Erdbeben in Nepal.

http://www.alpinclub.com Wie schon zu Naturkatastrophen in Pakistan hat der Alpinclub Sachsen e.V. auch zum Erdbeben vom 25.04.2015 in Nepal eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Die eingehenden Spenden auf dem Spendenkonto werden durch vielerlei persönliche Kontakte zu 100% für die direkte und unbürokratische Hilfe für Erdbebenopfer verwendet (keinerlei Verwaltungskosten oder Gebühren, wie bei vielen großen Hilfsorganisationen). Bitte unterstützen Sie die Aktion mit einer Spende.

Tibet und Nepal.

Trekkingtour zum Kailash und zum Dhampus Peak.

Dies ist die Beschreibung einer Trekking-Reise vom 17.09. bis 22.10.2006 nach Tibet und Nepal. Zuerst geht es aus dem westlichen Nepal hinauf nach Tibet zum heiligen Berg Kailash. Dann wollen wir zum dritten Mal versuchen, den Dhampus Peak nahe Dhaulagiri und Annapurna in Nepal zu besteigen. Zum Schluß geht es zur Erholung noch in den Süden Nepals in den Chitwan Nationalpark. Auch einige Bilder sind hier zu finden. Die Höhen- und Positionsangaben wurden mit Hilfe des GPS-Empfängers Garmin etrex ermittelt. Die Schreibweise der Orte kann sehr differieren, selbst an ein und demselben Haus kann der Ortsname unterschiedlich geschrieben sein.

Beim Anklicken der kleinen Bildchen werden diese in einem besseren, grösseren Format heruntergeladen. Um zu diesem Text zurückzukehren, muss der Zurück oder Back Button des Browsers angeklickt werden.

Allgemeines: Für Deutsche ist die Einreise nach Nepal relativ problemlos. Es wird ein Visum benötigt, welches über die Nepalesische Botschaft in Berlin (www.nepalembassy-germany.com) innerhalb weniger Tage bezogen werden kann. Alternativ kann man das Visum auch direkt bei der Einreise auf dem Flughafen in Kathmandu bekommen. Dieses Visum hat eine Gültigkeitsdauer von sechs Monaten ab Tag der Ausstellung und berechtigt zur einmaligen Einreise und einem 60tägigem Aufenthalt in Nepal. Der Wechselkurs der Nepalesischen Rupie zum Euro lag im September/ Oktober 2006 bei etwa 88:1. Kreditkarten besitzen keine hohe Akzeptanz; Geldautomaten, an denen man per Kreditkarte Bargeld bekommt, soll es nur in Kathmandu und Pokhara geben. Auf dem Lande ist manchmal das Wechselgeld etwas knapp, man sollte also immer auch kleine Scheine haben. Die Rupie ist nicht frei konvertierbar, also darauf achten, dass am Ende der Reise nicht viel Geld übrig ist. Auf dem Flughafen in Kathmandu wird bei der Ausreise eine Gebühr von 1.695 Rupien erhoben. Diese kann auch in US-Dollar (ca. 15,00 USD) beglichen werden. Jeder Reisende sollte im Sinne der Erhaltung dieser schönen Umwelt die Vorschläge des ACAP (Annapurna Conservation Area Project) beherzigen. Bei Reisen in große Höhen ist auf eine ausreichende Akklimatisirungsphase zu achten.
Am 1. Oktober 2006 wurde von der nepalesischen Regierung das TRC (Trekking Registration Certificate) eingeführt. Dies wäre prinzipiell keine schlechte Sache, denn bei einer Online-Registrierung aller Trekker könnte eine gezielte und vor allem schnelle Suche gestartet werden, wenn mal ein Trekker abhanden kommen würde. Dies ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist, dass jetzt jeder Trekker verpflichtet ist einen vom Verband der Trecking-Agenturen TAAN zugelassenen Führer mitzunehmen. Dies bedeutet, dass die Agenturen in Kathmandu und Pokhara einen Großteil des Geldes einstecken und man sich nicht individuell einen Träger vor Ort aussuchen kann. Dieser könnte das Geld direkt bekommen. Aber so verdienen die Agenturen nichts und dies ist ihnen natürlich ein Dorn im Auge. Ein weiteres Beispiel dafür, dass in Nepal Touristen nicht mehr als Kunden, sondern als Melkkühe gesehen werden. Mittlerweile ist diese Regelung aber selbst in Nepal umstritten und es bleibt zu hoffen, dass sie bald gänzlich gekippt wird.
Gegenüber der Mitteleuropäischen Zeit MEZ besteht eine Verschiebung von +4h und 45min. Während der deutschen Sommerzeit verringert sich die Differenz auf +3h und 45min.

Die Einreise in das von China besetzte Tibet ist dagegen nicht so einfach möglich. Man benötigt ein Visum und ein Permit für die beabsichtigte Strecke. Beides wurde von unserer Agentur in Kathmandu organisiert.

Kurze Geographie: Nepal liegt etwa auf der Höhe von Nordafrika. Die Hauptstadt ist das 1.400m hoch gelegene Kathmandu mit ca. 1Mio Einwohnern. Diese Zahl kann allerdings nur eine grobe Schätzung sein. Die Gesamtfläche Nepals entspricht der von Österreich und der Schweiz zusammen. Die Klimazonen können unterschiedlicher nicht sein. Vom tropischen Terai (ab 60m über NN) im Süden bis zu den hochalpinen Zonen des Himalaya (bis 8.850m) im Norden werden sämtliche Klimazonen auf kleinstem Raum eingeschlossen. Der Himalaya ist ein Faltengebirge, welches durch das Aufeinandertreffen der Indischen auf die Eurasische Platte vor ca. 140Mio Jahren aufgetürmt wurde. Diese Bewegung hält noch immer an; zahlreiche kleinere und größere Beben sind die Folge. Siedlungen sind auch in Höhen von 4.000m noch anzutreffen. Häuser noch weiter oben werden jedoch im allgemeinen nur im Sommer bewohnt. Diese Hütten bestehen meist aus ein paar trocken gesetzten Steinwänden. Das Dach wird erst im Früjahr bzw. Sommer aus Plastikplanen oder grob geflochtenem Korb aufgelegt. Die das Gebirge entwässernden Flüsse münden über kurz oder lang alle im heiligen Ganges. Durch die zunehmende Abholzung und das damit verlorengehende Speicherpotential wird auch die Bodenerosion und das gefährliche Anschwellen der Wassermassen gefördert. Die Energie des Wassers wird jedoch noch nicht ausreichend genutzt.

Geschichte: Gegen Ende des 14. Jh. baut König Jayasthitis einen geordneten Staat auf. Rechte und Pflichten der unterschiedlichen Kasten werden per Codex festgelegt. Mit dem Tod des Königs Yakshya 1482 zerfällt das Reich in vier Teile mit den Hauptstädten Kathmandu, Bhaktapur, Patan (Lalitpur) und Banepa. In den folgenden Jahren gibt es ständige Kämpfe zwischen diesen Reichen, jedoch nicht nur auf dem Schlachtfeld sondern auch auf dem baulichen Sektor (dazu sollten heutige Staatspräsidenten in der ganzen Welt übergehen!). Das führte zu einem Aufblühen des Handwerkes und dem Entstehen einer Vielzahl von Gebäuden. 1768/ 69 fallen die Königsstädte in die Hand von Prithvi Narayan Shah aus Gorkha. Dies gilt als Geburtsstunde des heutigen Nepals. Kathmandu wird zur Hauptstadt des neuen Reiches und die Shah-Dynastie besteht bis heute. Nepal greift die britische Kolonialmacht 1814 in Indien an, verliert jedoch. Die Briten sind von der Kampfkraft der Nepalesen jedoch derart beeindruckt, daß die legendären Gurkha-Regimenter gegründet werden. 1846: Der Offizier Jung Bahadur Kanwar läßt während einer Krisensitzung fast alle seiner politischen Gegner ermorden. Die Macht liegt nun in den Händen der sich Rana nennenden Dynastie dieses Offiziers. 1923 wird Nepal von Großbritannien als unabhängiger Staat anerkannt. Im 2. Weltkrieg kämpfen ca. 250.000 Gurkhas. Aufgrund indischer Vermittlung wird 1951 eine Koalitionsregierung aus Mitgliedern der Rana- und der Shah-Dynastien sowie der Nepali Congress Party gebildet. Der Neuseeländer Edmund Hillary und der Sherpa Tensing Norgay bezwingen 1953 den Mt. Everest. 1981 finden die ersten halbwegs freien Wahlen statt. 1990: die gravierenden Umwälzungen in Osteuropa schwappen selbst nach Nepal über. Nach massiven Protesten und einigen hundert Toten wird ein Mehrparteiensystem zugelassen und zur konstitutionellen Monarchie übergegangen. Die ersten wirklich freien Wahlen finden 1991 statt, welche vom Nepali Congress gewonnen werden. Seitdem gibt es ständige Wechsel an der Regierungsspitze. Auch die Kommunisten sind ab und an dabei. Die Maoisten sind besonders im Westen Nepals aktiv, weiten aber ihre Aktivitäten mittlerweile bis nach Kathmandu aus. Durch ihren Bombenterror sind sie bislang für den Tod von mehr als 1.300 Menschen verantwortlich. Am 1.06.2001 wird ein großer Teil der Königsfamilie durch Kronprinz Dipendra ermordet. Es soll zum Streit gekommen sein, weil Dipendra nicht die Frau heiraten durfte, die er wollte. Eine nicht authorisierte übersetzung ins Englische des ofiziellen Berichts der Untersuchung ist unter www.nepal-dia.de zu finden. Neuer König wurde Gyanendra, der jüngere Bruder von Dipendra.

Schöne Blumen im Chitwan Nationalpark. Schöne Blumen im Chitwan Nationalpark
Schöne Blumen im
Chitwan Nationalpark.
Schöne Blumen im
Chitwan Nationalpark.

Flora und Fauna: Wegen der extremen Höhenunterschiede gibts es auch extreme Unterschiede bei der Flora. Im tropischen Terai wächst der artenreiche Monsunwald. Hier wird Reis und Zuckerrohr angebaut. In den niedrigen Höhenlagen bis 2.400m wachsen Nadelwälder, Eichen und der im frühen April blühende Rhododendron. Bis 3.200m gedeihen Ahorn, Birken sowie Scheinkastanien. Oberhalb dessen bis zur Baumgrenze bei ca. 3.900m wachsen Tannen, Birken und Rhododendren sowie Primeln und viele Kräuter, welche auch in der Heilmedizin verwandt werden. Die Wälder Nepals sind stark gefährdet, da nach wie vor der größte Teil des Energiebedarfes aus Brennholz abgedeckt wird. Petroleum ist als Energiequelle noch nicht weit verbreitet.
Vor allem im Terai sind zahlreiche Schlangenarten anzutreffen, hauptsächlich Kobras, Pythons und Vipern. Weiterhin gibt es in Flüssen lebende Wasserschlangen, neben einigen Krokodilen. Affen sind bis in Höhen von etwa 3.500m zu finden. Wildschweine, Tiger, Leoparden und Schakale sind mit etwas Glück (?!) bis in Höhen von 3.000m anzutreffen. Bis 4.000m können Schneeleoparden, Wölfe und Bären auftauchen. Einen ganz harmlosen Marienkäfer sah ich auf etwa 4.100m.

Hinflug: So, 17.09.2006: Am Abend zuvor hatte ich noch Klassentreffen, es war daher recht spät geworden. Zur Sicherheit habe ich mir also zwei Wecker gestellt, um nicht zu verschlafen. Ich werde zum Bahnhof in Pirna gebracht und besteige die S-Bahn. Der Urlaub beginnt. Leider fährt die Bahn am Wochenende nicht bis zum Flughafen durch, so muss man am Dresdner Hauptbahnhof noch umsteigen.
Aus einem unerfindlichen Grund kann ich mein Gepäck leider nicht bis Nepal durchchecken. Mit Flug LH1053 geht es nach Frankfurt. Hier muss ich nun am Gepäckband warten, bis meine grosse Tasche erscheint. Dies dauert hier ziemlich lange. So muss ich mich beeilen, um via Skyrail noch rechtzeitig zu unserem Flug nach Bahrain zu kommen. Am Check-In werde ich bereits erwartet und sogleich werden wir bearbeitet. Bei manchen Airlines wird gesagt, man solle Taschen oder Rucksäcke mit vielen herumhängenden Bändern und Schnallen in einem Packsack verstauen. Hier bei Gulf Air will man dies nun gerade wieder nicht. Es gibt da offensichtlich keine einheitliche Linie. Aber unser Gepäck wird natürlich trotzdem abgenommen und wir können entspannt in Richtung Gate wandeln. Mit Flug GF16 fliegen wir nach Bahrain, dort steigen wir um - der Flughafen ist dieses Jahr nicht auf Kühlschranktemperatur gebracht - und fliegen knapp fünf Stunden später mit GF408 nach Kathmandu.

Mo, 18.09.2006: Am Schalter für die Visaerteilung erleben wir eine kleine Überraschung. Für ein Single Entry Visum werden 26,- EUR fällig, das ist ja noch ganz normal. Für ein Multiple Entry Visum wie wir eines haben wollen, sollen jedoch stolze 66,- EUR gezahlt werden. Wir lehnen dankend ab und nehmen ein Single Entry Visum. Für den erneuten Eintritt werden wir dann wieder ein solches nehmen und so ist man immer noch deutlich billiger als mit einem Multiple Entry Visum. Ansonsten klappt die Einreise ziemlich schnell.
Am Gepäckband wieder das bange Warten. Als nach einer ganzen Weile schließlich keine neuen Gepäckstücke mehr auf dem Band hineinkommen und meine Tasche immer noch nicht bei mir ist, wird mir schon wieder ganz anders. Hier in Kathmandu war ich schließlich letztes Jahr schon auf der Jagd nach meiner Tasche. Nach einer Suche rund um das Gepäckband fanden wir sie jedoch in einer Ecke liegen. Vielleicht hatte sie schon wieder jemand angesackt und wollte sie mitnehmen, hat seinen Irrtum aber noch bemerkt. Oder wollte sie jemand bewusst mitnehmen ... ?
Noch im Flughafen werden wir von einem Nepalesen in recht gutem Deutsch angesprochen. Er ist der Vertreter unserer für den Kailash-Trek zuständigen Agentur in Nepal und ist kurz vor uns mit Quatar Airways aus Deutschland hier eingetroffen. Draußen vor dem Gebäude das übliche hektische Treiben; Träger versuchen einem die Taschen wegzureißen, um ein paar Rupien oder Euros zu ergattern. Das ist mittlerweile schon ziemlich lästig und man muss sehr nachdrücklich den Leuten mitteilen, dass man diese Art "Hilfe" nicht wünscht.
Mit dem Auto fahren wir in das quirlige Kathmandu hinein. Und natürlich wird man auf den Strassen gleich wieder richtig in das hiesige Vorwärtskommen eingeführt: Hupen, hupen und nochmals hupen. Nach einiger Zeit werden wir im International Guest House am Rande von Thamel abgesetzt. Wir besprechen noch ein paar Dinge für den kommenden Trek, geben die Passbilder für das chinesische Visum ab und machen uns dann erst einmal ein klein wenig frisch.
Reise: Danach stürzen wir uns in das Getümmel von Thamel. Von daheim haben wir einiges an Sachen und auch ein Paar Wanderschuhe mitgebracht, welche wir nun bei der Organisation Porters Progress abgeben. Und schließlich müssen wir auch noch unsere Flüge in die Annapurna-Region buchen. Dies alles ist nicht in wenigen Minuten abgehandelt, sondern es braucht seine Zeit. Wir sind schließlich in Nepal und da gehen manche Dinge nicht so schnell wie anderswo. Wir erleben auch zwei Demonstrationen der Maoisten (oder besser gesagt: von ihnen bezahlten Jugendlichen) mit. In solchen Momenten bleiben wir lieber nicht auf der Strasse sondern verziehen uns in anliegende Geschäfte.

Di, 19.09.2006: Nach dem Frühstück im schönen Garten des Guesthouses packen wir unsere Sachen um. Was wir für die Tibet-Tour nicht benötigen, lassen wir hier im Hotel.
Vormittags besuchen wir noch die Tempelanlage von Swajambunath. Auf dem Abstieg können wir beobachten, wie ein Mann mit einem Plastebeutel mit Äpfeln und Bananen daherläuft. Von hinten kommt einer der vielen Affen angerannt und schwupps ist die Tüte samt Inhalt das heutige Mittagsmahl für die Affen. Für uns war es lustig anzuschauen; für ihn war es vielleicht viel Geld.
Gegen 14.00 Uhr werden wir von Domi, unserem nepalesischen Guide für die nächsten Tage im Hotel abgeholt. Er spricht sogar recht gut deutsch, was wir gar nicht erwartet hätten. Durch das quirlige Kathmandu fahren wir zum Domestic Airport. Auf dem Flugplatz müssen wir warten, bis der Flieger nach Nepalgunj startet. Währenddessen schüttet es draußen wie aus Kannen. Aber nicht nur draußen, denn das Dach des Terminals ist wohl für einen solch heftigen Regen nicht ausgelegt.
Der Flug dauert etwa eine Stunde und die Sicht ist nicht gerade gut. Nach der Landung in Nepalgunj im Südwesten Nepals werden wir vom schwül-warmen Wetter fast erschlagen. Wir fahren durch Unmassen von Fahrrädern und Ochsenkarren ins Hotel. Es gibt eine Klimaanlage, hurra! Beim Abendessen treffen wir auf einen Mann, den wir bereits in Frankfurt auf dem Flughafen registriert haben. Die Welt ist halt klein und man trifft sich wieder.

Ein Sadhu im Tempel Swajambunath. Dieser Tempel wird auch Affentempel genannt.
Ein Sadhu im Tempel Swajambunath. Dieser Tempel wird auch
"Affentempel" genannt.

Mi, 20.09.2006: Bereits kurz vor halb fünf klingelt bereits unser Wecker, Urlaub ist halt Stress. Eine halbe Stunde später sind wir alle im Restaurant vereint und es gibt tatsächlich auch gleich Frühstück. Ein Bus kommt, um alle zum Flugplatz zu bringen: eine Gruppe Spanier, eine 4er Gruppe, zwei weitere Deutsche und wir zwei Deutsche. In kurzer, rasanter Fahrt rauschen wir zum Flugplatz. Unser Koch wollte uns hier eigentlich mit den Tickets erwarten, doch er ist noch nicht da. So fährt unser Guide mit der Fahrradrikscha los, um ihn herbeizuholen. Wenig später kommen dann beide kurz nacheinander an. So können auch wir in das Flughafengebäude hinein, denn ohne Tickets geht dies nicht. Drinnen herrscht das übliche Gewühle um die Check-In Schalter herum. Warten. Die Personenkontrolle erfolgt bei den Herren sehr lax, bei den Damen ist sie dagegen sehr gründlich. Danach im Wartesaal wieder warten.
Gegen 8.15 Uhr startet unsere DHC-6 Twin Otter von Yeti Airlines. Sie ist vollgepackt mit Passagieren und Gepäck. In einem 50minütigen Flug geht es hinauf nach Simikot (2.970m). Dies ist die Hauptstadt des Districts Humla. Dort gibt es eine ähnlich wie in Lukla gelegene Landepiste, allerdings ist diese hier nicht befestigt. Während das Flugzeug schon wieder in Richtung Nepalgunj startet, werden ein paar kleinere Formalitäten erledigt. Auf einer Art Sammelplatz treffen sich alle Passagiere mit den Trägern und Guides. Unter den potentiellen Trägern entstehen dabei hitzige Diskussionen. Leider können wir nicht richtig verstehen worum es geht, aber scheinbar fühlen sich einige Personen benachteiligt weil sie keinen Porterjob abbekommen haben. Wir beschäftigen auf diesem Teil der Reise sieben Leute: Einen Guide, einen Koch, zwei Hilfsköche und drei Träger. Unser Koch kommt erst mit dem zweiten Flug aus Nepalgunj hier nach Simikot. Dies erweist sich als taktisch unklug, da sich so unser Mittagessen und danach unser Abmarsch natürlich verzögert. Unser Guide kümmert sich derweil um unsere Anmeldung hier, das Trekkingpermit, welches 90,- USD für zehn Tage plus 15,- USD für jeden weiteren Tag kostet, und das Abstempeln unserer Reisepässe. In Simikot endet die Herrschaft des nepalesischen Staates, das Land dahinter ist in Maoistenhand.
Kurz vor 14.00 Uhr starten wir dann endlich zu unserem Trekking zum heiligen Berg Kailash. Von Simikot steigt der Weg erst noch ein wenig an bis hinauf in einen Sattel. Dort folgen wir dem Wegweiser nach Daropani. In einem steilen Abstieg geht es in unzähligen Serpentinen in das Tal des Flusses Karnali hinab. Knorrige Walnußbäume, Cannabis und vor allem unzählige Brennnesseln säumen den Weg.
Als wir gegen 17.30 Uhr das Camp hinter der Brücke über den Yakba Khola auf 2.250m erreichen, sind unsere Lastesel natürlich noch nicht da. So müssen wir noch etwas warten und können erst im Dunkeln das erste Mal unsere Zelte aufbauen.

Do, 21.09.2006: Am Morgen gegen 6.30 Uhr wird als Weckruf der Tee am Zelt serviert. Wir packen unsere Sachen zusammen, können die Schlafsäcke aber nicht zum Lüften über das Zelt hängen, da vom nächtlichen Regen alles noch etwas feucht ist. Nach dem Frühstück kommen wir gegen 8.00 Uhr dann endlich los. Das rationelle Einpacken ist uns noch nicht so gut von der Hand gegangen. In stetigem Auf und Ab geht es mal direkt am Karnali entlang, mal weit oberhalb des Flusses. Wir passieren die obere Grenze des Reisanbaus, welche hier bei etwa 2.300m liegt. Am heutigen Tag begegnen uns im Gegensatz zu gestern kaum bettelnde Kinder.
Unsere Küchenmannschaft denkt scheinbar, sie müsste eine ganze Fußballmannschaft bekochen. Dabei sind wir nur zwei. Das Essen, welches sie zubereiten ist zwar sehr lecker, aber jedes Mal ist es viel zu viel.
Gegen 14.00 Uhr erreichen wir unser Camp bei Kermi (2.690m). Nach Zeltaufbau, Vesper mit Tee und Keksen, ging es in einem etwa halbstündigem Marsch in ein kleines Seitental hinauf. Ab und zu konnte man weiter oben am Berg schon Dampfwolken sehen, denn hier gibt es heiße Quellen. Das warme Wasser eines Baches wurde mit einem kleinen Steinwall angestaut. So entstand ein etwa 3x3m großer Pool den man für ein wohltuendes Bad wie in einer Badewanne nutzen konnte.
Auf dem Rückweg wurde noch im Dorf ein Kürbis für 50 Rupien gekauft. Dieser kommt in den nächsten Tagen so nach und nach in die Suppe und als Gemüsebeilage ans Essen. Es fallen ein paar Tropfen, aber glücklicherweise nicht viel. Gegen 21.00 Uhr liegen wir schon in den Schlafsäcken und träumen von der nächsten Trekkingetappe.

DHC-6 Twin Otter auf dem Flugplatz in Simikot. Kürbisverkaufende Dame im Dorf Kermi.
DHC-6 Twin Otter auf
dem Flugplatz in Simikot.
Kürbisverkaufende Dame
im Dorf Kermi.

Fr, 22.09.2006: Nach der üblichen Morgenprozedur mit Tee am Zelt, packen und Frühstück machen wir uns auf den Weg. Wieder geht es in auf und ab am Karnali entlang, nur ist das auf und ab an diesem Tag schon deutlich stärker und schweißtreibender. Es sind dabei Anstiege von mehreren hundert Höhenmetern zu bewältigen.
Manchmal fühlt man sich hier wie auf einem Highway. Endlose Karawanen kommen aus Tibet herab und bringen Salz und Reis. Meist werden dabei als Lasttiere Ziegen oder Schafe verwendet, welche in zwei Säckchen ein Gewicht von 10kg tragen. Eine Herde kann dabei leicht weit mehr als 100 Tiere umfassen. Bei den teils sehr schmalen und in den Fels gehauenen Pfaden kann man sich dann nur noch gegen die Felswand drücken und hoffen, dass die Karawane nicht allzu groß ist.
Es wird ein kleiner Pass von knapp 3.000m Höhe überquert. Natürlich ist er mit Mani-Steinen und Gebetsfahnen verziert. Danach verzweigt sich der Weg. Wir wählen den linken, der steil und in zahlreichen Serpentinen hinab führt. Beim Abstieg wird eine große Lichtung passiert, deren Wiese zu einer Rast geradezu einlädt. Wir steigen weiter ab bis wir auf einer 1994 gebauten Hängebrücke den Chumsa Khola überquert haben. Hier legen wir nun auf einer ebenso schönen Wiese eine Mittagsrast ein. An der Hängebrücke bildet sich in unserer Mittagszeit ein richtiger Stau, Rush Hour sozusagen. Einige Ziegen wollen nicht so recht über die Brücke gehen und die nachfolgenden können somit nicht. Es dauert eine ganze Weile, bis der Verkehr sich wieder normalisiert hat.
Nach dem Mittag geht es wieder bergan, bergab. Es folgt noch eine kleine Pause am Ufer des Karnali, bevor wir uns an den Aufstieg nach Yalbang (2.890m) machen. Wir gehen hinauf bis ins Namka Khyung Zong Kloster, wo wir einer kleinen Puja beiwohnen können. Das Kloster ist noch verhältnismäßig jung; einige Quellen berichten von 25 Jahren, andere von 50 Jahren. Es leben ca. 75 Mönche dort und es gibt eine kleine Schule.
Es folgt noch ein kleiner Abstieg in unser Camp am Rande des Ortes. Der Platz sieht aus wie eine verlassenen Schule.

Sa, 23.09.2006: In der Nacht hat es wieder ein klein wenig geregnet. Im Tal hängen noch viele Wolken und sowohl die Sonne als auch die Berggipfel haben sich dahinter versteckt. Gegen 7.45 Uhr stiefeln wir los. Der alte Weg führte über einen Pass von 3.500m Höhe. Aber es gibt einen neuen, der in geringem Auf und Ab immer etwas oberhalb oder direkt am Karnali entlangführt. Teils wurde dieser neue Weg richtig aus dem Fels herausgebrochen. Nach einer Hängebrücke, auf der der Karnali das vorläufig letzte Mal überquert wurde, geht es in das Dorf Muchu hinauf. Die Gegend ist schon weit karger als bisher und erinnert uns immer mehr an Ladakh.
Ein älterer Mann kommt uns entgegen und setzt sich vor uns auf den Weg. Er zieht seine Schuhe aus und zeigt uns ein paar schwarze Beulen an seinen Füßen. Er möchte medizinische Hilfe. Da wir keine Ärzte sind und mein letzter Sanitätslehrgang auch mittlerweile 20 Jahre her ist können wir natürlich nicht wirklich helfen. Aber für uns Laien sah es aus wie Frostbeulen. Also besprühten wir die betroffenen Stellen wenigstens mit etwas Desinfektionsmittel, gaben ihm ein paar Tabletten einer schwachen Sorte Aspirin und noch ein Wohlfühltuch. Sicher nicht wirklich eine Hilfe, aber hoffentlich auch kein Fehler.
Etwa 45 Minuten hinter Muchu auf ca. 3.000m Höhe befinden sich ein paar schöne Möglichkeiten zum Campen. Hier münden Tumkot und Bumachija Khola in den Karnali und es hat sich ein weiter Talkessel gebildet. Der Karnali kommt hier aus einer sehr engen Schlucht heraus gequollen. Im Bumachija Khola findet man im Schutze von großen Steinen ein paar seichte Stellen. Diese Einladung zum Baden können wir natürlich nicht ausschlagen. Das Wasser hat zwar nicht gerade meine übliche Badewannentemperatur, aber dennoch war das Bad verbunden mit einer gründlichen Reinigung sehr angenehm.
Wir müssen eine ganze Weile warten, bis auch unser Troß eingetroffen ist. Nach dem Abendessen sagt uns unser Guide Domi auch, weshalb es so lange dauerte: Nach der Mittagspause war eines unserer Maultiere verschwunden und konnte erst nach längerer und intensiver Suche wiedergefunden werden.

So, 24.09.2006: Gleich zu Beginn überqueren wir auf einer Hängebrücke den Bumachija Khola. Von da an geht es anderthalb Stunden knackig bergan. Ganz schön anstrengend. An einer Abzweigung hat man die Wahl: Der linke Weg führt gemächlicher, aber länger, bergan. Der rechte Weg ist eine Abkürzung. Die Nepali nehmen die Abkürzung und auch wir nehmen diese. Der Pfad führt sehr steil bergan und hat auch ein paar Stellen, an denen man die Hände zu Hilfe nehmen muss. Dann treffen beide Wege wieder zusammen. In einer Rinne, voll mit losen Kieselsteinen, führt der Weg weiter bergan bis in eine Höhe von ca. 3.450m.
Die Gegend wird immer karger, kaum noch ein Busch ist zu sehen. Sehr viel Regen scheint hier nicht mehr hinzukommen. Und schließlich, kurz vor Mittag. stoßen wir plötzlich auf eine Straße. Wir staunen nicht schlecht, da wir so etwas hier ja nun nicht gerade erwartet hatten. Sie ist seit 2003 im Bau und soll von Tibet nach Humla führen. Der Bau soll allerdings auch noch viele Jahre in Anspruch nehmen. Dann aber wird es mit dem Trekking hier auch vorbei sein, denn wer möchte schon auf dieser unbefestigten, staubigen Straße neben stinkenden Lkw wandern gehen?
Die heutige "Königsetappe" ist ziemlich lang. Als wir schließlich unseren Zielort Tharo Dunga auf knapp 4.000m sehen, müssen wir noch einen letzten Anstieg meistern, um unsere heiß ersehnten Schlafsäcke zu erreichen.

Immer wieder gibt es Stau wegen erhöhtem Verkehrsaufkommen. Blick den Karnali hinauf zum trockenen Hochplateau von Tibet.
Immer wieder gibt es Stau
wegen erhöhtem Verkehrsaufkommen.
Blick den Karnali hinauf
zum trockenen Hochplateau von Tibet.

Mo, 25.09.2006: Schon halb sechs stehen wir auf, gegen 7.15 Uhr sind wir auf der Piste und 8.45 Uhr stehen wir auf dem 4.580m hohen Nara Lagna Pass. Auch dieser Pass ist natürlich mit einer riesigen Steinpyramide und Gebetsfahnen verziert. Der Aufstieg verläuft meist auf dem alten Weg, nur ab und an quert man die neue Strasse. Von Tharo Dunga an verläuft der Anstieg noch relativ flach. Erst ab einer Sipsip genannten Wiese mit einem Teahouse geht der steile Anstieg los. Es ist ziemlich windig und die Sonne hat sich hinter den Wolken versteckt. So hole ich auf dem Pass das erste Mal in diesem Urlaub die Windstopperjacke und die Handschuhe aus dem Rucksack.
Der Abstieg beginnt flach und in der nächsten Linkskurve des Weges gibt es einen phantastischen Ausblick auf das tibetische Hochplateau und das Örtchen Sher. Hier kommt nun auch wieder tief unten im Tal der Karnali in den Blick. Beim "Hotel" Ranipauwa weichen wir vom alten Weg auf die neue Strasse aus. Der alte Weg geht äußerst steil und rutschig hinab. So wie wir entscheiden sich wohl alle Leute. Die Straße ist zwar länger, aber weniger gefahrvoll. Und noch dieseln hier keine Lkw entlang. Nach einer ganzen Weile biegen wir dann wieder in den alten Weg ein, der nun direkt und steil in das Tal des Karnali hinabführt. Der Weg ist nicht leicht zu begehen, denn viele fiese Kieselsteine und Staub verursachen immer wieder mal eine kleine Rutschpartie. Unten geht der Weg noch ein kleines Stück direkt am Karnali entlang, bevor wir gegen 13.00 Uhr den nepalesischen Grenzort Hilsa (3.720m) erreichen.
An der Hängebrücke über den Karnali hängen rote Fahnen und lassen uns Schlimmes erahnen. Bis hierher haben wir es ohne Maoisten geschafft, doch hier erpressen sie nun ihren Wegezoll; oder die "Progressive Tourism Tax", wie sie es nennen. Ein diskutieren oder feilschen mit diesen Herren erweist sich als völlig zwecklos. Sie verlangen entweder 100,- USD oder 80,- EUR pro Tourist, ansonsten gibt es kein Weiterkommen. Dafür bekommt man dann aber auch eine Quittung ausgestellt. Auf dieser Quittung sind, neben den Rechnungsdaten, die Köpfe vom Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao abgebildet. Es tut schon weh, wenn man solchen Leuten sein hart erarbeitetes Geld überlassen muss. Irgendwie waren die Maoisten in unserer Vorstellung so eine Art Guerillas im Tarnanzug. Hier aber saßen wir Leuten gegenüber, die auch gut und gerne hätten Lehrer sein können. Nur steckte da aber eben auch noch ein Pistole im Gürtel. Und die goldene Uhr am Handgelenk passte auch irgendwie nicht so richtig ins Bild. Was dann mit dem Geld passiert, ist wohl auch nicht so recht nachzuvollziehen.
Nach dieser unerfreulichen Begegnung und dem Zahlen unserer "Steuern" konnten wir die Brücke passieren und erreichten am anderen Ufer das von China besetzte Tibet. Unsere Träger durften nun nicht mehr weiter mit, nur unser Koch und der Guide hatten einen Pass und ein Visum für China. Leute aus dem nahen Sher kamen zum Fluss herab, um unsere Sachen zum Grenzkontrollpunkt der Chinesen hinauf zu tragen. Wir steigen die 150 Höhenmeter hinauf und werden dort schon von unserem zusätzlichen chinesischen "Guide" erwartet. Der scheint allerdings mehr ein Aufpasser und Berichteschreiber zu sein, denn erstens ist sein Englisch ziemlich schlecht und man kann sich nicht wirklich gut mit ihm unterhalten und zweitens kann er viele Fragen zu Land und Leuten nicht beantworten. Auf dem Hof der Grenzstation wird unser Gepäck genau untersucht. Vor allem auf Druckerzeugnisse haben es die Chinesen abgesehen. Sehr genau schauen sie sich jedes Buch, jede Landkarte und jede Postkarte an.
Das Gepäck und unser Koch werden auf einen älteren Toyota Landcruiser, wir und ein chinesischer Grenzbeamter auf einen ziemlich neuen Landcruiser 4500 verladen. Auf unbefestigter, aber mest guter Piste geht die Fahrt in das 26km entfernte, auf 3.930m Höhe gelegene Taklakot (nep.) bzw. Purang (tib.). Hier wurden wir in einem weiteren Beamtensilo vorstellig und erledigten die Einreiseformalitäten. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass hier niemanden wirklich interessierte, was wir auf den Formularen ankreuzen. Eine englische Formulierung verstanden wir nicht, fragten daher die Beamten. Unser "Guide" konnte die Frage wenigstens ins Chinesische übersetzen, eine Antwort, was in ihren Formularen steht, konnten uns die Beamten dennoch nicht geben.
Wir wurden im Purang Guesthouse einquartiert. Nie wieder! Da ist mir ein Zelt und mein Schlafsack tausendmal lieber als so eine versiffte Unterkunft. Ich glaube, selbst das schlechteste Teahouse in Nepal ist besser. Sanitäre Anlagen wie aus der Vorkriegszeit und ein Essenraum mit dem Ambiente einer Bahnhofswartehalle an einer 50 Jahre stillgelegten Bahnstrecke. Nach Aussage von ebenfalls auf dieser Strecke befindlichen Deutschen ist das Peacock Hotel aber auch nicht besser. Am Purang Guesthouse gibt es eine Telefonzelle, von der man internationale Gespräche führen kann. Für 1min 10sec nah Deutschland haben wir 7,60 Yuan (rund 0,80 EUR) bezahlt.
Rein theoretisch hätten wir unsere Uhren beim Überschreiten der Grenze um 2h 15min vorstellen müssen, da überall in China die Peking-Zeit gilt. Da dies absoluter Blödsinn ist lassen wir unsere Uhren auf nepalesischer Zeit und treffen auch alle Zeitabsprachen mit unserem nepalesischen Guide in dieser Zeit. Unser chinesischer "Freund" wollte natürlich immer die Peking-Zeit anwenden, aber wir verwendeten nur die Nepali-Zeit. Auch, um ihn ein wenig zu ärgern.
In Purang ist die Straße mit einer Betondecke befestigt. Von einem tibetischen Ortskern ist nicht mehr viel zu sehen. Der Ort wirkt in dieser Einöde steril wie aus der Retorte und ist völlig chinaisiert. Viele Soldaten der Chinesischen Volksbefreiungsarmee bevölkern die Strasse.

Die Flagge von Tibet. Herzlich Willkommen in China, meinen die Besatzer.
Die Flagge von Tibet. Herzlich Willkommen in China,
meinen die Besatzer.

Di, 26.09.2006: In der Nacht konnten wir erst spät einschlafen, da die in der Nähe befindliche Diskothek einen Höllenlärm verursachte. Am Morgen wurden wir dafür mit einem herrlichen blauen Himmel über weißen schneebedeckten Gipfeln entschädigt.
Nach dem Frühstück haben wir dann das Abenteuer des Geldtauschens in Angriff genommen. Auf der Agricultural Bank of China haben wir dafür eine geschlagene Stunde benötigt. Wir hatten schon erfahren, dass nur US-Dollar in Cash getauscht werden, keine Euro, keine Reiseschecks. Die Angestellten hatten überhaupt keinen Anlass zur Eile, sortierten lieber fein säuberlich irgendwelche leeren Formulare als Kunden zu bedienen. Die sind hier wohl nicht erwünscht. Der offizielle Kurs auf der Bank war 1 USD zu 7,8404 Yuan. Wie wir später erfuhren, konnte man in manchen Hinterhöfen zum Kurs von 1:7,0 tauschen. Zwar etwas ungünstiger, dafür aber in nur fünf Minuten.
Es wurde 13.00 Uhr, bevor wir endlich los kamen. Als wir die Stadt verließen, wurde aus der betonierten Strasse wieder eine einfache Staubpiste. Die Fahrt ging durch absolut kahle Gegend, nur manchmal in der Nähe eines Baches oder in einem künstlich angelegten Hain war etwas Grün zu finden. Am Pass Gurla La (4.590m) hatten wir das erste Mal unser eigentliches Ziel vor den Augen: den heiligen Berg Mt. Kailash, oder Kang Rinpoche, wie ihn die Tibeter nennen. Ein imposanter Zahn, der aus der Hochebene aufragt und seine weiße Spitze in den blauen Himmel reckt. Dreht man sich um, so steht der Koloss von Gurla Mandata (7.728m) vor dem Hintergrund des blauen Himmels. Und dieser Anblick war noch steigerungsfähig, denn wenig später kam auch noch der See Rakshas Tal ins Blickfeld. Es ist ein phantastischer Anblick: der tiefblaue See, der weiße Kailash und wiederum eintiefes Blau des Himmels. Man kann sich gar nicht satt daran sehen. Immer wieder veranlassen wir unseren Fahrer zu einem Halt, da wir diese prächtige Szenerie natürlich auch in Fotos festhalten wollen.
Im Dorf Manasarovar gibt es an einem Tümpel heiße Quellen. Der Teich selber lädt nicht so sehr zum Baden ein, aber es gibt ein Gebäude mit Glasdach. Drinnen stehen in Kabinen Badewannen und so kann man für 20 Yuan auch ein schönes warmes Bad nehmen.
Wir fahren noch hinauf ins Kloster Chiu. Es thront hoch über dem See wie ein Vogelnest auf einem kleinen Hügel. Leider ist keiner zuhause und so können wir keinen Blick in die Räumlichkeiten genießen.
Unsere Zelte schlagen wir unterhalb eines Guesthouses direkt am Seeufer (4.520m) auf. Es ist nicht gerade warm und ziemlich windig, daher nehmen wir von einem Bad Abstand. Die Hindus nehmen in diesem See rituelle Waschungen vor und glauben, damit alle Sünden abwaschen zu können. Die Buddhisten sehen dies nicht so gern und haben deshalb ein Stück Zaun am Seeufer gezogen.
Am späten Nachmittag unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang am See entlang und beobachten die vielen verschiedenen Vögel.

Das erste Mal: Blick zum Kailash vom Pass Gurla La. Blick zum Kailash vom See Manasarovar.
Das erste Mal: Blick zum
Kailash vom Pass Gurla La.
Blick zum Kailash
vom See Manasarovar.

Mi, 27.09.2006: Nach kurzer Fahrt erreichen wir den "Highway", der von Kashgar nach Lhasa führt. Dieser ist aber auch nur eine ganz einfache, unbefestigte Piste. Auf dieser durchqueren wir die Barkha Plains und erreichen bald Darchen (4.560m). Dies ist der Ausgangsort für unsere Kailash-Runde. Diese wird hier Kora genannt. Unser chinesischer Begleiter lässt uns nun für die Tage der Kora allein. Wir werden ihn erst am Ende der Runde wiedertreffen. Unser Gepäck wird von Yaks und einem Pferd mit dem Charakter eines Esels getragen.
Wir starten gegen 10.00 Uhr. Als wir zum Mittagessen in einem kleinen Teahouse einkehren, sah die Wirtin unser Buch "Kailash - Tibets heiliger Berg" von Bruno Baumann. Sie blätterte ein wenig darin, hielt dann inne und hielt es sich plötzlich an die Stirn. Sie war auf die Seite gekommen, auf der ein Foto des Abtes des Klosters Gyandrak abgedruckt ist. Dies ist hier in der Gegend das wichtigste Kloster. Nun blätterte sie jede Seite des Buches aufmerksam durch. Unter den vielen Bildern fand sie natürlich eine ganze Menge bekannter Heiligtümer dieser Gegend und ihr Gesicht war von Glückseligkeit gezeichnet.
Im Tale des Lha Chu steigen wir langsam auf. Ab und zu können wir auch einen Blick auf den Gipfel des Kailash erhaschen. Kurz nachdem sich uns die gewaltige Nordwand des Kailash präsentiert hat, schlagen wir auf 5.100m Höhe gegenüber des Klosters Drira Gompa, unser Lager auf. Während der chinesischen Kulturrevolution wurden alle Klöster entlang der Kailash-Runde zerstört. Einige davon sind in den letzten Jahren wieder aufgebaut worden. Es befinden sich auch wieder ein paar alte Reliquien darin, die vor der Zerstörung gerettet werden konnten.

Am See Manasarovar. Kloster Chiu am See Manasarovar.
Am See Manasarovar. Kloster Chiu am
See Manasarovar.
Die Südflanke des Kailash vom Kangni Tschörten. Die Westflanke des Kailash vom 2. Niederwerfungspunkt.
Die Südflanke des Kailash
vom Kangni Tschörten.
Die Westflanke des Kailash
vom 2. Niederwerfungspunkt.

Do, 28.09.2006: Wir starten bereits 6.45 Uhr. Anfangs geht der Weg etwas steiler bergan, dann kommt ein längeres Flachstück und dann kommt noch mal ein knackiger Anstieg hinauf zum Pass Dolma La (5.650m). Auf dem Flachstück gibt es einen symbolischen Friedhof. Hier soll man ein Kleidungsstück oder einen Tropfen Blut zurücklassen. Dies soll symbolisieren, dass man sein bisheriges Leben hinter sich lässt. Nach drei Stunden Weg erreichen wir den mit zahlreichen Gebetsfahnen und Steinpyramiden geschmückten Pass und schießen natürlich auch einige "Passfotos".
Leider schmücken den Weg aber nicht nur Gebetsfahnen und Steinpyramiden, sondern auch jede Menge "Red Bull" Dosen und leere Sauerstoffflaschen. Außerdem gibt es hier in den Teehäusern auch Instantnudeln, so eine Art 5-Minuten-Terrine. Diese sind bereits fertig in einer Plastikschale aus grellem Orange. Und wenn die Nudeln gegessen sind, dann fliegt diese Schale in hohem Bogen irgendwo in die Landschaft, wo das grelle Orange schön leuchten kann. Vom Pass hinab ging es ebenso dreiteilig wie hinauf; erst steil, dann flach, zum Schluss beim Abstieg in das Tal des Lam Chu wieder steil. Unten (5.200m) angekommen, machen wir erst einmal eine Mittagspause.
Nachmittags laufen wir ewig neben dem Bach entlang. Immer wieder muss man kleinere Seitenbäche von Stein zu Stein hüpfend überqueren. Am Zusammenfluss von Lam Chu und Topchen Chu zum Dzong Chu schlagen wir auf einer malerischen Wiese (4.820m) unser Lager auf. Nach diesem langen Tag dauert es nicht lange, bis wir in unseren warmen Schlafsäcken in tiefen Schlaf sinken.

Manche Pilger werfen sich bei ihrer Kora immer wieder nieder. Pilgerin bei ihrer Kora.
Manche Pilger werfen sich bei
ihrer Kora immer wieder nieder.
Pilgerin bei ihrer Kora.

Fr, 29.09.2006: Vorbei am Dzuthrul Phuk Gompa geht es in seichtem Auf und Ab immer am Dzong Chu entlang. Die Berge sind schon nicht mehr so zackig, sondern gleichen mehr runden Hügeln. Schon kann man wieder auf die scheinbar endlose Ebene Barkha hinausschauen. Bis zu den Teehäusern von Drangser Drangmar können Jeeps fahren und so sollen auch die Touristen hier wieder einsteigen. Wir jedoch wollen unsere Kora vollständig machen und laufen nach Vereinbarung eines Treffpunktes weiter bis nach Darchen.
Dort werden wir auch nach einer kurzen Wartezeit von unserem Toyota abgeholt. Wir fahren nach Hor, durch den Ort hindurch und weiter bis an den Manasarovar See. Hier suchten wir uns einen Zeltplatz direkt am See aus. Doch unser chinesischer Aufpasser hatte plötzlich etwas dagegen, dass wir erstens dort baden und zweitens dort zelten wollen. Angeblich wäre das Wasser zu schmutzig. Was das Zelten betraf, so ließen wir uns breitschlagen, auf das Bad bestanden wir jedoch. Um die Anwesenden Pilger nicht zu verschrecken, stiegen wir in unsere Badesachen und gingen in den heiligen See, um unsere Sünden und den Staub abzuwaschen.
Nach dem Bad ging es in zweistündiger Fahrt weiter bis zu einem Roadhouse irgendwo in der Pampa am Yarlung Tsangpo. Zwischendurch mussten wir aber noch eine Zwangspause einlegen, da der ältere unserer beiden Toyotas ein Problem durch Verstopfung des Benzinfilters hatte. Aber zum Glück kann man bei diesen Motoren noch mit ein wenig Werkzeug viel reparieren.

Das Bewußtsein für die Umwelt ist in Tibet noch völlig unterentwickelt. Manche Leute sind nicht By Fair Means unterwegs.
Das Bewußtsein für die
Umwelt ist in Tibet noch
völlig unterentwickelt.
Manche Leute sind nicht
"By Fair Means" unterwegs.

Sa, 30.09.2006: Wir kommen erst so gegen 9.00 Uhr los, da der ältere unserer beiden Toyotas wieder nicht so recht wollte. Später am Tage mussten wir nochmals eine Zwangspause einlegen, da bei diesem Fahrzeug das Kühlwasser durch ein Leck entwichen war. Glücklicherweise waren wir ja mit zwei Fahrzeugen unterwegs und so konnte der andere Toyota losfahren, um Wasser zu organisieren. Das war auch nicht schwer, da es hier mehr Wasser gibt, als ich eigentlich gedacht hatte. Ich war regelrecht überrascht, wie viel kleine Seen und Bäche es hier gibt. Wesentlich trockener hatte ich es mir hier vorgestellt. Während Wasser geholt wurde, wurde das Leck provisorisch abgedichtet.
Als wir gegen 12.00 Uhr in Paryang ankamen, wurde sogleich eine der zahlreichen Werkstätten aufgesucht. Hier konnte der Toyota einer "richtigen" Reparatur unterzogen werden. Auf dem Dorfplatz gibt es mehrere kleine Werkstätten, in denen die sicherlich zahlreichen Schäden an den durchkommenden Autos behoben werden können. Die holprigen Staubpisten verlangen hier eben ihren Tribut. Umso wichtiger ist es, dass hier mit Fahrzeugen gefahren wird, an denen man noch selbst Hand anlegen kann. Es bringt auch wenig, wenn das Auto mit Elektronik vollgestopft ist. Woher soll hier auf die Schnelle ein neues Steuergerät organisiert werden? Hammer, Schraubenschlüssel und Schweißgerät sind hier wichtiger als ein Laptop zum Auslesen des Fehlerspeichers.
Auch wenn die Strassen hier nur Staubpisten sind, so kommen wir doch häufig mit Geschwindigkeiten zwischen 60 und 80 km/h vorwärts. Natürlich gibt es aber Streckenabschnitte, auf denen man nur mit wenig mehr als Schrittgeschwindigkeit vorwärts kommt.
Die Weite der tibetischen Hochebene ist einfach gigantisch. Die steppenhafte Landschaft liegt zwischen 4.500 und 5.000m hoch. Immer wieder sieht man die Zelte der Nomaden und die riesigen Herden aus Schafen, Ziegen, Yaks und Pferden. Auch fällt uns das Abschätzen von Entfernen hier nicht nur schwer, sondern ist schier unmöglich. Die klare Luft holt weit Entferntes scheinbar nah heran. Wenn man einen Punkt in der Ferne sieht und sich denkt: "Noch eine Stunde bis dahin.", so ist dieser Punkt nach einer Stunde immer noch in weiter Ferne.
Unsere Zelte schlagen wir am Rande von Paryang auf. Wie meist dauert es nicht lange und wir sind von Hunden, Kindern und anderen Neugierigen umzingelt. Ein alter Mann kommt zu uns und wünscht medizinische Hilfe. Sein Bein xxx...

Die unendlichen Weiten des tibetischen Hochplateaus. Und täglich grüßt das Murmeltier.
Die unendlichen Weiten
des tibetischen Hochplateaus.
Und täglich grüßt
das Murmeltier.

So, 1.10.2006: Heute wollen wir von Paryang nach Saga fahren. Morgens taucht die Sonne die fernen Gipfel des Himalaya in ein goldenes Licht. Auf den umliegenden Weiden sind schon seit den ersten Lichtstrahlen die Menschen unterwegs und versorgen das Vieh auf den Weiden. Ein Mädchen geht durch das Gras und singt mit glockenklarer Stimme. Wir frühstücken im Freien, denn die Sonne wärmt bereits recht ordentlich.
Wir starten kurz nach acht wieder auf die Staubpiste, ca. 245km liegen heute vor uns. Der ältere Toyota hält heute durch, scheinbar ist die Reparatur erfolgreich gewesen. Immer wieder geht die Fahrt durch eine wüstenähnliche Landschaft. Richtig riesige Sanddünen hat der Wind angeweht. Dann plötzlich wechselt die Szenerie und grünes, saftiges Weidegras liegt vor uns. Das ganze entwickelt sich dann zu einer sumpfartigen Landschaft. Dann folgt wieder Wüste, darauf wieder "normale", endlose Steppe umsäumt von schneebedeckten Bergen die wie Diamanten vor dem azurblauen Himmel gitzern.
Direkt vor Saga schlagen wir zwischen der Straße und einem plätschernden Bach unsere Zelte auf. Auch hier sind sofort wieder Kinder da, um die Fremdlinge zu begrüßen. Im benachbarten Feld sind die Erntearbeiten im Gange, alles wird mit der Hand bearbeitet. Die Gerste wird mit der Sichel geschnitten und zu kleineren Bündeln zusammengelegt. Später wird mit Hand gedroschen und durch Hochwerfen bei Wind werden Korn und Spreu voneinander getrennt.
Wir laufen noch nach Saga hinein. Zuerst sehen wir die typischen tibetischen Häuser, dann wird aus der Staubpiste eine betonierte Strasse. Vom Werbeplakat am Strassenrand grüßen zwei Uniformierte der Armee. Viele Häuser sind neu gebaut. Offensichtlich ist der chinesische Einfluss hier sehr groß. In "Downtown" gibt es zwei Hotels mit modernen Glasfassaden und goldfarbenen Tür- und Fensterrahmen. Dies passt überhaupt nicht hierher und ist wegen des vielen Staubes zudem völlig unpraktisch. Die Prachtstrasse endet an einer Art Kulturpalast mit Fahnenmast auf einem natürlich roten Podest. Rotchina lässt grüßen. Über der Strasse hängen rote Transparente mit chinesischen Parolen.

Wüstenähnliche Dünenlandschaft zwischen Paryang und Saga. Tradition und Moderne.
Wüstenähnliche Dünenlandschaft
zwischen Paryang und Saga.
Tradition und Moderne.

Mo, 2.10.2006: Ein langer Fahrtag liegt vor uns. Nicht wegen einer langen Strecke sondern mehr wegen der kaum existenten Strasse auf dieser Strecke. In Saga verlassen wir die Piste von Kashgar nach Lhasa. Kurz hinter Saga passieren wir auf einer neuen Brücke den Brahmaputra, der hier in Tibet noch Tsangpo heißt. Wir fahren auf teilweise kaum erkennbaren Pisten über die unendliche Ebene, dann gibt es mal ein paar Serpentinen und darauf wieder eine neue Ebene. Auf einer davon rennt über einige Minuten ein Wildesel neben unserem Auto mit ca. 50km/h daher. Langsam arbeiten wir uns an die Strasse Lhasa - Kathmandu heran. Dabei fahren wir auch über endlose Almwiesen auf 5.000m Höhe. Riesige Yak- und Schafherden weiden hier. Kurz nachdem wir die Strasse von Lhasa nach Kathmandu erreicht haben, passieren wir den Pass Thong La mit einer Höhe von sage und schreibe 5.153m. Von hier könnte man sogar auf den Mont Blanc hinabschauen und wir fahren mit dem Auto hier entlang. Es herrscht reger Verkehr, viele Jeeps mit Touristen machen hier einen Fotostop und eine ganze Menge Lastwagen transportieren die Waren zwischen Nepal und China. Die Fahrer der Lkw hupen kräftig, wenn sie den Pass passieren. Natürlich stehen viele Steinpyramiden und -männchen herum. Auch ein paar vom Wind angetriebene Gebetsmühlen drehen sich hier. Und selbstverständlich wehen auch sehr viele Gebetsfahnen im kräftigen Wind. Wir genießen den wunderbaren Ausblick, während unser Fahrer sicherheitshalber das rechte Hinterrad wechselt. Das alte hatte an der Seite einen kleinen Riss in der Oberfläche. Aber bei der bevorstehenden steilen Abfahrt sollten die Reifen schon in Ordnung sein. Wir genießen derweil den Ausblick auf die hinter uns liegende Hochebene und die vor uns liegenden Berge des Himalaya. Südwestlich von uns erhebt sich der Shisha Pangma (8.013m).
Auf der Abfahrt vom Pass ins Tal bleibt unser Fahrer auch nicht auf der normalen Strasse sondern nimmt eine Abkürzung. Die geht zum Teil extrem steil hinab und unser Fahrer kann hier sein ganzes Können im Off-Road-Fahren unter Beweis stellen. Er hat seinen Jeep voll im Griff. Bei dieser Abfahrt ändert sich auch die Landschaft total. Von absolut karg und trocken rücken nun die ersten Felder und auch Bäume in unseren Blick. Allmählich wird rings um uns alles grün.
Am Ortseingang von Nyalam (3.700m) gibt es nochmals eine Polizeikontrolle. Der Ort begann mit ein paar typisch tibetischen Häusern, aber als wir um einen Bergrücken bogen, bot sich uns die ganze "Pracht" rotchinesischer Baukunst.
Unser Koch überrascht uns am Abend mit einer Torte mit der Aufschrift "Kailash Trek 2006".

Viele Klöster wurden während der Kulturrevolution zerstört. Auf dem Paß Thong La (5.153m).
Viele Klöster wurden während
der Kulturrevolution zerstört.
Auf dem Paß Thong La (5.153m).

Di, 3.10.2006: Wir starten bereits 6.30 Uhr und versuchen damit, dem zu erwartenden Stau an der Grenze etwas zu entgehen. Die Fahrt geht in das tief eingeschnittene Tal hinein. Auf der Piste ist relativ viel Verkehr, scheinbar wollen viele Leute zeitig an der Grenze sein. Am Straßenrand steht eine ewige Kolonne von Lkws. Da hier normalerweise keine Lastwagen über die Grenze in das jeweils andere Land fahren dürfen, muss die Ladung im Grenzgebiet umgeladen werden. Dazu gibt es zwischen der chinesischen und der nepalesischen Grenzstation einen großen Umladeplatz.
Nach zwei Stunden Fahrt erreichen wir die chinesische Grenzstation Dram (chin. Zhangmu, 2.300m). Wir müssen aus dem Jeep aussteigen und uns in die lange Schlange der Wartenden einreihen. Nur die Fahrer dürfen in den Fahrzeugen bleiben. Einige Zeit passiert gar nichts; keine Bewegung in der Schlange. Dann werden von Zeit zu Zeit ein paar Leute vorgelassen. Irgendwann sind auch wir an der Reihe. Da wir in unseren Pässen keinerlei chinesische Stempel haben, gibt es eine kleine Konfusion. Mit Hilfe unseres nepalesischen Guides Domi und seiner Gruppenvisaunterlagen ist das aber schnell geklärt und wir können diese erste Hürde passieren.
Nach dieser Kontrolle können wir wieder in die Fahrzeuge steigen und es geht in weitern Serpentinen im Tal entlang. Manchmal führt die Strasse durch eine kleine Furt, manchmal fällt ein Wasserfall direkt auf die Strasse. Eigentlich könnte man so was gleich als Waschanlage bezeichnen, aber dummerweise führen Bäche eben auch oftmals Steine mit sich... Uns traf jedenfalls kein Stein und wir konnten uns weiter durch die teils arg aufgeweichte Strasse wühlen.
Acht Kilometer nach der chinesischen Grenzkontrolle erreichen wir die "Friendship Bridge", welche die eigentliche Grenze zwischen Tibet und Nepal darstellt. Hier ist Endstation für unsere tibetischen Begleiter. Die Jeeps werden ausgeladen und das Gepäck an die zahlreich zur Verfügung stehenden Träger verteilt. Wir tragen unsere Taschen selbst und gehen zur Brücke. Hier kontrolliert ein chinesischer Beamter ein letztes Mal unsere Pässe. Auf der Brücke markiert ein Strich die Grenze. Und hier überkommt mich auch irgendwie das Gefühl, wieder etwas freier zu sein.
Gleich hinter der Brücke beginnt der Ort Kodari (1.620m). An der nepalesischen Grenzstation laufen wir zunächst vorbei und kehren in ein Gasthaus ein. Hier erwartet uns schon der Fahrer, der uns mit seinem Kleinbus nach Kathmandu bringen soll. Ohne Gepäck geht es dann zurück zur nahen Grenzstation. Hier herrscht absolutes Chaos, keine geordneten Schlangen wie auf dem Flughafen in Kathmandu. Wir benötigen ja wieder ein neues Visum und müssen dafür auch zahlen. Unser Fahrer kennt sich hier scheinbar gut aus und ich kann ohne zu warten sofort mit einem Beamten verhandeln. Es heißt, hier kann man sein Visum nicht mit Euro bezahlen, es würden nur US-Dollar angenommen. Statt 30,- USD zahlen wir hier 30,- EUR als Visumsgebühr. Das ist zwar mehr als der eigentliche Gegenwert, aber dafür erhalten wir in einem Nebenzimmer auch eine bevorzugte Behandlung und eine sehr schnelle Abwicklung der Einreiseformalitäten. Hoch lebe die Korruption.
Gegen 11.30 Uhr können wir die Fahrt auf der anfangs total verstopften Strasse beginnen. Neben uns sitzt noch ein koreanisches Paar mit im Kleinbus. Die Strasse ist ebenso wie in Tibet unbefestigt und teils sehr schlecht. Daher kommen wir mit unserem Kleinbus nur sehr langsam voran. Ein Jeep wie in Tibet wäre hier besser geeignet. Doch nach und nach sind immer längere Stücken der Strasse auch asphaltiert. In Kadichour, 45km nach der Grenze, machen wir nochmals Rast und genießen das nepalesische Standardessen Dhal bat. Hier ist ein Verkehrsknotenpunkt, denn vom Arniko Highway nach Kathmandu zweigt hier die Strasse nach Jiri ab. Von da kann man in Richtung Khumbu und Everestregion starten. Völlig überfüllte Busse mit Trauben von Menschen an den Türen und oben auf den Dächern fahren hier in alle Richtungen.
Unser Guesthouse in Kathmandu erreichen wir nachmittags gegen vier. Hier verabschieden wir uns von unserem Koch, der uns mit seinem guten und reichlichen Essen Kräfte geschenkt hat und von unserem Guide, der uns gut durch die besuchten Gegenden geleitet hat. Wir packen nun unsere Taschen für den nächsten Teil der Reise. Wir hatten ja einiges hier im Hotel gelassen und nicht alles mit auf die Tibet-Tour mitgenommen. Abends gehen wir noch ins Rum Doodle und feiern den erfolgreichen Abschluss des ersten Teils unserer Reise.

Der Grenzort Dram (Zhangmu). Überfüllter Bus in Kadichour.
Der Grenzort Dram (Zhangmu). Überfüllter Bus in Kadichour.

Mi, 4.10.2006: Wir lassen uns von einem Taxi zum Flughafen bringen. Er fährt ziemlich halsbrecherisch und in Rekordzeit sind wir am Ziel. Uns fällt es allerdings nicht ganz leicht ihm klarzumachen, dass wir nicht zum internationalen Terminal sondern zum Domestic Airport wollen. Dort klappt dann allerdings alles recht gut und zügig. Die Airport-Tax in Höhe von 170,- NPR pro Person am Bankschalter bezahlt, eingecheckt, durch die Personen- und Gepäckkontrolle hindurch und ab in die Wartehalle. Ach, und ich hatte vergessen mein Klappmesser aus dem Deckelfach des Rucksacks zu nehmen und in das Hauptgepäck zu legen. Aber die Kontrollen waren so lasch, dass dies niemanden auffiel. Ich selbst merkte es erst abends in Pokhara! Während des Fluges nach Pokhara konnte man wieder die aus den Wolken ragenden Eisriesen von Ganesh bis Dhaulagiri bestaunen.
In Pokhara gingen wir nicht wie in den letzten Jahren in das Hotel Kantipur, sondern ließen uns vom Fahrer unseres Taxis ein Hotel empfehlen. Er fuhr uns zum Hotel "View Point", wie die meisten Hotels in Lakeside gelegen. Wir schauten es uns an und befanden es für gut. Der Preis von 10,- USD ohne Frühstück schien auch angemessen zu sein. Inklusive Frühstück wären 14,- USD fällig, aber mit 10,- USD und Frühstück extra (ca. 100,- NPR für ein einfaches Frühstück) kommt man günstiger.
Wir schlenderten an den Geschäften entlang und kauften die obligatorischen Postkarten. Allerdings war es schier unmöglich, Briefmarken zu bekommen. Während des Dashain-Festivals ist eine komplette Woche alles Feiertag und Behörden (wie z. B. Postämter) haben geschlossen. Damit können auch die Händler und Ladenbesitzer keinen Nachschub organisieren. Mittags speisen wir im Fewa-Lake Restaurant, unserem Stammlokal seit nunmehr bereits drei Jahren. Der elektronische Vogel im Restaurant ist defekt; so signalisiert eine simple, mechanische Handglocke aus der Küche, dass das Essen fertig ist. Wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen am See, schreiben Karten und lesen. In einem Reisebüro buchen wir eine Tour zum Chitwan Nationalpark, die wir nach unserer Rückkehr nach Pokhara starten wollen.

Handbetriebenes Riesenrad in Pokhara. Der Dhaulagiri (8.167m).
Handbetriebenes Riesenrad
in Pokhara.
Der Dhaulagiri (8.167m).

Do, 5.10.2006: Nach dem Frühstück lassen wir uns mit dem Taxi zum Flughafen bringen. Natürlich ist der Flieger nicht pünktlich, denn in Pokhara herrscht noch Nebel. Gegen neun konnten wir dann endlich in unserer kleinen Twin Otter starten. Der Flug war wieder wie gewohnt prächtig, mit den Annapurnas, dem Macchapuchare, den Nilgiris auf der rechten Seite. Später, als der Flieger in das Tal des Kali Gandaki einbiegt, kommen noch der Dhaulagiri und der Tukuche Peak auf der linken Seite hinzu. Es ist immer wieder ein tolles Gefühl, durch dieses Tal zu fliegen.
Nach der Landung in Jomsom wollte der Armeebeamte nicht nur unseren Pass, sondern auch unser Trekkingpermit sehen. Da wir keines hatten meinte er, wir würden wohl ein Problem bekommen. Wir sollten am Ausgang des Flughafens nach rechts zum Kontrollpunkt des ACAP gehen und uns dort das Permit kaufen. Da wir den Weg jedoch kennen sind wir natürlich schnurstracks nach links gelaufen und ließen uns am Kontrollpunkt nicht sehen. Am Ausgang des Flughafens wartete natürlich schon eine Schar von potentiellen Trägern auf die Touristen aus dem Flieger. Anfänglich wollten sie für den dreistündigen Weg nach Tukuche satte 10,- USD (ca. 750,- NPR !) haben. Das ist natürlich völlig überzogen und wir machten den Anschein des Weitergehens ohne Träger. Und plötzlich fiel der Preis für einen Träger auf 300,- NPR!
Mit unserem neuen Arbeitnehmer machten wir uns auf den Weg gen Süden nach Tukuche. Am Ortsausgang von Jomsom machten uns allerdings noch ein paar Vertreter der Maoisten ihre Aufwartung. Sie meinten wohl, in uns wieder ein paar neue Opfer zum Abkassieren ihrer "Steuer" gefunden zu haben. Etwas verdutzt waren sie allerdings als wir ihnen erklärten, dass wir nicht gewillt sind, nochmals diese Steuer zu zahlen. Wir legten unsere Quittung der Maoisten aus Hilsa an der tibetischen Grenze vor und siehe, wir konnten unseres Weges ziehen. Scheinbar ist die Disziplin bei denen dann doch so groß, dass man wenigstens nicht zweimal abkassiert wird.
Bis Marpha, der Apfelhauptstadt Nepals und etwa eine Stunde von Jomsom entfernt, hatte ich zusätzlich zu meinem Rucksack auch noch eine große Tasche auf den Rucksack gepackt. Diese übernahm jetzt auch noch der Träger. Ist mir unklar, wie man soviel Gepäck auf dem Rücken über längere Zeit durchhalten kann.
Wir näherten uns Tukuche (2.590m) und dem leckeren Apfelkuchen von Purna. Wir schritten durch das Eingangstor des Ortes und waren gleich am Ziel angelangt. Das High Plains Inn ist ja gleich die erste Lodge von Tukuche. Sogleich wurden wir von den Inhabern, dem Holländer Patrick und seiner nepalesischen Frau Purna begrüßt. Die Terrasse der Lodge wird gerade zur verglasten Veranda umgebaut, um den Staub etwas draußen zu halten. Es gab ein Begrüßungsgetränk und einen ausgiebigen Schwatz mit den beiden. Und natürlich verspeisten wir auch gleich ein Stück Apfelkuchen, denn schließlich ist schon allein dieser eine Reise wert. Es wurde der Schlachtplan für die nächsten Tage besprochen und wir packten unsere Rucksäcke und Taschen um, damit wir bzw. die Träger möglichst wenig tragen müssen.

Fr, 6.10.2006: Kurz vor neun beginnen wir mit dem Aufstieg zum Dhampus Peak. Unser dritter Versuch, diesen Berg zu bezwingen. Aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei. Durch einen engen Taleinschnitt geht es mäßig bergan bis wir die "zweite Etage" von Tukuche erreichen. Auf einem Plateau etwa 300m über dem Tal des Kali Gandaki erreichen wir die Felder und Plantagen. Hier wachsen u. a. Kartoffeln, Buchweizen, Mais und vor allem Äpfel.
Dann beginnt die Felswand. Sie sieht eigentlich so aus, als ob man nicht so einfach da hinaufkommt. Dennoch gibt es einen Weg, der in mühevoller Arbeit von fleißigen Menschen in dieser ungastlichen Felswand angelegt wurde. Im oberen Teil der Wand hat ein Waldbrand 2005 einen Teil der Vegetation vernichtet. Doch in der verbrannten Gegend wächst schon wieder neues Leben empor. Nach der Felswand laufen wir durch krüppelhaften Baumbewuchs, dann über eine Art Almwiese und passieren eine Hirtenhütte. Gegen 14.00 Uhr erreichen wir nach 1.400m Aufstieg Yak Kharka (ca. 4.000m). Direkt auf dem windigen Bergrücken haben Viehhirten als Windschutz aus Steinen Mauern errichtet. In den dadurch entstandenen Höfen stehen Hütten. Unten ein paar Steine, darüber ein geflochtenes Dach in Tonnenform. Darauf liegen noch ein paar Decken und Plastikfolie als Schutz gegen Wind und Regen. Drinnen liegt auf dem Boden Heu. Eine kleine Feuerstelle zum Kochen und Heizen ist ebenfalls eingerichtet. Nur der Rauchabzug ist nicht so ganz optimal gestaltet. In der Hütte lässt es sich ganz gut aushalten, nur der Rauch beißt manchmal in den Augen. Diese Hütte wird für die kommende Nacht die Unterkunft für unsere Träger, für uns haben wir Zelte mit. Ein Hirte ist wohl gerade nicht da, ist entweder im Tal oder mit seinen Yaks oder Ziegen unterwegs.
Wir sitzen nachmittags alle zusammen in der Hütte bei Tee und Keksen. Draußen peitscht der heftige Wind die Wolken über den Bergrücken. Sie werden von Süden herangeweht, stauen sich vor den Bergen, werden hinauf und über den Berg gedrückt. Dahinter lösen sich die Wolken bald auf und das im Tal sichtbare Jomsom liegt bereits wieder in der Sonne.

Verbrannter Baum vor der Nilgiri-Gruppe (bis 7.061m). Ein Yak vor dem Tukuche Peak (6.920m).
Verbrannter Baum vor der
Nilgiri-Gruppe (bis 7.061m).
Ein Yak vor dem
Tukuche Peak (6.920m).

Sa, 7.10.2006: Der Wind hat entgegen seiner sonstigen Gewohnheit in der Nacht nicht nachgelassen. Auch die Wolken sind nicht weniger geworden. Im Gegenteil. In der Nacht fing es zudem an zu regnen. Der Regen hielt auch bis zum Morgen an. Wir fragten uns schon, ob die Geister dieses Berges wohl etwas gegen uns verschworen haben. Wir frühstückten in der Behausung der Hirten und warteten erst mal ab. Das Wetter fing an, sich etwas zu bessern. Man konnte sogar stellenweise etwas blauen Himmel erkennen. Also bauten wir dann doch unsere Zelte ab und begaben uns gegen neun Uhr auf den weiteren Weg.
Es ging immer weiter auf dem Bergrücken entlang, teils durch Wiesen, später über Schotter; teils mäßig, teils steil. Bis auf eine Höhe von ca. 5.000m stiegen wir bergan. Hier biegt der Weg in die westliche Flanke des Berges ab. Im Jahre 2005 bei unserem vorhergehenden Versuch war diese Gegend bereits unter tiefem Schnee begraben; jetzt laufen wir auf einem gut erkennbaren Pfad durch den Schotter. Hier führt auch der Weg der Dhaulagiri-Umrundung über den French Pass entlang. Es folgt ein kleiner Abstieg in eine Senke. In dieser hatten wir ein Jahr zuvor unser zweites Camp errichtet. In diesem Jahr machen wir hier nur eine Mittagspause mit Keksen und Tee. Dann ging es in leichtem Auf und Ab weiter bis zum dritten Camp des Vorjahres. Dies wird wieder unser Lager vor dem Gipfelsturm. Schon von weitem konnte man die Westflanke des Dhampus Peak sehen. Davor sollte unser Lager sein. Doch der Weg zog und zog sich. Immer wieder ging es in ein ausgetrocknetes Bachbett hinein und auf der anderen Seite wieder hinaus. Immer wieder musste man eine neue Moräne erklimmen. Immer wieder trieb der Wind die Wolken heran und hüllte uns in Nebel. Immer wieder dachte man: "Kommen wir denn nie am Lager an?" Doch irgendwann kamen wir an. Gegen 16.00 Uhr erreichten wir das Lager und unsere vorausgeeilte, fleißige Mannschaft hatte bereits die Zelte aufgebaut. So konnten wir uns gleich darauf auf die Matratzen fallen lassen und erst einmal ein bisschen ausruhen.
Am Abend kam der Vollmond heraus und tauchte den Tukuche Peak (6.920m) gleich nebenan in ein gespenstisches Licht. Und 1.000m über uns grüßt der Gipfel des Dhampus Peak.

So, 8.10.2006: Nach den zwei anstrengenden Aufstiegstagen legen wir heute einen Ruhetag ein. Sehr lange konnten wir zwar nicht schlafen, denn wenn man bereits gegen 19.00 Uhr im Schlafsack liegt, kann man morgens natürlich auch nicht ewig schlafen. Gegen 7.00 Uhr stehen wir auf. Es ist ein schöner Tag. Die Sonne strahlt von einem wolkenlosen Himmel, kein Wind ist zu spüren. Selbst die schneebedeckten Eisriesen ringsum zeigen am Gipfel keine Schneefahne. Eigentlich das richtige Wetter, um den Gipfel zu erstürmen. Aber das würden wir an diesem Tage kräftemäßig nicht schaffen. Wir müssen erst wieder ein bisschen Energie tanken.
Das Zelt ist innen etwas gefroren und wir packen Schlafsack und Isomatte gleich raus in die Sonne. Eine Weile nach dem Frühstück machen wir einen kleinen Spaziergang in Richtung Dhampus Pass (5.212m), biegen aber etwas vorher ab auf den abfallenden Bergrücken des Dhampus Peak und gehen da ein kleines Stück hinauf. Ein ganz kleiner Vorgeschmack für den nächsten Tag.
Unsere Träger sind am Bach ein Stück hinab gegangen. Sie haben entdeckt, dass von einigen Gruppen Schüsseln, Töpfe und ähnliche Utensilien zu finden sind. Diese sind wohl einfach den Hang hinab gerutscht und die Leute waren einfach zu faul, das Zeug wieder herauf zu holen. Für unsere Träger war es eine ganz ansehnliche Beute.
Ab dem späten Vormittag drückt - wie am Vortag auch - der Wind die Wolken nach oben. Manchmal hat man den Gipfel des Dhampus Peak gut vor Augen und im nächsten Augenblick sind wir wieder in dicke Wolken gehüllt. In solchen Momenten wird es natürlich sofort kühl. Ist die Sonne dann wieder da, so möchte man gleich die Jacke wieder ausziehen. Wir packen unsere Sachen für den morgigen Gipfelsturm in den Rucksack und verschwinden beizeiten in den Schlafsäcken.

Die Aufstiegsflanke am Dhampus Peak.
Die Aufstiegsroute am Dhampus Peak.

Mo, 9.10.2006: Mitten in der Nacht um zwei Uhr klingelt der Wecker. Kurz vorher waren wir schon wach, da wir das Klappern des Kochgeschirrs aus dem Küchenzelt hörten. Wir schälen uns aus den Schlafsäcken und stärken uns etwas mit Keksen, Kaffee und Tee. Die Flaschen wurden gut gefüllt, denn ausreichend Flüssigkeit ist bei dieser Tour sehr nötig.
Kurz vor drei geht es ab in Richtung Berg. Außer uns beiden kommt noch Patrick und ein Träger mit. Falls einer von uns umkehren muss, so kann der Träger mit umkehren und keiner bleibt allein. Es weht kein Wind, der Himmel ist klar, die Sterne funkeln und der Vollmond strahlt so hell, dass man auf die Stirnlampen hätte getrost verzichten können. Vorerst geht es auf der Südwestflanke des Berges sanft hinauf. Der Schotter ist gefroren und hat teilweise eine leichte Reifauflage. Diese ist aber nicht weiter störend, der Boden ist trotzdem recht griffig. Der Schotterhang ist teilweise recht steil und weist eine Neigung von bis zu 45° auf.
Als sich die Sonne über den Horizont kämpft und die ersten Bergspitzen in ein goldenes Licht taucht wird es kalt, wir schätzen ungefähr -15°C. Aber weiterhin kein Wind, also ist die Kälte auch nicht so schlimm. Wir testen hier nun die neuen Daunenhandschuhe und darin die chemischen Handwärmer. Beides wärmt wie gewünscht.
Bei etwa 5.700m gilt es eine Steilstufe zu überwinden. Wir schnallen die Stöcke an den Rucksack, denn hier müssen wir für die leichte Kletterei auch die Hände zu Hilfe nehmen. Das lose Gestein ist etwas hinderlich und man muss schon aufpassen, wo man hintritt oder wo man sich festhält. Bis fast zum Gipfel ist der gesamte Weg schneefrei. Nur ein kleines Stück vom Vorgipfel bis zum eigentlichen Gipfel ist mit einer harten Schneeauflage versehen und könnte nur mit Steigeisen begangen werden, da es nach Norden hin mächtig bergab geht. Aber zum Glück gibt es noch einen anderen Weg, der wiederum in leichter Kletterei in eine schneebedeckte Senke hinabführt. Aus dieser ging es durch lockeren Schnee sicher hinauf auf den Gipfel.
Um 8.10 Uhr, d. h. nach reichlich fünf Stunden Aufstieg standen wir alle vier zusammen dann bei herrlichem Sonnenschein und fast keinem Wind auf dem Gipfel des Dhampus Peak. Dieser ist laut Karte 6.012m hoch, mein GPS zeigte 6.064m an. Nun haben wir also beim dritten Versuch den Gipfel erreicht. Natürlich wurde viel fotografiert, man hat ja auch nicht allzu oft einen solch tollen Ausblick und ein solches Glück mit dem Wetter. Um uns herum Eisriesen wie Dhaulagiri (8.167m), Tukuche Peak (6.920m), die Annapurna-Gruppe (bis 8.091m), die Nilgiri-Gruppe (bis 7.061m) und weiter entfernt der Manaslu (8.156m) und Shishapangma (8.012m). Und schließlich, es ist kaum zu glauben, in etwa 300km Entfernung ist in Richtung 335° der Kailash klar zu sehen. Tief unter uns hängen die Wolken in den Tälern.
Nach 45 Minuten auf dem Gipfel stecken wir noch ein paar Gipfelsteine ein und machen uns auf den Rückweg. Der Gipfel ist ja schließlich nur der halbe Weg. Nach nur zwei Stunden hatten wir die 1.000m Abstieg hinter uns und wir waren wieder im Camp angelangt. Hier aßen wir ein wenig zu Mittag und packten dann unsere Sachen zusammen. Inzwischen zogen auch aus dem Tal die ersten Wolken herauf und hüllten uns ein. Wir machten uns an den weiteren Abstieg, da wir noch am gleichen Tag bis hinab nach Tukuche wollten. Ein Abstieg von insgesamt 3.500m! Nachdem wir den nahezu horizontalen Weg auf ca. 5.000m Höhe hinter uns gebracht hatten und es nun wirklich wieder abwärts ging, waren wir von Wolken und starkem Wind, der teilweise sogar Sturmstärke erreichte, eingehüllt. Wenn ein großer Felsbrocken oder eine Senke etwas Schutz boten, machten wir eine kleine Pause. Auf Yak Kharka, unserer Üersten Übernachtungsstation dieser Tour, setzten wir uns wieder in die Hütte und machten eine längere Pause. Es ging dann noch steil durch die Felswand hinab und als wir die Apfelplantagen passiert hatten, wurde es dunkel. Doch von dort waren es nur noch wenige Minuten Weg bis zur Lodge in Tukuche, die wir kurz nach 18.00 Uhr erreichten.
Erschöpft, aber glücklich über die gelungene Tour, machten wir uns über den heiß ersehnten Apfelkuchen her. Natürlich war uns auch die heiße Dusche sehr willkommen. Der Abend wurde für uns verständlicherweise nicht sehr lang, denn schließlich waren wir ja schon seit drei in der Nacht unterwegs.

Das Tal des Kali Gandaki liegt unter dicken Wolken. Das GPS-Gerät zeigt eine Höhe von 6.064m an. Hinter uns erheben sich Tukuche Peak (6.920m) und Dhaulagiri (8.167m).
Das Tal des Kali Gandaki
liegt unter dicken Wolken.
Das GPS-Gerät zeigt eine
Höhe von 6.064m an.
Hinter uns erheben sich
Tukuche Peak (6.920m)
und Dhaulagiri (8.167m).

Di, 10.10.2006: Von diesem Tag gibt es nicht viel zu berichten. Dies war ein richtiger Ruhetag. Nach dem Frühstück mit viel Kaffee sortierten wir erst einmal unsere Klamotten. Aus der Küche wurde eine große Schüssel geholt und ein wenig Wäsche gewaschen. Schließlich wollten wir ja nicht schon gegen den Wind gerochen werden. Wir setzen uns vor der Lodge in die Sonne und verbringen die Zeit damit, Karten zu schreiben, zu lesen und Leute zu beobachten.

Mi, 11.10.2006: Nach dem Frühstück packten wir wieder einmal unsere Sachen zusammen. Der Träger, der uns auf den Gipfel des Dhampus Peak begleitet hatte, wollte unsere Sachen auch nach Jomsom tragen. Kurz vor unserem Aufbruch kam noch eine ganze Truppe zur Lodge, um hier Teepause zu machen; Veranstalter: Diamir. Sie waren dabei, die Annapurna-Runde zu laufen.
Nachdem wir uns von Purna und Patrick verabschiedet haben, machen wir uns gegen 10.00 Uhr auf den Weg zurück nach Jomsom. In reichlich drei Stunden erreichen wir das Hotel Xanadu direkt neben dem Flugplatz. Für 200,- NPR mieten wir einen common room. Dann gehen wir gleich zum Büro von Ghorka Air, um unsere offenen Tickets für einen festen Flug bestätigen zu lassen. Doch, oh großer Schreck, keine Chance in den nächsten Tagen hier in einem Flieger mitzukommen. Alles ist ausgebucht und größtenteils auch schon rückbestätigt. Der Typ von Ghorka gab uns noch den Tipp, es mal gegenüber bei Royal Nepal Airlines zu versuchen. Das taten wir auch. Und tatsächlich bekamen wir zwei Tickets für den übernächsten Tag, Freitag den 13.! Die Tickets kosteten uns 45,- EUR (54,- USD). Nun wieder zurück zu Ghorka. Hier erhielten wir einen Vermerk auf die Tickets, dass alle Flüge der nächsten Tage "full booked" waren und uns vom Verkäufer in Kathmandu der volle Betrag zurückerstattet werden soll.
Dann gingen wir in Richtung Norden, an den diversen Checkposten vorbei, über die erste Hängebrücke nach rechts über den Fluss in das "Regierungsviertel" des Districts Mustang hinein zum Post Office. Nahezu problemlos erhielten wir unsere 26 noch fehlenden Briefmarken zu 25,- NPR je Stück und so konnten wir auch gleich an Ort und Stelle unsere Karten aufgeben. In unserem Beisein wurden diese auch gleich abgestempelt, also keine Gefahr des Briefmarkenklaus mehr. (Die Karten kamen etwa drei Wochen später in Deutschland an.) Dann ging es wieder zurück. Wir tauschten noch etwas Geld bei einem Moneychanger, der für einen Betrag bis 100,- EUR eine Gebühr von 200,- NPR kassierte. Übersteigt der Betrag die 100,- EUR, so sind 4% Gebühren fällig. Alles wichtige war nun erledigt und wir konnten es uns in unserem Hotel bequem machen.

Do, 12.10.2006: Wie immer sind wir zeitig wach. In der Nacht hat es etwas geregnet und am Morgen ist der Himmel wolkenverhangen. Wir frühstücken und gehen zum Flugplatz nebenan, um dem Treiben etwas zuzuschauen. Eigentlich wollen wir sehen, wie die Flugzeuge hier landen und starten. Doch das Tor des Flugplatzes ist verschlossen, nur Militär und Bedienstete sind im Gelände. Gen Süden ist das Debakel des Tages sichtbar: Dichte Wolken hängen im Tal und verbieten somit jeglichen Flugverkehr, da ja hier alles auf Sicht geflogen wird. Bis kurz nach zehn warteten wir gemeinsam mit einer ganzen Menge von Flugwilligen. An diesem Tag sollte kein einziger Flug zustande kommen.
Um uns die Zeit zu vertreiben laufen wir in aller Ruhe nach Marpha. Dieses liegt in einer Bucht etwas geschützt und ist damit dem täglichen Wind nicht so extrem ausgesetzt wie andere Orte in diesem Tal. Wir bummeln durch die Gassen und essen etwas zu Mittag. Wir laufen wieder zurück nach Jomsom, bei sehr starkem Wind und damit verbunden natürlich auch sehr viel Staub in der Luft.

Fr, 13.10.2006: Freitag der dreizehnte, und wir wollen fliegen. Der erste Blick aus dem Fenster verheißt nichts gutes. Die Wolken hängen wieder ziemlich tief im Tal. Doch die aufgehende Sonne hat Mitleid mit uns und dünnt die Wolken aus. Manchmal ist sogar etwas blauer Himmel zu sehen. Wir frühstücken etwas und gehen in guter Hoffnung zum Flugplatz. Auch heute stehen schon wieder viele Leute auf der Straße, doch auch heute ist das Tor verschlossen.
Doch plötzlich, oh welcher Wohlklang in unseren Ohren, ertönt auf dem Flugplatz eine Sirene. Dies war im Jahr vorher in Lukla immer die Ankündigung von Flugbewegungen. Und nun kam auch Bewegung in die Menschen hier. Das Tor ging auf und wir konnten zur zweiten Hürde vorstoßen. Auf dem Weg zum Abfertigungsgebäude versperrt eine Bank mit zwei Militärs den Weg. Taschenkontrolle. Das Buch mit den persönlichen Daten wie Name etc. bleibt verschlossen an der Seite liegen. Das ist uns sehr lieb, denn so bleiben uns unangenehme Fragen zu unseren nicht vorhandenen Permits erspart. Als nächstes eilen wir zum Schalter der Royal Nepal. Hier herrscht eine Betriebsamkeit, wie wir sie von Nepal her sonst nicht kennen. Alle Personen hinter dem Tresen sind beschäftigt, alle mit etwas scheinbar Sinnvollem und alle beeilen sich. Und schon schwebt die erste Maschine der RNAC ein. Wir sind auf die zweite Maschine der RNAC gebucht und müssen uns daher noch etwas in Geduld üben. Inzwischen kommt auch Ghorka und Flying Dragon. Letztere sind wahrscheinlich von Ghorka gechartert, um den Fluggaststau vom vorherigen Tag abzubauen. Gegen 9.30 Uhr starten wir zu unserem kurzen Flug gen Pokhara.
In Pokhara mieten wir uns wieder im Hotel "View Point" ein. Außerdem rufen wir noch in Kathmandu bei Gulf Air an, um unseren Rückflug bestätigen zu lassen. Nach dem Mittag machen wir uns auf den Weg, um die japanische World Peace Pagoda zu besuchen. Wir laufen via Damside um den Fewa Lake herum und arbeiten uns durch die Flanke des Berges langsam bergan. Manchmal sind wir in Zweifel, ob der eingeschlagene Weg auch der richtige ist. Aber nach 1,5 Stunden sehen wir die Stupa endlich ein wenig vor uns auf dem Berge. Sie ist dann schnell erreicht. Oben verweilen wir ein wenig, bevor wir uns wieder an den Abstieg machen. Wir wählen einen Weg, der mit dem Hinweis "Boatservice to Lakeside" markiert ist. Es geht teils ziemlich steil bergab, der Weg ist aber recht gut ausgebaut. Unten am See kann man sich ein Boot im One Way mieten und damit hinüber ans Ufer von Lakeside paddeln. Das erspart eine Menge Weg.

Die Maoisten haben auch in Jomson geflaggt. Die World Peace Pagoda hoch über Pokhara.
Die Maoisten haben
auch in Jomson geflaggt.
Die World Peace Pagoda
hoch über Pokhara.

Sa, 14.10.2006: Nach dem zeitigen Frühstück bringt uns ein Taxi zum Tourist Bus Park. Hier sehen wir auch gleich unter vielen anderen unseren Bus von Standard Travels in den Chitwan Nationalpark. Das Gepäck ist schnell auf dem Dach verstaut. Wir kaufen noch ein paar Äpfel und Bananen für die Fahrt und fast pünktlich um 7.30 Uhr wie alle anderen Busse startet auch unserer. Es ist ein landestypischer Bus aus dem indischen Tata-Konzern, ohne jeglichen Komfort und eng bestuhlt. Nach zwei Stunden Fahrt wurde an einem Rasthaus kurz Station gemacht. Währenddessen wurde am Bus die Hupe repariert. Ich hatte mich schon gewundert, dass dieser Bus so ruhig war. Hier ist schließlich die Hupe das wichtigste Bauteil an einem Fahrzeug.
Als wir im Chitwan eintrafen, warteten am Bus Stop schon die Abholer der verschiedenen Hotels. In unserem Auto saß schon ein Gast, welcher aus Kathmandu angereist war. Die Abholung erfolgte in einem uralten russischen Militärjeep. Zum Starten des Motors stieg der Fahrer aus, nahm die Kurbel, welche griffbereit auf dem Armaturenbrett lag, und startete den Motor tatsächlich mit dieser Kurbel. Wie zu den Anfangszeiten des Automobils. Wir fuhren ein paar Meter und dann streikte das Getriebe. Dieser Teil der Reise fängt ja prima an! Aber gelernt ist gelernt und mit ein paar geschickten Handgriffen des Fahrers fuhr die Kiste nach einigen Minuten wieder. Wir fuhren nach Sauraha zum Unique Wild Resort. Hier gab es zuerst eine Begrüßungscola und dann die Zuweisung der Zimmer. Das Zimmer war riesig groß, hatte ein Bad mit Dusche und einen Balkon gen Westen. Direkt in der Nachbarschaft stehen Elefanten in ihren offenen Ställen. Zum Nachmittag gab es eine Einführung in das Programm der nächsten Tage und einen kleinen Rundgang durch und Erklärungen zum Leben in einem Terai-Dorf. Traditionelle Häuser werden aus einem bambusähnlichen Material gebaut und mit Kuhdung verputzt. Winzige Fenster garantieren, dass durch den innen bleibenden Rauch der Kochstelle die Moskitos draußen bleiben. Ebenso können durch die kleinen Fensterchen keine bösen Geister hineinkommen. Auf den Feldern können pro Jahr meist drei Ernten eingebracht werden; zweimal Reis und einmal etwas anderes, wie z. B. Mais.

Reisbauer im Terai bei der Arbeit. Elefantenbaby im Elephant Breeding Center.
Reisbauer im Terai
bei der Arbeit.
Elefantenbaby im
Elephant Breeding Center.

So, 15.10.2006: Pünktlich 6.15 Uhr werden wir durch Klopfen an der Tür geweckt. Nach dem Frühstück gibt es eine Bootspartie. Wir fahren in einem Einbaum den Rapti hinab. Dies ist eine äußerst wackelige Angelegenheit und ich fühle mich dabei nicht so richtig wohl. Die Augen und ein Teil der Schnauze eines im Wasser treibenden Krokodils sind zu sehen. Ebenso natürlich eine Menge diverser, schön anzuschauender Vögel. Nach ca. 45 Minuten Bootsfahrt sind wir erlöst und es geht zu Fuß weiter durch über zwei Meter hohes Gras. Bunte Blumen, darunter auch Mimosen, säumen den Weg. Schmetterlinge setzen ebenso bunte Farbtupfer in die Landschaft.
Als nächstes führt uns der Weg ins Elephant Breeding Center (EBC), einer Aufzuchtstation für Arbeitselefanten. Diese stehen mit Ketten an Holzpfählen angepflockt unter Dächern. Diese spenden einerseits Schatten und bieten andererseits auch Schutz vor dem Monsunregen. Ein sechs Monate altes Elefantenbaby konnte sich im gesamten Gehege frei bewegen.
Wir gingen zurück zum Fluss. Am Ende der Asphaltstraße sind ein paar Kneipen direkt am Flussufer. Hier kamen gegen 12.30 Uhr zwei Elefanten an. Sie trotteten in das Wasser und gönnten sich ein Bad. Als Tourist kann man auch einen Elefanten besteigen und mit ihnen zusammen baden gehen. Einige haben das auch genutzt. Auf Befehl des Elefantenführers stehen die Elefanten auf, drehen sich, legen sich hin und vieles andere mehr. Alles natürlich so, dass die auf den Elefanten sitzenden Touristen dabei in das Wasser purzeln müssen. Nach einem Bad in diesem Fluss sollte man sich allerdings duschen.
Nach diesem Schauspiel liefen wir zurück in unser Resort zum Mittagessen. Danach kam wohl der Höhepunkt des Aufenthaltes im Chitwan NP: Eine Safari auf dem Rücken eines Elefanten.
Auf dem Rücken des Elefanten werden zwei Säcke mit Stroh befestigt. Darauf kommt ein Holzgestell, in dem vier Touristen Platz finden. Der Elefantenführer selbst sitzt im Nacken des Elefanten. Über eine Treppe erreicht man eine Plattform. Der Elefant wird rückwärts an diese herandirigiert und man kann relativ bequem auf- bzw. absteigen. Anfangs ging es in schnellem, schwankenden Schritt auf der Hauptstrasse durch den Ort, später dann in den Dschungel hinein. Hier wurde der Elefant langsamer und es wackelte nicht mehr gar so arg. Immer wieder streiften Äste und Zweige unsere Arme und Beine. Gut, dass wir lange Sachen und festes Schuhwerk anhaben. Kaum zu glauben, wie manche Leute auf so eine Tour gehen. Weiße Kleidung, haufenweise Schmuck und, ganz grässlich, ständiges Handyklingeln! Offensichtlich verwechseln manche Leute eine Safari in einem Nationalpark mit einer Tour durch Disneyland. Meist waren es Nepali, die ein solches Verhalten an den Tag legten.
Nach einer ganzen Weile des Herumstreifens wirkten die Elefantenführer verändert. Den Grund erfuhren wir wenige Minuten später. Im dichten Unterholz konnten wir ein Panzernashorn ausmachen. Es war ein Muttertier und hatte auch noch ein Junges dabei. Dann zeigten die Elefantenführer weiteres Geschick. Sie trieben die beiden Tiere auf eine Lichtung, damit sie auch in voller Pracht zu bestaunen waren. Dabei ließen sie ihnen aber dennoch immer eine Rückzugsmöglichkeit offen. Scheinbar fühlten sich die beiden auch nicht bedroht, denn sie blieben ganz ruhig. Natürlich klickten jetzt die Fotoapparate in einem fort. Nach einigen Minuten war die Show beendet und es ging zurück zum Resort.
Nach dem Abendessen fuhren wir in das Ortszentrum, um einer kulturellen Darbietung der ortsansässigen Tharu beizuwohnen. Mit Trommeln und kleinen Becken begleitete Tänze wurden vorgeführt. War gar nicht mal so schlecht anzuschauen und der Rhythmus der Trommeln geht auch hier in die Beine. Doch zumindest die Musiker wirkten irgendwie nicht so richtig mitgerissen vom Rhythmus und erweckten den Eindruck, dass sie nicht mit Leidenschaft bei der Sache waren.
Wir entschlossen uns, noch einen Tag länger hier zu bleiben. In Kathmandu erwarten uns eh nur Hektik und Lärm und die Zeit können wir im Chitwan angenehmer vertrödeln. Das ganze kostete uns zusätzliche 15,- USD pro Person.

Touristen auf Nashornjagd... ...und sie waren erfolgreich.
Touristen auf Nashornjagd... ...und sie waren erfolgreich.

Mo, 16.10.2006: Wiederum um 6.15 Uhr kommt das Weckklopfen. Nach dem Frühstück geht es zu Fuß und mit Fernglas ausgerüstet an den Fluss zur Vogelbeobachtung. Irgendetwas ganz besonderes ist uns dabei aber nicht vor die Linse gekommen. Auf einer Sandbank im Fluss döste ein Krokodil vor sich hin. Zwar kein Vogel, aber wenigstens etwas. Wir saßen gewiss zwei Stunden am Ufer, aber es bewegte sich überhaupt nicht.
Zurück im Resort wurde gelesen und gefaulenzt.
Zum Nachmittag starteten wir mit dem Jeep zu einer Safari zu den 20.000 Seen. Ich habe sie aber nicht nachgezählt. Dies ist eine teils kanalisierte Moorlandschaft in der Nähe von Sauraha. Aber auch hier nichts besonderes, keine Tiger, Nashörner oder wilde Elefanten. Adler, Kingfisher (der Vogel, nicht das Bier), Dears, Schwarzstörche und Ibisse waren die hauptsächlichen Akteure.

Di, 17.10.2006: Wir können lange im Bett liegen bleiben, erst kurz nach sieben kommt das Weckklopfen. Beim Frühstück erfahren wir, dass heute alle Busse mit schwarzem Kennzeichen bestreikt werden. Unser Bus nach Kathmandu soll jedoch ein grünes haben und damit darf er heute fahren. Ein Frankokanadier aus Montreal, mit dem wir die Tage in Chitwan verbracht haben, will nach Pokhara. Er hat Pech, denn sein Bus hat ein schwarzes Kennzeichen. So muss er einen Tag länger bleiben. Er will sich ein Fahrrad mieten und ein bisschen die Gegend erkunden. Dies beweist einmal mehr, dass man auf Reisen nach Nepal immer ein paar Reservetage einplanen sollte.
Mit dem Jeep werden wir zum Bus Stop gebracht. Der Bus nach Kathmandu ist größer und bequemer als der auf dem Weg von Pokhara in den Chitwan NP. Man hat deutlich mehr Beinfreiheit und die Lehne kann man etwas herunterklappen. Wir starten gegen 9.30 Uhr und erreichen gegen 15.00 Uhr die Endstation auf der Ring Road in Kathmandu. Sofort stehen auch einige Taxis bereit, um die Reisenden aufzunehmen. Ein solches bringt uns zum International Guesthouse.
Anschließend gehen wir gleich zu dem Büro, wo wir die Jomsom-Flüge gebucht haben um das Geld für den nicht genutzten Ghorka-Flug von Jomsom nach Pokhara zurückerstattet zu bekommen. Dies funktioniert auch tatsächlich ohne größere Probleme; nur die Gebühren für die Kreditkarte bekommen wir nicht wieder. Aber das ist zu verschmerzen. Wir suchen uns noch ein anderes Reisebüro, denn wir wollen uns zum Abschluss der Reise noch einen Mountainflight von Kathmandu zum Mt. Everest gönnen. Für 124,- USD pro Person sind wir dabei. Es gibt einige Fluggesellschaften, die solche Flüge veranstalten. Aber wohl nur Buddha Air besitzt Maschinen, mit denen auch so hoch geflogen werden kann, dass man je nach Wetter sogar zwischen Ama Dablam und Mt. Everest hindurch fliegen kann. Die klapprigen Twin Otter und Dornier 228, mit denen die anderen Gesellschaften fliegen, haben keinen Druckausgleich in der Kabine und können daher nur in niedrigen Höhen operieren.
Für 30,- NPR je Minute rufen wir noch in der Heimat an und den Abend beschließen wir wieder einmal im Rum Doodle.

Mi, 18.10.2006: Früh morgens reißt uns der Wecker aus dem Schlaf. Schon 5.15 Uhr bringt uns ein Taxi zum Domestic Airport. Unser Start zum Flug an den Bergen entlang ist für 6.35 Uhr geplant. Bei unserer Ankunft am Flughafen ist das Gebäude noch verschlossen. Aber wir brauchen nur wenige Minuten zu warten, bis man uns einlässt. Weitere wenige Minuten warten wir, bis der Bankschalter öffnet, um die Airport Tax zu bezahlen. Am Schalter der Buddha Air bekommen wir unsere Bordkarten. Hinein in die Wartehalle. Und hier hat das kurze Warten ein Ende und geht über in ein langes Warten. Wegen des Nebels passiert erst einmal gar nichts. Per Lautsprecher wird durchgegeben, dass sich der Start um eine Stunde verzögert. Die Wartehalle füllt sich mehr und mehr. Zum Glück gibt es hier den wahrscheinlich billigsten Flughafenkaffee der Welt. Nur 25,- NPR sind für einen Becher zu löhnen. Und Kekse haben wir uns vorsorglich schon mitgebracht. Der Abflug wird nochmals verschoben, nun auf 8.00 Uhr. Es ist immer noch zu neblig. Aber irgendwann kommt doch noch Bewegung in die Massen.
Wir fahren mit dem Bus über das Rollfeld zu "unserer" Beech 1900 D. Wir sitzen noch eine ganze Weile in der Maschine, bis wir endlich die Starterlaubnis vom Tower bekommen. Wir fliegen an der Himalaya Hauptkette entlang und steigen dabei bis auf 24.500ft (ca. 7.470m). Natürlich bestaunen alle Passagiere die gewaltigen Berge. Die Stewardess erklärt sogar jedem persönlich die einzelnen Berge. Auch das Cockpit ist nicht tabu und man kann sich die Gegend vom Piloten erklären lassen. Sicher ist dies kein billiges, aber ein schönes Vergnügen.
Den restlichen Tag verbringen wir mit shoppen und relaxen.

Mt. Everest (8.850m) und Lhotse (8.516m). Mit Schnitzereien reich verzierte Fenster in Kathmandu.
Mt. Everest (8.850m) und
Lhotse (8.516m).
Mit Schnitzereien reich
verzierte Fenster in Kathmandu.

Do, 19.10.2006: Wir versuchen, einigermaßen auszuschlafen. Das ist jedoch nicht so leicht in dieser hektischen Stadt, wo Hunde bellen, ständig Autos hupen und sonstiger Krawall herrscht. Noch dazu hat mich in der Nacht Montezuma erwischt, so kurz vor dem Ende der Reise. Man ist halt nie davor gefeit.
Wir begeben uns in das Gewühl von Thamel, schließlich ist Weihnachten nicht mehr weit entfernt.
Am Nachmittag wollen wir den Durbar Square besuchen. Aber wegen eines Festivals sollen Touristen 200,- NPR bezahlen, um auf den Platz zu gelangen. Die Gebühr sei nur an diesem Tage fällig, sagte uns ein Ticketverkäufer, weil sich an diesem Tage die lebende Göttin Kumari zeigen würde. Es wird sogar noch frech gemeint, 200,- NPR wären für uns Touristen doch nicht viel Geld. Als ob wir eine eigene Gelddruckmaschine hätten und nicht für unser Geld arbeiten müssten. Da wir einerseits keinen besonderen Bezug zur Kumari haben und andererseits etwas gegen diese immer mehr zunehmende Abzocke in Nepal haben, lehnen wir dankend ab und gehen zurück nach Thamel.

Fr, 20.10.2006: Der letzte Tag des Urlaubs bricht an. Wir nutzen am Morgen nochmals ausgiebig die heiße Dusche und packen dann unsere Sachen für die Rückreise. Diese lagern wir vorerst noch im Hotel ein, da unser Flieger erst abends geht.
Am Durbar Square wird entgegen der Aussage des Ticketverkäufers noch immer Geld verlangt, was wir noch immer ablehnen. Also bleibt der Durbar Square in diesem Jahr von uns eben unbesucht.
Ein letztes Mal besuchen wir das Rum Doodle, bevor wir zurück zum Hotel gehen. Noch eine Tasse Kaffee und ab geht es in Richtung Flughafen.

Rückflug: Diesmal ist das internationale Terminal unser Ziel. Am Schalter der Bank bezahlen wir unsere Airport Tax. Diesmal sind es 1.130,- NPR Passenger Service Charge zuzüglich 565,- NPR Tax für das Nepal Tourism Board. Insgesamt wird man also noch mal mit 1.695,- NPR (knapp 20,- EUR) zur Kasse gebeten. Das Einchecken geht erstaunlich schnell, es gibt am Schalter nicht einmal eine Schlange. Mit den Bordkarten können wir nun in das obere Stockwerk hinauf. Hier werden die Ausreisepapiere ausgefüllt und es erfolgt die Passkontrolle. Es dauert ein Weilchen, ehe sich der Beamte in meinen vielen in den Pass geklebten nepalesischen Visa zurechtfindet. Aber auch diese Hürde ist genommen. Die nächste Hürde stellte sich dann allerdings als die schwierigste heraus: die Kontrolle des Handgepäcks. Zum Zeitpunkt der Rückreise war es untersagt, jegliche Flüssigkeiten oder Gels mit an Bord zu nehmen. Das stand aber auch erst an der Handgepäckkontrolle und nicht dort, bevor man das Hauptgepäck aufgibt. Bei der Dauer der bevorstehenden Reise möchte ich allerdings nicht auf Zahnbürste und vor allem Zahncreme verzichten. Nach etwas reden ließ dies auch der Beamte zu. Dann aber stieß er auf die Tasche mit Medikamenten, die teils nicht nur nötig sind sondern auch einen erheblichen Wert darstellen. Hier gab es eine längere Diskussion mit Verkostung einer Sorte Tropfen. Doch erst der befragte Vorgesetzte des Beamten gab diese Medikamente dann frei. Er fragte nur, ob es sich dabei wirklich um Medikamente handeln würde. Als ich das bejahte, konnte ich gleich alles wieder einpacken und weiter gehen. Das bestärkte mich in dem Eindruck, dass es sich bei dem ganzen Gehabe des Beamten entweder nur um Machtdemonstration handelte oder dass er damit ein Bakschisch ergaunern wollte, damit ich meines Weges ziehen konnte. Auf jeden Fall ein unrühmlicher Abschied von Nepal.
Wie bei Gulf Air leider üblich, starten wir in Kathmandu mit Verspätung. Flug GF403 bringt uns nach Muscat. Hier stehen schon Bedienstete bereit, die uns über einen inoffiziellen Weg zum Gate leiten.

Sa, 21.10.2006: Wir machen als nächstes einen kurzen, nächtlichen Hopser mit GF17 nach Bahrain. Hier brauchen wir nicht umzusteigen sondern können gleich im Flieger bleiben. Früh morgens kurz vor sieben landen wir in Frankfurt. Nun folgt das bange Warten am Gepäckband. Doch auch unser Gepäck hat den Flug gut hinter sich gebracht und ist mit uns in Frankfurt angekommen. Den ICE nach München verpassen wir um wenige Minuten. Also gönnen wir uns ein kleines Frühstück. Mit dem Zug geht es dann weiter nach München und Unterschleißheim. Am nächsten Tag bringt mich dann ein Flieger der Lufthansa nach Dresden und mit der S-Bahn fahre ich schließlich ins heimische Pirna.

Reiseveranstalter Dies war eine teils privat organisierte Reise. Die Kailash-Tour hatten wir über ein Dresdner Unternehmen organisiert:
  Diamir Erlebnisreisen
  Loschwitzer Str. 58
  01309 Dresden
  Tel.: (0351) 31 20 77
  Fax: (0351) 31 20 76
  e-mail: info@diamir.de
http://www.diamir.de/ Internet: www.diamir.de
 
  Für die Besteigung des Dhampus Peak oder auch einiger anderer Touren im Großraum Tukuche sei folgende Adresse empfohlen:
HIGH PLAINS ADVENTURES Tukuche, Mustang, Nepal www.highplainsinn.com
High Plains Adventures und High Plains Inn, Lodge und Dutch Bakery
Tukuche, Mustang, Nepal

Weitere Infos über Nepal gibt es unter anderem hier:
Nepal.de - deutschsprachiges Nepal-Portal www.nepal.de
deutschsprachiges Nepal-Portal
Nepal.com - Your window on Nepal www.nepal.com
Your window on Nepal
TREKINFO.COM www.trekinfo.com
Information on arranging walking trips in the Himalayan Kingdom of Nepal
NEPALNEWS - News from Nepal as it happens www.nepalnews.com
NEPALNEWS - News from Nepal as it happens
nepalboard.de www.nepalboard.de
Deutschsprachiges Forum zu Nepal

Literatur- und Filmtipps:

  1. Trekking in the Nepal Himalaya, Stan Armington, Lonely Planet, ISBN 1-86450-231-2
    Das Beste, was es auf dem Büchermarkt zum Trekking in Nepal gibt. Darin ist auch die Kailash-Tour beschrieben.
  2. Nepal-Handbuch, Reise Know-How, R. Krack, Peter Rump Verlag, ISBN 3-89416-836-6
  3. Karte: Around Annapurna Pocket Map, 1:200.000, praktisch für die Hosentasche und für den schnellen überblick völlig ausreichend, gibt es in Nepal zu kaufen
  4. Karte Annapurna, herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft für vergleichende Hochgebirgsforschung, München, Vertrieb über Nelles, 1:100.000, äußerst empfehlenswert und sehr genau
  5. Karte Tibet, Reise Know-How, 1:1.500.000, Peter Rump Verlag, ISBN 3-8317-7085-9, umfasst auch fast ganz Nepal sowie Ladakh und Zanskar
  6. Kailash - Tibets heiliger Berg, Bruno Baumann, Piper, ISBN 3-492-24693-1, äußerst empfehlenswertes Buch über die Natur und religiöse Hintergründe, ersetzt fast einen Reiseführer
  7. Sieben Jahre in Tibet, Heinrich Harrer, Ullstein Taschenbuchverlag, ISBN 3-548-35753-9, erzählt wird sein Leben am Hofe des damals noch jugendlichen Dalai Lama.
  8. Einführung in den Buddhismus - Die Harvard-Vorlesungen, XIV. Dalai Lama, Herder spektrum, ISBN 3-451-04946-5

Zum Seitenanfang

www.lutz-hauptmann.net