Ladakh (Indien).

Eine Trekkingtour durch das Markha Valley.

Hallo auf meiner Seite für Ladakh.
Dies ist die Beschreibung einer Trekking-Reise vom 7.08. bis 30.08.2003 in den Norden von Indien, genauer gesagt, in das Markha Valley in Ladakh. Auch einige Bilder sind hier zu finden.
Die Schreibweise der Orte kann sehr differieren, selbst an ein und demselben Haus kann der Ortsname unterschiedlich geschrieben sein..

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Allgemeines: Für Deutsche ist die Einreise relativ problemlos. Es wird ein Visum benötigt, welches über die Indische Botschaft in Berlin bzw. das zuständige Konsulat innerhalb weniger Tage bezogen werden kann. Aktuelle Informationen und Visumanträge im PDF-Format sind unter www.indischebotschaft.de zu finden.
Der Wechselkurs der Indischen Rupie zum Euro lag im August 2003 bei etwa 50:1. Aktuelle Wechselkurse aller Währungen gibt es unter www.oanda.com. Kreditkarten besitzen eine ordentliche Akzeptanz. Auf dem Lande ist manchmal das Wechselgeld etwas knapp, man sollte also immer auch kleine Scheine haben. Allgegenwärtig ist bei Händlern auch die Ausrede, nicht genug Kleingeld zu haben, um das Wechselgeld selbst zu sparen. Wer am Ende der Reise Geld rücktauschen möchte, muß eine Bankquittung über mindestens diesen Betrag vorlegen können.
Auch wenn dieser Artikel Ladakh in Indien beschreibt, so sollte doch jeder Reisende im Sinne der Erhaltung dieser schönen Umwelt die Vorschläge des ACAP (Annapurna Conservation Area Project) beherzigen. Bei Reisen in große Höhen ist auf eine ausreichende Akklimatisirungsphase zu achten. Hinweise zur Gesundheit auf Reisen sind in meiner Linkliste zu finden.
Zeitverschiebung: Gegenüber der Mitteleuropäischen Zeit MEZ besteht eine Verschiebung von +4h und 30min. Während der deutschen Sommerzeit verringert sich die Differenz auf +3h und 30min.

Kurze Geographie: Ladakh liegt im Norden Indiens im Bundesstaat Jammu und Kashmir, dessen Hauptstadt Srinagar ist. Es hat eine Fläche von 96.000km², davon sind 38.000km² von China widerrechtlich besetzt. Es verbleibt eine Größe, die in etwa der von Bayern entspricht (das sagt mehr als trockenen Zahlen!). Im Nordosten grenzt an das von China besetzte Tibet, im Nordwesten an Pakistan und im Westen an die Problemzone Kashmir. Deshalb sind in Ladakh etwa 30.000 Soldaten stationiert. Die sehr trockene und karge Gegend liegt an ihrem tiefsten Punkt bereits ca. 3.000m hoch. In Ladakh gibt es die größten Gletscher der Welt außerhalb der Polarkappen. Durch die hohen Bergketten des Himalaya wird das Gebiet von Wolken abgeschirmt und so gibt es im Jahr nur durchschnittlich 50mm Niederschlag, das ist weniger als in der Sahara. Am Tage kann es glühend heiß werden, während im Winter die Temperatur bis auf -50°C absinken kann.

Geschichte: Nomadische Viehirten zogen bereits vor Jahrtausenden durch diese Gegend. Im 10. Jh. herrschte die Thi-Dynastie von Shey aus über Ladakh. Aber auch die tibetischen Lamaisten gewannen mehr und mehr Einfluß und erbauten viele Klöster. 1533 wurde die Region von Soyang Namgyal bis Lhasa in einem Königreich vereint. Im 17. Jh. wurde dieses Königreich vom fünften Dalai Lama von Tibet mit mongolischer Unterstützung bedrängt. Durch die Unterstützung der mogulischen Herrscher von Kashmir konnten die Eroberer aus Ladakh vertrieben werden. So aber geriet Ladakh in die Abhängigkeit der Moguln und später unter englische Herrschaft. Ladakh blieb als einziger Teil des ehemaligen tibetischen Reiches von der chinesischen Besetzung verschont. Die tibetische Kultur konnte somit erhalten bleiben. Seit Grenzstreitigkeiten mit China im Jahre 1962 ist die indische Armee in Ladakh stationiert.

Flora und Fauna: Wegen der schwierigen klimatischen Verhältnisse ist die Gegend mit einer Trockensteppe überzogen. Nur wenige anspruchslose Gräser und Blumen wie Edelweiß und Primeln wachsen in den Gebirgsregionen. Anders sieht es entlang der Bäche und der Schmelzwasser sammelnden Hochebenen aus. Hier gibt es saftiges Gras und eine große Blumenvielfalt. In den Tälern findet man auch Rosen und Rhododendron.
Dominierend bei den Tieren sind Hörnerträger wie Gemsen, Antilopen oder Wildziegen. Die Hörner sind bei den Ladakhis sehr begehrt, da sie dazu dienen, die bösen Geister zu verjagen. Weiterhin gibt es Bären, zahlreiche Wölfe und den heimlichen Herrscher des Himalaya, den äußerst seltenen und akut vom Aussterben bedrohten Schneeleoparden.

Mönch in Leh. Damen im Markha-Valley.
Mönch in Leh. Damen im Markha-Valley.
Kinder im Kloster von Hemis. Kinder im Kloster von Hemis.

Hinflug: Do, 7.08.2003 Morgens um 5.15 Uhr treffe ich mich mit einer Mitreisenden an der Autobahn in Dresden. Gemeinsam fahren wir zum Flughafen in Berlin-Schönefeld (SXF). Hier treffen wir auch einen Großteil unserer Truppe. Eine Boeing 737 der russischen Aeroflot bringt uns mit Flug SU112 um 9.45 Uhr in den Himmel über Berlin. Nach 2,5 Stunden landen wir in Moskau-Sheremetyevo (SVO). Hier heißt es nun die Wartezeit zu überstehen. Später trifft dann auch der zweite Teil unserer Gruppe zu uns, welcher aus München eingetroffen ist. In einer Bar schlagen wir die Zeit tot. Unser Weiterflug mit einer Boeing 777 (SU535) soll erst 19.45 Uhr starten. Zu allem Unglück tritt auch noch eine Verspätung ein und der Flug wird mit 21.40 Uhr angezeigt. Und gegen 22.00 Uhr schweben wir dann endlich in den nächtlichen Himmel gen Delhi davon.

Reise: Fr, 8.08.2003 Nach der Landung gegen 5.00 Uhr auf dem Flughafen in Delhi (DEL) folgen nun die üblichen Einreiseformalitäten mit Zetteln, Stempeln und Kontrollen. Als wir dann endlich das Flughafengebäude (welches keinen weltstädtischen Eindruck macht) verlassen, bereuen wir dies sofort. Durch die Hitzewelle der letzten Wochen in Deutschland sind wir ja hohe Temperaturen gewöhnt, aber die uns empfangende Schwüle ist katastrophal für einen normalen Mitteleuropäer. Man läuft praktisch wie gegen eine Wand. So kämpfen wir uns also bis zu einem wartenden, kleinen Bus durch. Hier wird unser Gepäck verstaut und wir selbst setzen uns in den Bus. Doch, oh Schreck, dieser hat keine Klimaanlage sondern nur ein paar Ventilatoren. So heißt es also: schwitzen. Gegen 7.00 Uhr erreichen wir unser Hotel in Delhi. Hier können wir uns eine erste Dusche gönnen und kurz ruhen, bevor es zum Frühstück geht. Danach treffen wir uns alle in der Lobby des Hotels und beginnen mit einer Stadtbesichtigung.
Wegen der durchwachten letzten Nacht und der langen Reise hat es der örtliche, deutschsprechende Reiseführer schwer, uns die Schönheiten der Stadt nahezubringen. Durch die Müdigkeit ist wohl bei allen Reisenden die Aufnahmefähigkeit für Informationen arg begrenzt.
Wir beginnen unsere Besichtigungstour an einem der wenigen Hindu-Tempel Delhis. Der Shri Lakshmi Narain Temple wurde 1938 von einer Industriellen-Familie gestiftet und ist Vishnu geweiht. Für uns Deutsche bietet sich bei diesem (und vielen anderen Bauten im asiatischen Raum) ein etwas gewöhnungsbedürftiger Anblick: Die Gebäude sind mit Hakenkreuzen verziert. Doch diese Leute können schließlich nichts dafür, daß das Symbol des Sonnenrades (Swastika) von einigen Typen mißbraucht wurde.
Durch die hektisch blubbernde Altstadt von Delhi fahren wir zur Freitags-Moschee (Jami Masjid). 5000 Arbeiter erbauten von 1650 bis 1656 diese riesige Moschee. Sie ist die größte Indiens und die drittgrößte der Welt (Stand 1997). Der Innenhof hat in etwa die Größe eines Fußballfeldes. In Samarkand wurde eine Kopie dieser Moschee errichtet, da der Eroberer Timur so beeindruckt von diesem Komplex war.
Was bei einer solchen Besichtigungstour nach Meinung des Reiseführers nicht fehlen darf, ist der Besuch einer Werbeverkaufsschau. So besuchten wir also eine Teppichweberei und erfuhren so einiges über die Teppichherstellung. Natürlich wäre es auch gern gesehen worden, wenn wir einige Teppiche gekauft hätten. Aber wir konnten uns gerade noch so zurückhalten.
Weiter ging es zum Qutb Minar Komplex. Hier steht ein 72,5 m hohe Turm aus rotem Sandstein , welcher ein Minarett darstellt. Der Bau wurde 1199 begonnen. Bei einer Renovierung 1369 wurde der Sandstein an der Spitze des Minarettes teilweise durch Marmorplatten ersetzt. In der Nähe befinden sich die Reste der ersten Moschee Indiens aus dem 12. Jh. Diese wurde auf den Ruinen eines Hindu-Tempels erbaut und so finden sich auch noch einige hinduistische Reliefs an den Säulen der Moschee. Eenfalls auf dem Gelände steht eine 7,2 m hohe Eisensäule mit einem Durchmesser von 37 cm. Sie stammt aus dem 5. Jh. v. Chr. und rostet immer noch nicht.
Wir fahren zurück ins Hotel und nach einer Dusche geht es in ein Restaurant am Connaught Place. Hier nehmen wir den ersten Kontakt mit der indischen Küche auf. Und danach fallen wir endlich in das wohlverdiente Bett.

Sa, 9.08.2003 Wieder heißt es zeitig aufstehen. Schon um 3.00 Uhr schellt der Wecker und reißt uns aus dem Schlaf. Wir schlürfen eine Tasse Tee und gegen 3.45 Uhr fährt uns der Bus zum Domestic Terminal des Flughafens. Nach zigfacher Kontrolle bringt uns eine Boeing 737 der Jet Airways (Flug 9W 609) innerhalb einer reichlichen Stunde hinauf nach Leh (IXL). Wir fliegen über karge, schneebedeckte Berge. Einige Täler wirken in dieser Landschaft unwirklich grün. Diese sind dann auch gleich "dicht" besiedelt. Später auf unserem Trek sehen wir dann die vielen, sehr geschickt angelegten Kanäle, die eine solche Bewirtschaftung des Bodens erst möglich machen.
Der Anflug auf Leh im Bundesstaat Jammu und Kashmir ist atemberaubend. Wir fliegen relativ dicht über Bergkämme hinweg, um dann in einem Dreiviertelkreis in einer Linkskurve in das Hochtal von Leh hineinzukippen. Wieder folgt das Ausfüllen von Formularen. Während des Wartens am Gepäckband bekomme ich die dünne Luft in 3.500m zu spüren und muß ein paar mal tief durchatmen. Der Sprung auf diese Höhe und der damit verbundene geringere Sauerstoff in der Luft sind nicht zu verachten. Mit Jeeps werden wir zu unserem Hotel "Khangri" gefahren. Wir beziehen unsere Zimmer und machen an diesem Tage eigentlich nichts anderes als ruhen, lesen und vor allem viel trinken. So gewöhnt man sich auch langsam an die Höhe. Ein kleiner Test war, die Treppe im Hotel mal ein klein wenig schneller hochzulaufen. Doch man merkt sehr schnell, wie einen diese eigentlich kleine Anstrengung außer Puste bringt.
Am späten Nachmittag brechen wir zu einem kleinen Stadtrundgang auf und besichtigen das quirlige Zentrum dieser kleinen Stadt mit etwa 15.000 Einwohnern. Viele Geschäfte wollen den Touristen zum Kauf verleiten. Es gibt jedoch kaum Händler, die einen Kunden bedrängen. Die Verkäufer sind bei weitem nicht so aggresiv wie in Delhi oder den anderen Touristenhochburgen, welche wir am Ende der Reise besuchen werden. Auch gibt es keine fliegenden Händler, die sich auf jede sich nähernde Touristengruppe stürzen. Es ist zu hoffen, das dies auch in Zukunft so bleibt.
Die Stadt macht einen relativ sauberen Eindruck. Es gibt auf den Straßen Müllcontainer und selbst in den verwinkelten Altstadtgassen eine funktionierende Kanalisation. Die Straßen und Wege sind befestigt und keine Schlammwege.

Gletscher in Ladakh. Palast des Königs in Leh.
Gletscher in Ladakh. Palast des Königs in Leh.
Gebetsmühle und Chörten in Leh. Gravierter Stein in einer Mani Mauer.
Gebetsmühle und Chörten in Leh. Gravierter Stein in einer Mani Mauer.

So, 10.08.2003 Um 8.00 Uhr treffen wir uns zum Frühstück und gegen 9.00 Uhr brechen wir mit Jeeps zu einer Besichtigungstour der näheren Umgebung auf. Zuerst besuchen wir das Kloster Sankar Gompa, eine Außenstelle des Klosters von Spituk. Der mit Blumen und Bäumen begrünte Innenhof wird von zweigeschossigen Gebäuden umringt. Eine schlichte Ausstattung des Klosters soll zur Meditation und nicht zum Staunen einladen. Natürlich werden vor dem Betreten eines Raumes im Kloster die Schuhe ausgezogen. Eine Tätigkeit, die wir an diesem Tage noch sehr viele Male praktizieren werden. Sandalen mit Klettverschluß eignen sich dafür besser als Wanderstiefel.
Anschließend fahren wir weiter zur Shanti-Stupa. Sie steht auf einem Hügel etwas oberhalb von Leh und wurde erst 1991 fertiggestellt. Stifter des Komplexes war eine japanische Zen-Gemeinde und das Kloster wird auch heute noch von einem japanischen Mönch geleitet. Der Tempel möchte sich auch als Zentrum für Kontakte zwischen den verschiedenen buddhistischen Schulen verstanden wissen.
Weiter ging es dann zur Ruine der Königsburg. Von hier oben hat man einen phantastischen Blick über Leh bis hinab zum Industal. Zahlreiche Gebetsfahnen flattern im Wind, denn hier vom höchsten Punkt der Stadt ist der Weg zu den Göttern besonders nah...
Zu Fuß steigen wir den Berg hinab und begeben uns zum Mittagessen kurz in unser Hotel zurück.
Am Nachmittag fahren wir wieder mit den Jeeps durch endloses Militärgelände in das 13 km entfernte Kloster des Gelbmützen-Ordens nach Spituk. Dieses gehört zu den großen religiösen Zentren von Ladakh und hat in Sabu, Sankar und Stok Nebenklöster. Der verwinkelte Komplex ist absolut verwirrend und es ist anzunehmen, daß beim Bau des Klosters nicht einmal der Ansatz eines Planes vorhanden war. Es gibt mehrere Versammlungsräume und Tempel. Wie bei anderen Klosterbauten dieser Gegend auch, werden hier mittig über den Räumen Oberlichter eingelassen, um eine gute Beleuchtung der Räume zu erreichen. In einem Raum steht der 6-armige Mahakala, der die tibetische Form des Hindugottes Shiva verkörpert. Daher kommen auch einige Hinduisten in dieses Kloster.
Am zeitigen Abend machen wir nochmals einen Rundgang durch die verwinkelten Gassen der Stadt. Dabei offenbaren sich auch Blicke in die Hinterhöfe, in denen teilweise sogar kleine Felder angelegt sind und Mais und Gerste angebaut wird.

Blick über das Kloster in Spituk in das Industal. Blick über das Kloster in Spituk in das Industal.
Blick über das Kloster in
Spituk in das Industal.
Blick über das Kloster in
Spituk in das Industal.

Mo, 11.08.2003 Heute geht es nun auf zum Trekking. 8.00 Uhr gibt es Frühstück, dann folgt das Packen. Für den Trek nicht benötigte Sachen können im Hotel deponiert werden. Gegen 10.45 Uhr fahren wir dann mit einem Kleinbus in einer knappen Stunde das grüne Industal querend nach Stok. Auf einer mit alten, knorrigen Weiden bewachsenen Wiese stehen bereits unsere Zelte. Dazwischen jede Menge Kisten und Säcke mit Proviant sowie einige Kanister mit Treibstoff für die Kocher. Ein paar Hühner laufen frei zwischen den Zelten herum. Abends werden die Tiere eingefangen und in kleine Holzkäfige gesetzt. Manche Hühnchen landen allerdings statt im Käfig im Kochtopf und so wird die Anzahl der Hühner von Tag zu Tag geringer.
Nur wenige hundert Meter entfernt ist der Königspalast zu sehen. Direkt daneben steht ein Sendemast für zwei indische Fernsehprogramme. Alt und neu im Kontrast. In den ursprünglich als Zweitwohnsitz gedachten schlichten Palast siedelte die entmachtete Königsfamilie aus Leh 1843 um. Im Palast können in einigen Räumen Teile aus dem königlichen Besitz betrachtet werden. Sehr schön sind die 500 Jahre alten Thankas. Weiterhin gibt es einige Ritualobjekte, Zeremonienkleider und Peraks zu sehen.
Am Abend betrachten wir dann noch den sehr gut zu sehenden Mars und denken uns so manchen Wunsch bei den fallenden Sternschnuppen.

Di, 12.08.2003 6.30 Uhr wird der Morning-Tea ans Zelt gebracht. Dann beginnt das Kunststück, alle Sachen wieder in Tasche oder Seesack unterzubringen. Vor allem der Schlafsack muß dabei auch noch sicherheitshalber regendicht verpackt sein. Eine Stunde nach dem Morning-Tea fallen wir in das Gemeinschaftszelt ein, um zu frühstücken. Während dieser Zeit werden von den Helfern bereits die Zelte abgebaut und das Gepäck auf Pferde verladen. Wir faulen Wanderer wollen ja schließlich nur unser Tagesgepäck tragen.
Das Dorf Stok zieht sich noch ein ganzes Stück hin. Die Häuschen stehen weit auseinander und dazwischen gibt es viele kleine Mais- und Gerstenfelder. Bewässerungskanäle versorgen die Felder mit kostbarem Naß. Schließlich wird das Tal immer enger und die Felsformationen immer zackiger. Offensichtlich bestehen die Berge hier aus zwei verschieden harten Gesteinsarten, denn eine Art ist zerbröselt, während die andere, härtere noch steht. So entstehen viele kleine Mauern. Schon gegen 11.30 Uhr und somit vor der großen Mittagshitze erreichen wir den Platz für unser Camp auf ca. 4.100m Höhe. Zwei unserer fleißigen Helfer bringen das "Essen auf Füßen". Am Morgen wurden offensichtlich schon Chapati und Eier zubereitet. Dazu gibt es noch Thunfisch aus der Dose und Käse.
Am Nachmittag besteigen wir noch einen "kleinen Hügel" neben unserem Camp. Wir steigen noch etwa 300m höher hinauf, um eine bessere Akklimatisierung zu erreichen. Nach einer kurzen Rast steigen wir wieder in das Camp hinab.

Mi, 13.08.2003 Heute steht nun die erste Paßüberquerung an. Wir starten daher schon um 7.45 Uhr, um nicht in die Mittagshitze hinainzukommen. In dieser Höhe fällt uns das Laufen schon etwas schwer. Es geht in vielen Serpentinen steil bergan, bis wir um 10.45 Uhr den Paß mit seinen etwa 4.900m erklommen haben. Oben gönnen wir uns nur eine kurze Pause und machen uns gleich wieder an den Abstieg. Dieser ist ebenso steil wie der Aufstieg und somit ebenfalls nicht einfach zu laufen. An einem kleinen Bach machen wir eine ausgedehnte Mittagspause. Auch hier werden wir durch die Helfer mit Essen versorgt. Gegen 14.00 Uhr erreichen wir dann kurz nach dem Dorf Rumbak eine saftige Wiese (ca. 4.060m), auf welcher bereits einige Zelte stehen. Die Karawane mit unseren Zelten ist jedoch noch nicht eingetroffen und somit legen wir uns noch ein bißchen in die Sonne. Eine Gruppe Amerikaner dreht in der Nähe seit einigen Jahren einen Film über den vom Aussterben bedrohten Schneeleoparden.

Schroffe Felsformationen. Blick von Rumbak zum Stok La (4.900m).
Schroffe Felsformationen. Blick von Rumbak
zum Stok La (4.900m).

Do, 14.08.2003 Nach der üblichen morgendlichen Zeremonie Morning Tea - Packen - Frühstück laufen wir kurz zurück nach Rumbak und sehen uns das dortige kleine Kloster an. Dann geht es in einem nahezu trockenen Flußtal leicht bergan. Immer wieder wird das trockene Bergland jedoch durch saftiges Grün der bewässerten Gerstenfelder unterbrochen. Das Mittagessen wird in einem "Restaurant" gereicht. Ein Bau, wie wir ihn während des Trekkings häufig sehen. Ringförmig ist eine kleine, trocken gesetzte Mauer aus Steinen aufgeschichtet. In der Mitte steht ein langer Holzmast. An diesem ist ein alter Fallschirm aufgehangen, welcher nach außen zur Mauer abgespannt ist. Innen stehen manchmal die auf der ganzen Welt bekannten Stapelstühle aus Plaste, manchmal liegt ein Teppich zum Draufsetzen (Schuhe ausziehen!), manchmal dienen auch einfach nur Steine als Sitzgelegenheit. Nach dem Mittag nur noch eine halbe Stunde Gehzeit und unser Camp bei Yurutse, zu Füßen des Ganda La, war erreicht (ca. 4.570m). Um uns für die am nächsten Tag bevorstehende Paßüberquerung fit zu machen, stiegen wir nach einer kurzen Ruhepause noch etwa 200m einen benachbarten Hügel hinauf. Abends überraschten uns dann noch die Köche mit einer Geburtstagstorte für einen unserer Mannen, die sie auf fast 4.600m Höhe aus ihrer "Werkstatt" gezaubert hatten.

Fr, 15.08.2003 Wir brechen bereits gegen 7:45 Uhr auf, um an diesem anstregenden Tag nicht gar zu sehr in die Mittagshitze zu geraten. Nach einem anstrengenden Aufstieg erreichen wir gegen neun den mit vielen Gebetsfahnen und einer Mani-Mauer verzierten Paß Ganda La auf etwa 4.900m Höhe. Wir machen eine ausgiebige Rast, um den schönen Ausblick über das karge Land und die schneebedeckten Berge zu genießen. Beim einfachen Abstieg entdecken wir ein paar Murmeltiere. Nach einer ausgiebigen Mittagsrast nahe dem Dorf Shingo treffen wir gegen 15:00 Uhr in Skiu (ca. 3.350m) ein. Dies ist für uns der erste Ort im unwirklich grün erscheinenden Markha Valley. Wir waren schon etwas vom Grün entwöhnt und der Anblick von saftigen Wiesen, Büschen und sogar Bäumen war für uns etwas ungewöhnliches. Der Campsite liegt direkt am Markha River und somit zögern wir nicht lange sondern suchen uns ein geeignetes Plätzchen um ein ausgiebiges und reinigendes Bad in dem erstaunlich warmen Wasser zu nehmen. Am Abend gibt es ein paar Regentropfen.

Sa, 16.08.2003 In der Nacht hat es geregnet, doch der Morgenist wieder schön. Die Nacht war durch das Heulen der Hunde von Skiu und dem Gebimmel der Glocken der Pferde etwas unruhig. Eigentlich war der heutige Tag als Ruhetag eingeplant. Wir teilen jedoch die lange Etappe des nächsten Tages in zwei kurze. Relativ spät, erst gegen 8:30 Uhr, brechen wir zu einer Etappe durch das idyllisch grüne Markha-Valley auf. Hauptsächlich Weidenbüsche, aber auch wilde Rosen säumen den Weg. Schon kurz nach zwölf erreichen wir unser Etappenziel, ein grünes Fleckchen namens Sara (ca. 3.600m). Zwei Zelte aus alten Fallschirmen fungieren auch hier als "Restaurant". Wasser, Cola, Bier, Tee und ein Nudel-Süppchen kann man hier bekommen. Von Osten her kommen bedrohlich dunkle Wolken herangezogen. Es blitzt und donnert und ein starker Wind kommt auf. Eines der der Fallschirm-Zelte hält dem Wind nicht mehr stand und legt sich flach.
Nachdem der Regen aufgehört und der Wind sich gelegt hat, bauen wir zusammen mit den Ladakhis das Zelt wieder auf. Die vor Regen und Wind sichergestellte Solarzelle wird wieder hervorgekramt und der Kassettenrecorder beginnt wieder zu laufen. Allerdings läßt sich der Aufbau mit unseren Vorstellungen einer technischen Anlage nicht vereinbaren und so bringen wir die Verbindungen zwischen Solarzelle, Batterie und Recorder mit primitiven Mitteln auf Vordermann. Bei der nächsten Reise werde ich wohl einen Gaslötkolben einstecken. Und als die Sonne wieder hervorkommt, gönnen wir uns das wohlverdiente Bad im Markha-River.

So, 17.08.2003 Weiter geht es durch das grüne Tal, welches eingerahmt ist von bizarren Felsformationen. Vorbei an mit Hörnern verzierten Mani-Mauern und das Dorf Chaluk hindurch, erreichen wir schon am späten Vormittag unseren Campsite kurz vor Markha (ca. 3.730m). Auch hier sind Wiesen und Gerstenfelder durch die Bewässerung saftig grün. Ziegen fressen sich auf dem Camp satt. Markha ist mit elf Häusern, einer Schule und einer kleinen Gompa das größte Dorf im Markha-Tal. Am Nachmittag erkunden wir die kleine Gompa. Es liegt auf einem kleinen Bergrücken und man hat von hier einen guten Blick auf das Dorf im Tal.

Mo, 18.08.2003 Heute spüren wir, daß man Flüsse nicht nur über-, sondern auch durchqueren kann. Schon nach einer Stunde erreichen wir die erste Querungsstelle. Am frühen Morgen ist der Fluß noch nicht so tief, weil das von der Sonne geschmolzene Wasser der Gletscher noch nicht im Tal angekommen ist. Also Wanderstiefel aus- und Sandalen anziehen. So hat man einen sichereren Halt auf den Steinen im Flußbett und ist gleichzeitig vor scharfen Kanten geschützt. Die Wanderstöcke geben zusätzlichen Halt bei starker Strömung. Die erste Querung ist recht harmlos, das Wasser ist knietief und die Temperatur ist auch erträglich. Die zweite Querung ist da schon etwas schwieriger, da das Wasser schon die Oberschenkel umspült und die Strömung auch schon ganz ordentlich ist. Kurz nach dem Passieren des Dorfes Hankar verließen wir das Markha-Tal durch einen engen und steilen Aufstieg. Als wir später über eine saftig grüne Wiese mit gelben Blumen liefen, schob sich ein Berg aus dem Hintergrund hervor - der schneebedeckte, 6.400m hohe Kang Yaze. Ein imposanter Anblick. Unsere Zelte schlugen wir diesmal bei Tchatchutse (ca. 4.260m) auf. Auch an diesem Nachmittag gingen wir noch zum Bach um ein Bad zu nehmen. Dies fiel allerdings deutlich kürzer aus, denn das Wasser hatte nicht gerade Badewannen-Temperatur.

Di, 19.08.2003 In der Nacht hatte es teils kräftigen Regen gegeben und die Berge ringsum waren weit hinab weiß geworden. Auch morgens regnet es noch. So packen wir uns also wasserdicht ein und stapfen tapfer dem Wetter trotzend bergan. Glücklicherweise hält der Regen nicht mehr lange an und wir können uns der Regensachen wieder entledigen. Nur die Regenjacke werden wir an diesem Tage ab und an benötigen, denn unterwegs ereilen uns immer wieder kleine Schauer, aber nicht heftig. Ein kleiner Bach schlängelt sich an unserem Weg entlang. Immer wieder verschwindet er blubbernd in Erdlöchern um kurz danach an anderer Stelle wieder ans Tageslicht zu kommen.Zum Mittag haben wir schon unseren Zielpunkt des heutigen Tages, das Kang Yaze Base Camp (ca. 5.050m), erreicht. Aufgrund des schlechten Wetters entschließen wir uns aber, am kommenden Tag nicht zum Gipfel des Kang Yazes aufzubrechen.

Blick auf den Kang Yaze (6.400m). Blick auf den Kang Yaze (6.400m).
Blick auf den Kang Yaze (6.400m). Blick auf den Kang Yaze (6.400m).

Mi, 20.08.2003 Morgens kommt uns die Entscheidung vom Vortag fehlerhaft vor, denn der Kang Yaze liegt in schönem Sonnenlicht vor uns. Wir brechen aber trotzdem unsere Zelte hier ab und wandern über eine hügelige Gegend. Nur sind diese Hügel eben über 5.000m hoch. Die Berge hier sind aber (bis auf wenige Ausnahmen) eher sanft geschwungen und nicht so spitz. Uns kommen zwei Ladakhis entgegen und fragen uns, ob wir ein herrenloses Pferd gesehen hätten. Sie sind mit einer Gruppe etwas unterhalb unserer Route in Nimaling gewesen und vermißten eines ihrer Pferde. Leider konnten wir nicht helfen. Es ziehen wieder Wolken auf und es tröpfelt leicht. Nach nur vier Stunden haben wir aber schon das Basecamp des Dzo Jongo (ca. 5.100m) erreicht. Nachdem auch die Karawane mit unseren Zelten eingetroffen und diese aufgebaut waren, nutzten wir diese für eine kleine Ruhepause, während draußen die Kälte herrschte.

Do, 21.08.2003 Für heute steht nun ein Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Programm. In der Nacht gegen 3:00 Uhr stehen wir auf und trinken einen wärmenden Tee. Ab 3:45 Uhr bahnen wir uns im Scheine unserer Stirnlampen den Weg über schier endlose Geröllfelder bergan. Gegen 6:00 Uhr legten wir am Rande eines Gletschers in 5.620m Höhe die Gurte an und klinkten uns in das Sicherungsseil ein. Die Wanderstöcke wurden gegen den Eispickel getauscht. Auf das Anlegen der Steigeisen verzichteten wir, da die Schneeauflage nicht nur sehr griffig erschien, sondern es auch war. An diesem Platz erlebten wir auch den Sonnenaufgang, der die umliegenden Berge in goldenes Licht tauchte. Wir querten eine Gletscherzunge und bewegten uns über einen seichten Grat aufwärts. Immer wieder führte der Weg über Stapel von losen Schieferplatten, die in Verbindung mit dem Schnee zu einer rutschigen Angelegenheit wurden. Wir sahen eine Kuppe vor uns - der Gipfel. Doch als wir die Kuppe erreichten, sahen wir eine weitere Kuppe. Und danach eine dritte Kuppe. Doch dann standen wir, glücklich es geschafft zu haben, auf einem ca. 6.007m hohen Gipfel im Dzo Jongo-Massiv.
Das Wetter war gut und so machten wir natürlich eine kleine Rast auf dem Gipfel. Die obligatorischen Gipfelfotos wurden geschossen und auch die Umgebung abgelichtet. Man steht ja schließlich nicht jeden Tag auf einem 6.000er.
Der Abstieg war anfangs wegen der lockeren Schieferplatten etwas schwierig, aber der Rest des Weges war natürlich wesentlich schneller gegangen als bergauf. Jetzt bei Tageslicht sahen wir auch den langwierigen Anstieg vom Basecamp durch die Geröllfelder. Wenn man das bergan schon gesehen hätte, wäre einem der Hinweg wahrscheinlich noch quälender vorgekommen. Schon gegen 11:00 sind wir wieder im Camp zurück und freuen uns auf ein warmes Mittagessen. Den Nachmittag verbringe ich dann einfach nur mit relaxen.

Sonnenaufgang am Dzo Jongo. Gipfelhöhe laut GPS: 6.007m.
Sonnenaufgang am Dzo Jongo. Gipfelhöhe laut GPS: 6.007m.

Fr, 22.08.2003 Nach einer unruhigen Nacht machen wir uns auf den Weg zu unserer dritten und letzten Paßüberschreitung. Einer unserer Leute ist nicht ganz fit und reitet auf einem der Pferde hinauf. Da wir gut akklimatisiert sind, macht uns der Anstieg nicht viel aus. Oben auf dem Konmaru La (ca. 5.300m) weht ein kräftiger Wind und es schneit etwas. Auch hier wehen natürlich viele Gebetsfahnen. In Richtung Norden schweift der Blick über die Ladakh Range bis zum östlichen Karakorum. Noch einmal können wir unseren Blick zurück zu Dzo Jongo und Kang Yaze werfen, bevor es in vielen Serpentinen steil nach unten geht. Anfangs stehen am Wegesrand nur ein paar Grasbüschel, später ein Gewächs, welches aussieht wie Rhabarber. Und schließlich kommen wir in diesem tief eingeschnittenen Tal in Regionen, in denen schon wieder Büsche wachsen. Unser Camp (ca. 4.150m) schlagen wir oberhalb einer phantastischen Schlucht nahe Chukrimo auf. Hier gibt es bereits auch wieder die ersten Gerstenfelder.

Blick auf Dzo Jongo und Kang Yaze. Felsformationen im Narrow-Valley.
Blick auf Dzo Jongo und Kang Yaze. Felsformationen im Narrow-Valley.

Sa, 23.08.2003 Wir steigen vom Camp in das oben erwähnte Tal, das Narrow-Valley, hinab. Die Felsen schimmern in allen Farben des Regenbogens und die Formen der Felsen wetteifern um das Prädikat des Schönsten. Mal sind die Formationen lang und schmal wie eine natürliche Mauer, mal sehen sie aus wie ein Marmorkuchen und ein anderes Mal wie man sich eine Landschaft auf dem Mars vorstellt. Man könnte hier alle paar Meter stehenbleiben und Fotos schießen. Langsam erreichen wir wieder die sogenannte Zivilisation; wir sehen Stromleitungen und erleben das erste Mal auf dem ganzen Treck bettelnde Kinder. So erreichen wir nach einem Tag unbeschreiblicher Naturschönheiten unser Camp bei Shang (ca. 3.650m). Im Bach wird der Dreck der letzten Tage abgewaschen. Und am späten Nachmittag glauben wir unseren Ohren und Augen nicht zu trauen: Ein kleiner Bus kommt den Weg hinaufgefahren! Am Abend gehen wir noch in das Fallschirm-Restaurant, trinken Bier und spielen eine Art Fingerbillard.

Häuser und Gerstenfelder in Chukrimo (4.150m). Berghänge bei Shang (3.650m).
Häuser und Gerstenfelder
in Chukrimo (4.150m).
Berghänge bei Shang (3.650m).

So, 24.08.2003 Ein letztes Mal nehmen wir unser Frühstück im Essenszelt ein. Wir verlassen das Camp gegen 8:00 Uhr - der Bus vom Vortag auch. Auf einem breiten, befahrbaren Weg wandern wir das Tal weiter hinab, bleiben aber immer wieder stehen um die in vielen verschiedenen Farben schimmernden, schroffen Berge zu betrachten und zu fotografieren. Langsam weitet sich das Tal und der Blick bis zum Indus wird frei. Schon anderthalb Stunden nach Aufbruch sind wir am Endpunkt unseres Trekkings in Martselang (ca. 3.600m) angelangt. Am Fuße mehrerer Chörten warten wir auf die Ankunft der Pferde mit unserem Gepäck. Für dieses steht ein Lkw bereit. Wir steigen in Jeeps und fahren an schier endlos langen Mani-Mauern hinauf zum Kloster von Hemis.
Dieses Kloster ist mit 500 Mönchen wohl das größte und auch das reichste Kloster von Ladakh. Etwa ein Viertel aller in Ladakh bewirtschafteten Äcker sind im Besitz des 350 Jahre alten Klosters von Hemis. Jedes Jahr im Juni wird im Tempelhof ein Makenfest gefeiert. Auf Stangen sind im Kloster auch viele teils sehr finster blickende Masken zu sehen. Eine 5m hohe sitzende Statue von Buddha Shakyamumi ist ebenso zu finden wie eine 12m hohe Statue des tibetischen Tantrikers Padmasambhava.
Wir fuhren mit unseren Jeeps nach einem kleinen Lunch hinab in das Industal und auf der Hauptstraße nach Thikse. Auch hier gibt es ein Kloster, welches beeindruckend auf einem Hügel hoch über der Indusebene thront. Der größte Teil des Klosters wurde um 1450 errichtet.
Nun steht nur noch die Rückfahrt nach Leh an, wo wir am späten Nachmittag an unserem Hotel "Kangri" eintreffen. Kurz darauf bin ich Kunde beim Barbier und lasse mir die nach 14 Tagen Trekking reichlich sprießenden Barthaare entfernen.

Mo, 25.08.2003 Für diesen Tag haben wir eine Raftingtour auf dem Indus gebucht. Mit einem Jeep werden wir um neun am Hotel abgeholt und an den Indus bei Spituk gefahren. Es warten schon einige andere Leute dort. Von den Jeeps werden drei Schlauchboote abgeladen und mit viel Mühe per hand aufgepumpt. Das dauert natürlich seine Zeit. Es werden Schwimmwesten, Helme und Paddel verteilt und es gibt ein kleine Sicherheitseinweisung. Die Fahrt ist im Allgemeinen sehr gemütlich, es gibt nicht allzuviel Stromschnellen. Trotzdem wird man von Kopf bis Fuß naß. Für eingefleischte Raftingfans sicher kaum etwas zum warm werden, für Neulinge wie mich aber gerade eine gute Mischung aus Ruhe und Wellen. So fahren wir bis kurz unterhalb der Zanskar-Mündung nach Nimmu. Hier wird Material und Touri wieder in den Jeep verladen und wir fahren zu einem späten Mittagessen. Anschließend fahren wir zurück nach Leh. Die verbleibende Zeit des Nachmittags wird mit Shoppen verbracht.

Di, 26.08.2003 Wiedereinmal heißt es zeitig aufstehen. Bereits 5:00 Uhr gibt es Frühstück und darauf geht's per Jeeps zum Flugplatz. Wieder gibt es umfangreiche Kontrollen und viele Stempel auf die Bordkarte. Auf diesem Flug ist kein Handgepäck gestattet. Vielleicht ist dies immer so, vielleicht ist es auch eine Reaktion auf die Bombenanschläge in Mumbai am Tag zuvor. Pünktlich um 7:35 Uhr hebt unsere Boeing 737 der Jet Airways (Flug 9W 610) ab. Auf dem Fluge können wir nochmal einen Teil unseres Weges der vergangenen Tage erkennen, denn wir fliegen direkt an Kang Yaze und Dzo Jongo vorbei.
In Delhi empfängt uns eine schwüle Hitze, in welcher wir uns gleich wieder nach Leh zurück wünschen. Es folgt eine lange Busfahrt auf der Straße Nr. 2 über 200km nach Agra im Bundesstaat Uttar Pradesh. Auf dem kostenpflichtigen Highway stehen immer wieder Rinder, die alle Fahrer zu besonderer Vorsicht zwingen. Auch scheint niemanden zu interessieren, daß Richtungsfahrbahnen eigentlich für jeweils nur eine Richtung gedacht sind. Des öfteren kommen uns Fahrzeuge entgegen. In einer Raststätte mit Bahnhofs-Wartehallen-Atmosphäre machen wir eine kurze Mittagspause, bevor wir gegen 16:00 Uhr in Agra eintreffen.

Mi, 27.08.2003 Und wieder heißt es zeitig aufstehen. Schon um 5.45 Uhr und noch ohne Frühstück setzen wir uns wieder in den Bus und fahren ein paar Minuten durch Agra. An einem Parkplatz steigen wir für die letzten zwei Kilometer in einen batteriebetriebenen Bus um. Pünktlich zur Öffnung um 6.00 Uhr passieren wir ein Tor mit einer Kontrolle wie auf einem Flughafen. Nach kurzem Gang durch eine parkähnliche Anlage passieren wir ein weiteres Tor - und haben nun freien Blick auf das berühmteste Bauwerk Indiens und wohl eines der meistfotografiertesten Gebäude der Welt, das Taj Mahal. Unweigerlich bleibt man beeindruckt stehen und fühlt sich in ein Märchen aus 1001 Nacht versetzt. Wir warteten noch eine Weile an diesem Tor, bis die Sonne richtig aufgegangen war und dann liefen die Fotoapparate heiß.
Kaiser Shah Jahan ließ dieses Grabmal für seine bei der Geburt des 14. Kindes im Alter von 38 Jahren verstorbene Lieblingsfrau Mumtaz Mahal ab dem Jahre 1631 errichten. Die Bauzeit betrug 20 Jahre. Das Gebäude wurde aus Ziegelsteinen errichtet und mit weißem Marmor aus Rajastan verkleidet. Dieser Marmor und die feinen Einlegearbeiten aus Halbedelsteinen verleihen dem Bauwerk seine verschiedenen Farbnuancen bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen. Das Taj Mahal steht auf einer 6,70m hohen Marmorplattform, es hat eine Kantenlänge von 56m und eine Höhe von 58m. Darüber sitzt eine gewaltige Kuppel mit 74m Höhe. An den vier Ecken stehen 42m hohe Minarette. Im Inneren des Mausoleums kann man im Zentrum die Grabimitationen von Mumtaz Mahal und etwas daneben von Shah Jahan sehen. Die echten befinden sich in der ein Stockwerk tiefer gelegenen, für Besucher nicht zugänglichen Krypta.
Links und rechts neben dem Taj Mahal stehen noch zwei identische Moscheen. Wie bei den umgebenden Parkanlagen wurde auch hier der Symmetrie der gesamten Anlage Rechnung getragen.
Nach eingehender Sichtung des Geländes fuhren wir zwei Stunden später zurück zu unserem Hotel, denn allmählich fing auch der Magen an zu knurren und verlangte nach einem Frühstück.
Dann folgte die übliche Werbeverkaufsschau, die diesmal aber nicht uninteressant und schön anzuschauen war. Wir besuchten ein Geschäft, in welchem Marmortische mit eingelegten Halbedelsteinen verkauft wurden. Eben in der Technik, die auch am Taj Mahal zu sehen war. Es gab dort wirklich schöne Stücke zu kaufen, nur hatte ich gerade keine Hand für den Transport eines Marmortisches frei.
Weiter ging es zum Red Fort von Agra. Wie der Name schon vermuten läßt, wurde diese Festungsanlage aus rotem Sandstein erbaut. Es wurde aber auch Marmor verwendet. Vom Fort hat man auch schöne Blicke hinüber zum Taj Mahal. Die ab 1556 erbaute Anlage diente natürlich nicht nur rein der Verteidigung, sondern beherbergt auch mehrere Paläste für die damaligen Herrscher. So gibt es z.B. den mit kleinen Spiegeln an Wänden und Decken verzierten Spiegelpalast. Einige Teile der Festung sind für Besucher gesperrt, da sie auch heute noch militärisch genutzt werden.
Wir fuhren dann mit dem Bus aus dem hektischen Stadtleben von Agra hinaus, durch grüne Felder hindurch zur verlassenen Stadt Fatehpur Sikri. Sie ist eine der imposantesten Hinterlassenschaften des Mogul-Reiches. Die lebendige Geschichte dieser Stadt ist sehr kurz. Die Bauarbeiten begannen 1572, nach der Eroberung von Gujarat durch Akbar. Daher rührt auch der Name der Stadt, zu deutsch: Stadt des Sieges. Doch vor allem Wassermangel und weitere Kriege im Nordwesten führten dazu, das Sikri bereits 1590 eine tote Stadt war. Die Stadt war von einer, teils noch erkennbaren, 11km langen Befestigungsmauer umgeben. Das in klassischer Triumphbogen-Architektur errichtete Siegestor (Buland Darwaza) gilt mit seinen 54m Höhe als das höchste Tor Asiens. Es wurde mit filigranen Verzierungen aus Sandstein und Marmor verkleidet.
Gegen 14:00 Uhr machten wir uns dann endgültig auf den 230km langen Weg in Richtung Jaipur, der Hauptstadt des Bundesstaates Rajasthan. Bedingt durch teils sehr schlechte Straßen erreichten wir erst sechs Stunden später unser Hotel. Zur Begrüßungszeremonie gehörte auch eine ganz nette Vorführung eines Marionettentheaters. Anschließend konnte man natürlich auch Marionetten kaufen.

Agra, Taj Mahal. Agra, Red Fort.
Agra, Taj Mahal. Agra, Red Fort.
Jaipur, Palast der Winde. Jaipur, Palast der Winde.

Do, 28.08.2003 Für den heutigen Tag steht wieder ein (zu) dicht gedrängtes Programm auf dem Plan. Den Beginn macht der Palast der Winde (Hawa Mahal). Der 1799 errichtete fünfstöckige Palast mit seinen vielen Fenstern bot zahlreichen Frauen die Gelegenheit, dem Treiben auf der Straße zuzuschauen. Dabei wurden sie von fremden Männern nicht gesehen, denn diese durften nach dem Brauch der Purdah das Antlitz der Frauen nicht sehen. Der Palast besteht fast nur aus Fassade und durch die vielen Fenster weht immer ein kleiner, frischer Wind. Daher soll der Name stammen.
Wir fahren zum 11km außerhalb von Jaipur auf der Kali Koh-Bergkette gelegenen Amber Fort. Am Fuße der Festung steigen wir auf Elefanten um. Eine schaukelige Angelegenheit. Die Festung wurde um 1592 von Man Singh erbaut. Den innersten Hof erreicht man erst nach drei Toren, wobei das letzte Tor, das 1640 erbaute Ganesh Pol, durch seine Mischung aus Mosaiken, Farben und Mustern zu den schönsten Toren Indiens zählt. In der kleinen Spiegelhalle (Shish Mahal) sind die Wände mit hunderten von kleinen Spiegeln verziert. Entzündet man hier eine Kerze, so scheint ein ganzer Sternenhimmel zu erstrahlen.
Am Nachmittag fahren wir zum Observatorium (Jantar Mantar). Die ungewöhnlich wirkenden Bauten wurden zwischen 1728 und 1734 angelegt und dienen der Zeitbestimmung sowie dem Berechnen der Bahnen von Planeten.
In direkter Nachbarschaft zum Observatorium befindet sich der City Palace. Der größte Teil des Palastgeländes ist Museum, nur ein kleiner Teil wird noch von der Königsfamilie bewohnt. Hier werden u. a. eine Sammlung alter Textilien, Schmuck der Königsfamilie, eine Waffensammlung und eine Kunstgalerie gezeigt. In der offenen Versammlungshalle sind zwei 300kg schwere Silbergefäße ausgestellt. In diesen führte König Madho Singh II. bei seiner England-Reise im Jahre 1799 Wasser des heiligen Flusses Ganges mit sich.
Anschließend machten wir noch einen kleinen Rundgang durch die von einer Mauer umgebenen Altstadt. Innerhalb der Mauer müssen alle Gebäude mit einer roten Farbe gestrichen werden, was Jaipur auch den Beinamen "Rosarote Stadt" einbrachte. Mit dieser Farbe wurden die Häuser im Vorfeld des Besuches von Prinz Albert im Jahre 1883 angepinselt. Mit einer Fahrradrikscha ließen wir uns am Abend zum Hotel kutschieren, bevor wir dann noch zum Abendessen in ein Restaurant fuhren. Dieses hatte keine Lizenz zum Ausschank alkoholischer Getränke. Dies führte dazu, das uns ein ganz besonderer "Tee" in Thermoskannen und in Tassen serviert wurde. Die Thermoskannen hatten wenigstens den Vorteil, daß das Bier schön kalt blieb.

Fr, 29.08.2003 Nach dem Auschecken aus dem Hotel ging es wieder auf eine lange Busfahrt. Auf der Straße Nr. 8 fuhren wir ins reichlich 260 km entfernte Delhi. Am zeitigen Nachmittag treffen wir in einem unweit des Flughafens gelegenen Hotel ein. Hier beziehen wir ein paar Zimmer, um kurz zu ruhen und zu duschen. Es gibt einen Pool, welcher aber keine Abkühlung bietet. Wir streifen zum Abschluß des Urlaubes noch ein bißchen durch ein nahe gelegenes Viertel. Dabei werden wir von den Einheimischen begutachtet; sehr viele Touristen scheinen in dieser Gegend Delhis wohl nicht abzusteigen. Demzufolge wird man auch von den Händlern in Ruhe gelassen, sie sind den sonst üblichen Umgang mit Touristen nicht gewöhnt.
Nicht lange nach dem Abendessen besteigen wir ein letztes Mal unseren Bus und fahren in wenigen Minuten zum Flughafen. Wegen möglicher Überbuchungen hatte die örtliche Reiseagentur veranlaßt, daß wir sehr zeitig zum Flughafen gebracht werden. Dies hatte allerdings nicht viel Sinn, da der Zugang zum Flughafengebäude erst drei Stunden vor Abflug gestattet ist. Glücklicherweise gibt es aber eine Wartehalle, in der man die verbleibende Zeit absitzen kann.

Sa, 30.08.2003 Als unsere Zeit gekommen war, siedelten wir also in die Abfertigungshalle über und checkten ein. Dies dauert natürlich seine Zeit. Eine Flughafengebühr brauchten wir nicht zu bezahlen und so war noch etwas Geld übrig, was im Duty Free umgesetzt werden konnte.

Rückflug: Eigentlich sollte gegen 4:30 Uhr in der Frühe der Start erfolgen, aber irgendwie fehlte wohl ein Passagier und der Abflug verzögerte sich um etwa eine Stunde. Erst dann erhob sich unsere IL96 der Aeroflot als Flug SU 536 in die Lüfte. Nach knapp 6,5 Stunden Flugzeit landeten wir wieder einmal in Moskau. Durch die Verspätung war der Anschluß für unsere Münchner sehr knapp geworden. Sie selbst erreichten das Flugzeug noch, das Gepäck von ihnen jedoch nicht. Wir Leute des Berliner Fluges hatten nun wieder eine lange Wartezeit auszusitzen. Wir platzierten uns also in der uns vom Hinflug schon bekannten Bar und vertrieben uns die Zeit mit Karten spielen und Wein trinken. Erst um 16:00 Uhr flog dann die Boeing 737 (SU113) mit uns in Richtung Berlin davon. Nach drei Stunden konnten wir unser Gepäck in Berlin Schönefeld entgegennehmen und diese wunderschöne Reise mit einer Fahrt auf der Autobahn in Richtung Dresden beenden.

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Literatur- und Filmtipps:

  • Ladakh und Zanskar, Jutta Mattausch, Reise Know-How Verlag Peter Rump, Bielefeld 2002, ISBN 3-8317-1036-8

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