden wir einfach nur abgekochtes Wasser, sondern kaufen auch mal die eine oder andere Flasche. Und Mehrweg ist ein Fremdwort.
In Beni (830m) quartieren wir uns in einem einfachen Hotel ein. Man merkt deutlich, daß wir hier abseits der Haupttrekkingroute sind, denn es sind nicht viele Europäer in diesem geschäftigen Städtchen. Die vergangenen drei Wochen haben in meinem Gesicht ihre Spuren hinterlassen und so suche ich den nächsten Barbier auf. Der verpaßt mir eine Rasur und als (ortsübliche) Zugabe gibt es noch eine perfekte Massage. Dies ist alles im Preis von nur 100 Rupien inbegriffen. Danach fühle ich mich wie neu geboren. Abends kann ich sogar wieder feste Nahrung zu mir nehmen.

Mi, 20.10.2004 Wir überqueren den Kali Gandaki ein letztes Mal auf einer langen Hängebrücke, wühlen uns weiter durch die Gassen von Beni und finden schließlich einen auf uns wartenden Bus. Unser Gepäck wird auf dem Dach verstaut und ab geht die Fahrt über die anfangs sehr holprige und unbefestigte Straße, immer am Ufer des Kali Gandaki entlang. Später treffen wir auf die von Baglung kommende Straße. Diese ist asphaltiert und in einem recht guten Zustand. So geht die Fahrt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 40km/h recht flott voran. Die Straße schraubt sich bis zum Paß bei Khare auf eine Höhe von 1.770m. Immer wieder eröffnen sich fantastische Blicke auf die Berge der Annapurna-Region. Und schließlich rückt auch einer der schönsten Berge ins Blickfeld, der Machhapuchhare (6.993m), auch Fish Tail oder Fischschwanzberg genannt. Dann geht es wieder abwärts in das ca. 800m hoch gelegene Pokhara. Am Ortseingang empfängt uns ein Gewühle und Gewusele, denn es finden viele Tiermärkte statt. Die erstandenen Tiere werden dann auf alle erdenkliche Art abtransportiert und so sind auch schon mal ein paar Ziegen auf dem Dach eines Busses angebunden. Im Hotel angekommen, verabschieden wir uns von unserer Trägermannschaft. Sie fahren gleich noch weiter nach Kathmandu.
Wir laufen noch ein bißchen durch Pokhara und schauen uns im Touristenviertel am Phewa Lake um. Und beim Abendessen in einer Touri-Gaststätte überkommt es mich und ich bestelle ein ganz ordinäres Schnitzel mit Pommes. Nach all den Wochen mit Dal Bhat (Reis und Linsen) ist das eine Wohltat für meinen Gaumen.

Do, 21.10.2004 Von Pokhara aus kann man einen der weltweit schönsten Ausblicke genießen. Man hat die ganze Annapurna-Kette vor sich. Zur Zeit des Sonnenaufgangs stiegen wir also auf das Dach des Hotels. Doch Pustekuchen. Der herrschende Nebel gab keinen einzigen Blick auf die Berge frei. Aber Geduld wird belohnt und die Sonne leckte die Nebelschwaden zum großen Teil weg. So hatten wir zwar nicht den ungetrübten, aber wenigstens einen sehr ordentlichen Blick. Die gesamte Kette von Dhaulagiri im Westen über Annapurna I, Machhapuchhare bis hin zu Lamjung Himal ragte aus dem Nebel empor. Ein unvergleichlicher Anblick. Doch wir mußten uns losreißen und den Bus nach Kathmandu besteigen.
In Kathmandu bezogen wir nach achtstündiger Busfahrt wieder unser Hotel "Tradition". Am Nachmittag deckten wir uns noch mit ein paar Reisemitbringseln ein und zogen abends nochmals in die Kneipe "Rum Doodle". Diese wurde 1980 eröffnet und ist bei Bergsteigern und Trekkern weltbekannt. Auf www.abenteuerreisen.de heißt es dazu:
Yetis Stammkneipe: Das Nachtleben von Nepals Hauptstadt Kathmandu zeichnet sich durch fast völlige Ereignislosigkeit aus. Umso attraktiver ist eine Kneipe wie das "Rum Doodle". Mitten im quirligen Stadtteil Thamel gelegen ist sie seit vielen Jahren Anlaufpunkt von Bergsteigern aus aller Welt. Die Teilnehmer fast aller Himalaya-Expeditionen setzen sich dort noch einmal auf ein gemütliches Bier zusammen, bevor sie zu ihren eisigen Abenteuern aufbrechen. Andere begießen dort ihr geglücktes oder gescheitertes Gipfelerlebnis. Das Who is Who der Bergsteigerszene - von Messner bis Hillary - pinnt an den Wänden zwischen den Yeti-Footprints, den Markenzeichen des "Rum Doodle", die auch als Bierdeckel dienen.
Und auch wir beschriften einen Fuß und pinnen ihn an die Wand.

Unser Fuß im "Rum Doodle"... ... unter vielen anderen.
Unser Fuß im "Rum Doodle"... ... unter vielen anderen.

Fr, 22.10.2004 Heute steht nochmals ein Tag voller Kultur auf dem Programm. Wir besuchen die ehemaligen Königststädte Bhaktapur und Patan (auch Lalitpur genannt). Bhaktapur liegt ca. 15km östlich von Kathmandu. Die 2001 noch verkehrende Trolleybus-Linie gibt es nicht mehr und so fahren wir mit unserem dieselbetriebenen Bus dahin. Bhaktapur ist eine mittelalterliche Stadt mit ca. 250.000 Einwohnern und wirkt gegenüber Kathmandu erstaunlich sauber und ruhig. Auch die Atemluft ist deutlich besser. Wie die anderen Königsstädte hat auch Bhaktapur einen Durbar Square. Dieser ist verhältnismäßig leer, denn nach dem Erdbeben im Jahre 1934 sind einige Gebäude nicht wieder aufgebaut worden. Die meisten der Bauten stammen aus dem 17. Jh. Ein weiterer größerer Platz ist der Taumadhi Tol. Der hier befindliche Nyatapola-Tempel aus dem Jahre 1708 soll mit 30m der höchste im Kathmandu-Tal sein. Durch die ruhigere Umgebung und die bessere Luft ist Bhaktapur jedenfalls mehr zu empfehlen als Kathmandu. und an sehenswerten Baudenkmälern ist auch nicht gerade viel ärmer.
In Patan leben etwa 300.000 Menschen. Als alte Königsstadt hat natürlich auch Patan einen Durbar Square, der von Einheimischen Mangal Bazar genannt wird. Der größte Teil der Palastanlagen und Tempel stammt aus dem 17. Jh. und wurde teilweise 1990/ 91 restauriert. Die einzelnen Gewerke sind meist geballt in einer Häuserzeile zu entdecken. So sind Korbmacher, Blechklempner oder sonstige Handwerker jeweils unter sich. Und wenn man einmal den Straßenzug mit den Fleischern und Schlachtern durchschritten hat so wundert man sich, daß man überhaupt noch Fleisch ißt und nicht zum Vegetarier wird.
Sowohl in Bhaktapur, als auch in Patan und Kathmandu fielen uns die für uns äußerst befremdlichen Rituale der Tieropferungen auf. Es ist einer der Höhepunkte des zehntägigen Dassain- bzw. Durga Puja-Festes (siehe www.feste-der-religionen.de), daß, je nach Geldbörse des Eigentümers, Tiere geopfert werden. Das Blut dieser Tiere vermischt mit Reis wird dann zum Segnen der Gegenstände benutzt, für die es der Eigentümer wichtig hält. So werden z. B. Schaufeln, Motorräder und Lkws mit Blut bespritzt oder Därmen behangen. Überall liegen in den Straßen der Städte in Blutlachen die geschlachteten Tiere, vom Huhn über Ziegen bis zu Büffeln. Für unsere Augen sehr gewöhnungsbedürftig.

Sa, 23.10.2004 Der heutige Tag steht nochmals voll und ganz zum Shoppen zur Verfügung. Die preiswerten Geschäfte werden von uns geplündert. In einem Laden des Herstellers "The North Face" bekommt man günstig wirkliche Markenware. Es gibt natürlich in anderen Läden auch sehr viel Klamotten auf denen "The North Face" draufsteht, aber in Wirklichkeit kommen diese aus irgendeinem Hinterhof. Da muß nun jeder selbst entscheiden, welche Qualität man benötigt und was man dafür ausgeben möchte.

Rückflug: So, 24.10.2004 Am heutigen Tage brechen wir also wieder in Richtung Heimat auf. Von Kathmandu fliegen wir an der herrlichen Himalaya-Kette entlang in Richtung Abu Dhabi. Hier haben wir wieder wegen des langen Aufenthaltes ein Hotelzimmer. Für eine halbe Stunde schauen wir uns in der Umgebung des Hotels um, doch das feuchtheiße Klima und die vielen Betonklötze treiben uns schnell wieder ins Hotel zurück. Nach einer kurzen Ruhephase, einem Abendessen im Hotel holt uns wieder ein Bus ab, um uns zum Flughafen zu bringen. Wir machen als nächstes einen kurzen Hopser nach Bahrain.

Mo, 25.10.2004 Um 1:20 in der Nacht startet unser Flieger zur nächsten Etappe nach Frankfurt. Mit dem Zug geht es dann weiter nach Pirna und die Reise ist Vergangenheit.

Reiseveranstalter ADVENTURE TRAIN
  Karl-Liebknecht-Str.129
  04275 Leipzig
  Tel.: (0341) 3 91 96 22
  Fax: (0341) 3 91 96 24
  e-mail: info@adventuretrain.de
http://www.adventuretrain.de/ Internet: www.adventuretrain.de

Weitere Infos über Nepal gibt es unter anderem hier:
Nepal.de - deutschsprachiges Nepal-Portal www.nepal.de
deutschsprachiges Nepal-Portal
Nepal.com - Your window on Nepal www.nepal.com
Your window on Nepal
TREKINFO.COM www.trekinfo.com
Information on arranging walking trips in the Himalayan Kingdom of Nepal
NEPALNEWS - News from Nepal as it happens www.nepalnews.com
NEPALNEWS - News from Nepal as it happens
nepalboard.de www.nepalboard.de
Deutschsprachiges Forum zu Nepal

Literatur- und Filmtipps:

  1. Trekking in the Nepal Himalaya, Stan Armington, Lonely Planet, ISBN 1-86450-231-2
    Das Beste, was es auf dem Büchermarkt zum Trekking in Nepal gibt.
  2. Nepal-Handbuch, Reise Know-How, R. Krack, Peter Rump Verlag, ISBN 3-89416-836-6
  3. Nepal: Annapurna, Iris Kürschner, Outdoor Handbuch aus der Reihe Der Weg ist das Ziel, Band 42, Conrad Stein Verlag, ISBN 3-89392-342-X
  4. Karte: Around Annapurna Pocket Map, 1:200.000, praktisch für die Hosentasche und für den schnellen Überblick völlig ausreichend, gibt es in Nepal zu kaufen
  5. Karte Annapurna, herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft für vergleichende Hochgebirgsforschung, München, Vertrieb über Nelles, 1:100.000, äußerst empfehlenswert und sehr genau
  6. Rund um den Annapurna, Andrew Stevenson, Sierra Taschenbuch, ISBN 3-89405-120-5, Beschreibung einer mehrmonatigen Trekkingtour
  7. Sieben Jahre in Tibet, Heinrich Harrer, Ullstein Taschenbuchverlag, ISBN 3-548-35753-9, erzählt wird sein Leben am Hofe des damals noch jugendlichen Dalai Lama.
  8. Einführung in den Buddhismus - Die Harvard-Vorlesungen, XIV. Dalai Lama, Herder spektrum, ISBN 3-451-04946-5

Wenn die beiden letzten Bücher auch nicht direkt Nepal behandeln, so sind sie zum Verständnis der buddhistischen Lebensweise doch ganz nützlich.

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www.lutz-hauptmann.net